Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Therapie

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Therapie

gemref76

Sehr geehrter Dr. Nohr, mein Sohn (13) ist kein Kind mehr, ich hoffe aber, dass Sie mir meine Frage trotzdem beantworten. Am letzten Wochenende haben wir herausgefunden, dass mein Sohn in seiner Klasse massiv gemobbt wird. Bisher gab es nur minimale körperliche Übergriffe, schlimmer sind die verbalen. Sprüche wie "du bist hässlich", "wir haben ein Lied geschrieben, wenn du tod bist", Lästereien, Lustigmachen, wenn er im Unterricht etwas falsches sagt. Er hat sich endlich geöffnet, nachdem es letzte Woche wieder einen Vorfall gab und ich eine Mail von seinen Lehrern bekam, mit der Bitte um ein Gespräch. Das "Problem" ist, dass mein Sohn auf Provokation laut und mit massiver Beschimpfung reagiert, was natürlich eher auffällt, als die "leise" Provokation. Er ist bestimmt kein Engel und fühlte sich schon immer sehr leicht provoziert. Aber dieses Ausmaß, was jetzt zu Tage kommt, überschreitet unsrer Meinung nach das Erträgliche. Wir würden unseren Sohn gerne unterstützen. Einmal mit dem Mobbing, aber auch mit dem eigenen Verhalten besser klar zu kommen. Würde ein Kontakt zu einem Jugendpsychologen Sinn machen? Oder haben Sie einen anderen Vorschlag? Aufgrund einer anderen Erkrankung (NF1) haben wir vor ein paar Tagen eine neuropsychologische Diagnostik durchführen lassen, mit dem Ergebnis, dass er "völlig ok" ist mit einem IQ von 106. Vielen Dank und viele Grüße


Mobbing ist ein kompliziertes Problem, da man nicht Einfluss auf alle Beteiligten hat. Ein erster Schritt ist immer, ihren Sohn zu ermutigen, sein Selbstbewusstsein zu stärken. Das beginnt beim Umgang zu Hause (hier ist der Vater sehr wichtig), aber auch andere soziale Gruppen wie Sportvereine können da hilfreich sein. Viele Kinder holen sich Mut in Kampfsportarten, die aber gut geführt sein sollten. Es ist auch wichtig, den Lehrer für das Problem zu sensibilisieren, dass er aufmerksamer solche Situationen erkennt. Evtl. hilft es auch, wenn er das Problem als Unterrichtsstoff bearbeitet. Wie gehen wir miteinander um und warum? Und was macht das mit anderen? Da gibt es auch für Lehrer gute Hilfsmaterialien und Unterstützung. Und letztlich kann auch eine Therapie sinnvoll sein, in der ihr Sohn sein Selbstbild stärken kann. Aber ich würde erst die anderen Schritte machen. Und wenn Therapie, dann muß sie gut erklärt werden, weil Kinder Therapiebedürftigkeit schnell als Niederlage verstehen. Viel Erfolg. Dr.Ludger Nohr


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