Trennungsschmerz / starkes Bindungsbedürfnis

 Ingrid Henkes Frage an Ingrid Henkes Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

Frage: Trennungsschmerz / starkes Bindungsbedürfnis

Liebe Frau Henkes, unsere Tochter Luise wird bald 4 Jahre alt. Wir Eltern leben seit fast 2 Jahren getrennt, praktizieren das Wechselmodell mit vernünftigem Umhang ohne Streit, sonder auch mit sehr offener Kommunikation und gegenseitiger Unterstützung bei der Erziehung. Luise geht seitdem sie 1,5 Jahre ist in die Kita. Seit kurzem gibt es den morgendlichen Widerstand gegen die Kita. Sie möchte dort keinen Mittagsschlaf machen (muss sie auch nicht. Wir sagen ihr immer, dass sie sich auch einfach nur ausruhen darf)  Ganz zu schweigen, wenn sie mit Vesper in der Kita bleiben "muss".  Besonders schlimm wurde es, als sie erfuhr, dass Papa allein (mit Freunden, aber ohne sie) in den Urlaub flog, obwohl dies in einer regulären Mama-Woche war. Wir wissen, dass dieses Hin und Her mit dem wöchentlichen Wechsel schwer für ein Kind ist. Wir wohnen jedoch ca 500 m Luftlinie voneinander. Das soziale Umfeld ist in jeder Woche das selbe. Aktuell scheint es, dass sie ein besodnees Bindungsbedürfnis hat. Sie schläft bei jedem von uns auch mit im Bett und nicht in ihrem eigenen, möchte auch nicht allein bei den Großeltern übernachten. Nachmittagliche Betreuung durch die Großeltern ist aber kein Problem. Es gibt keine neuen Partner. Manchmal meckert sie, dass sie nicht zwei zu Hause haben möchte. Das macht uns Eltern natürlich auch trauig. Ich verstehe, dass es schwer für ist, auch wenn sie es seit gleichauf kennt. Wie können wir sie besser unterstützen? Ist das Bindungsbedürfnis besonderen ausgeprägt in diesem Alter? Wir wissen gerade nicht weiter. Über Hilfe wäre ich sehr dankbar.    Liebe Grüße  Laura 

von Pepina09 am 18.09.2023, 09:37



Antwort auf: Trennungsschmerz / starkes Bindungsbedürfnis

Guten Tag, Sie schreiben es ja schon. Eine Trennung der Eltern ist für Kinder nie leicht zu verkraften, auch wenn sie es von klein auf gewöhnt sind. Ihre Tochter verbirgt hinter ihrem Schimpfen über "zwei zu Hause" vermutlich das Bedürfnis, es eigentlich lieber so haben zu wollen. Da Sie die weitere Betreuung Ihrer gemeinsam gut regeln, wird Ihre Tochter die getrennten Eltern auf Dauer gut ertragen können. Hilfreich ist hier auch, dass Ihre Tochter durch Ihr Einvernehmen nicht in einen Loyalitätskonflikt verwickelt wird. Das Bedürfnis nach Nähe kann sich bei Vierjährigen phasenweise ändern. Das muss nichts mit Ihrer Trennung zu tun haben. Kinder haben dann - oft unbewusst - neue Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Daher können sie ein intensiveres Nähebedürfnis entwickeln. Wenn verstärkt autonome Strebungen betont werden, suchen sie weniger Nähe. Für Ihre Tochter ist es wichtig, dass Sie dieses  aktuelle Nähebedürfnis zulassen. Zeigen Sie Ihrer Tochter auch bezüglich des Widerstands gegen den Kiga ihr Verständnis. Betonen Sie gleichzeitig, dass es anders nicht geht. Angesichts des Urlaubs des Vaters können Sie Ihrer Tochter auch schon auf ihrer Verständnisebene erklären, dass Erwachsene manchmal etwas nur mit anderen Erwachsenen machen möchten und dann auch wieder mit ihren Kindern. Für Vierjährige ist es noch schwer zu verstehen, dass Erwachsene eigene Bedürfnisse haben. Vielleicht könnte der Vater ihr bei solchen Gelegenheiten zusichern, dass er beim nächsten Mal wieder mit ihr in Urlaub fährt. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 18.09.2023



Antwort auf: Trennungsschmerz / starkes Bindungsbedürfnis

Kleine Ergänzung: Luise ging bisher sehr gut mit der Trennungssituation der Eltern um. Sie ist ein bisschen schüchtern, aber sehr empathisch, klug und fröhlich. Bis dato also keine "Auffällgkeiten "

von Pepina09 am 18.09.2023, 09:46