Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Traumatische Arztbesuche

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Traumatische Arztbesuche

lillie38

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Guten Tag Frau Henkes, meine Tochter ist 13 Monate alt. Leider hat sie gesundheitliche Probleme, die an sich alle nicht schwerwiegend sind, aber dazu führten, dass wir mehrere unangenehme Situationen bei Ärzten hatten. So musste ihr mehrmals Blut abgenommen werden mit körperlicher Fixierung unter Schreien und Weinen. Zuhause mussten wir mit ihr nach schwerer RSV-Infektion lange inhalieren, wozu wir sie ebenfalls mit Gewalt festhalten mussten. Heute hatten wir den bisher schlimmsten Termin. Ihr mussten beim Zahnarzt nach einem Zahnunfall scharfe Kanten abgeschliffen werden, da Verletzungsgefahr bestand. Wir mussten sie zu viert festhalten. Dabei hat sie sich so aufgeregt, dass sie sich sogar zwei Mal übergeben hat. Eine Narkose war aufgrund ihres zarten Gewichts nicht machbar. Ich konnte es kaum mit ansehen. Natürlich rede ich ihr gut zu, nehme sie davor und danach auf den Arm und versuche sie besonders zugewandt zu betreuen. Ich habe trotzdem Angst, dass sie diese Fixierungen/gewaltsames Festhalten und unangenehme Behandlungen mit mir verbindet und unsere Bindung darunter leidet. Schließlich bin ich als Mutter immer an den Behandlungen beteiligt und möchte sie dabei aber auch nicht alleine lassen. Wie schätzen sie solche Situationen ein, wenn sie leider wiederholt unvermeidbar sind?


Ingrid Henkes

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Guten Tag, die ärztlichen Behandlungen konnten Sie leider Ihrer Tochter nicht ersparen. Dafür gibt es gute Gründe, denn diese sollten ja die Gesundheit Ihrer Tochter wiederherstellen. Für Ihre Tochter ist es wichtig, dass Sie sie durch diese unangenehmen und schmerzhaften Situationen begleitet haben. Sie sind ihr am vertrautesten und können sie am besten beruhigen und trösten. Sie geben ihr die größte Sicherheit. Sie können Sie gegebenenfalls auch am besten festhalten, weil sie sich bei Ihnen sicher fühlt. Bei fremden Menschen hätte sie sich vermutlich völlig ausgeliefert gefühlt. Das hätte die Angst noch gesteigert. Durch Ihre Mithilfe beim Festhalten, was ja die Behandlung verkürzt haben dürfte, hat die Beziehung zu Ihrer Tochter nicht gelitten. Die Bindung wird weiter gut sein. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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