Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Tochter 6 Jahre alt

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

zur Vita

Frage: Tochter 6 Jahre alt

Mitglied inaktiv

Hallo Dr. Posth, wir gehen mit meiner Tochter zur einer Beratungsstelle in der eine Therapeutin arbeitet. Meine Tochter hat Trennungsängste, sie geht in keinen Kiga weil die keine Sanfte Eingewöhnung erlauben. Jetzt meinte meine Kinderärztin das sie aber gehen muß auch ohne Sanfte Eingewöhnung, weil sie in der Schule nächstets Jahr auch keine Sanfte Eingewöhnung haben wird. Ich soll mein Kind auch mal was zutrauen. Nun hat sie mir Ergotherapie verschrieben, da würde sie mehr Selbstbewustsein aufbauen können. In der Beratungsstelle sagte man mir nur, das ich versuchen soll mit Kinder in Kontakt zu tretten, damit meine Tochter welche zum spielen hat und evtl. auch eine Schulfreundin findet. Ich habe ein Buch bekommen die 5 Sprachen der Liebe für Kinder, wie finden sie das? Gibt es vielleicht auch ein Buch über Trennungsängste? Bis jetzt ist meine Tochter noch nicht bereit alleine mit dem Papa raus zu gehen, oder das sie mich mal was alleine besorgen läst. Was kann ich noch tun? Gruß Susi


Liebe Susi, wenn Sie das befolgen würden, was Ihre Kinderärztin vorschlägt, dann laufen Sie Gefahr, im nächsten Jahr bei Ihrer Tochter eine Schulphobie feststellen zu müssen. Neben den von Ihnen schon beschriebenen Angsterscheinungen Ihrer Tochter zu Hause (z.B. nicht mit dem Vater aus dem Haus gehen) ist die Schulphobie die nächste außerfamiliäre institutionelle Station in der Entwicklung der Angsterscheinungen. Ergotherapie hilft dagegen nur insofern, als es eine Trennungssituation von der Bezugsperson darstellt, die vielleicht ausgehalten wird (weil die/der Therapeut(in) eine Ersatzbezugsperson darstellt). Aber der richtige Weg verläuft über die Loslösung (s. gezielter Suchlauf). D.h. der Vater muss sich als 2. Hauptbezugsperson viel stärker ins Spiel bringen (triadische Bindung). Erst wenn die Loslösung richtig funktioniert, kann auch die Ablösung gut funktionieren. Spielplatzbesuche sind dann gut, wenn auf diese Weise Kontakte zu anderen Kindern angebahnt werden und vielleicht auch schon einmal Besuche bei anderen Kindern stattfinden können (am Anfang immer noch mit Mutterschutz). Das von Ihnen angesprochene Buch kenne ich nicht. Über Trennungsangst gibt es meines Wissen noch sehr wenig allgemein verständliche Literatur. In meinem eigenen Buch "Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen" steht am einiges dazu drin. Außerdem werden dort die entwicklungspsychologischen Zusammenhänge genau erklärt . Viele Grüße


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.