Loredana2018_
Sehr geehrter Dr. Nohr, meine Tochter ist 3 Jahre und 2 Monate alt und hat relativ früh angefangen zu sprechen. Sie konnte mit 7 Monate schon Mama und Papa sagen. Sie wächst 3 sprachig auf. Unsere Hauptsprache ist aber Deutsch, ich spreche mit ihr nur auf Deutsch. Wenn mein Ehemann oder die Oma auf eine andere Sprache sprechen versteht sie alles und antwortet auf alles richtig und auf Deutsch. Im April hatte sie eine Phase wo sie mehrere Wochen bei W-Fragen plötzlich 'hängen' blieb.. Wwwwwie heißt Du? Wwwwwarum ist das so?' Ich war sehr traurig, da sie relativ früh sehr schön sprechen konnte, habe mir aber nichts anmerken lassen und nicht darauf angesprochen. Nach ca. Monat war das komplett weg. Nun sind wir seit Oktober in einer Spielgruppe, da kein KiGa Platz mir aber soziale Kontakte für sie (soweit moment möglich) wichtig sind. Es ist eine kleine Gruppe insgesamt 7 Kinder alle mind. 1,5 Jahre jünger wie sie. Eher schlecht für sie? Nun fängt sie seit November zu stottert an, viel viel stärker als im April.. Erst nur die W-Fragen ca. 2 Wochen nun fast 'alles' am Beginn des Satzes. Es ist nichts vorgefallen außer neue Situation, dass wir in der Gruppe sind.Es macht mich sehr traurig, wenn ich ehrlich bin und habe auch gesagt, dass sie in Ruhe sprechen darf dass wir Zeit haben.. Da hat sie traurig geguckt und bleibt noch mehr 'hängen'.. Ist diese Phase normal? Haben Sie eine Idee wie ich helfen und reagieren kann? Und woran es liegen könnte? Vielen Dank für Ihre Einschätzung
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, es könnte gut sein, dass Ihre Tochter Be- oder Überlastungszeichen auf dem Gebiet zeigt, das nicht so eindeutig stabil ist, also der Sprache. Mit stabil meine ich, dass ein Kind, das dreisprachig aufwächst, zumindest in den ersten Jahren keine so eindeutige Sprachbezogenheit haben kann. Auf jeden Fall scheint es eine Reaktion auf eine Situation zu sein. Das würde bedeuten, dass dieses Phänomen sich wieder auflösen würde, wenn Ihre Tochter ihre Situation als ausreichnd sicher und geschützt erleben würde. Es ist deshalb wichtig sie zu ermutigen und zu stärken, weil sich bestimmte Auffälligkeiten umso eher verselbstständigen, je länger sie dauern. Das muß Ihnen jetzt noch keine Sorgen machen aber Sie sollten auch mit ihr schauen, was sie im Moment belastet, wie sie die Gruppe und die Ansprüche an sich (Älteste) erlebt und was sie sonst beschäftigt. Sehen Sie das Phänomen deshalb eher als Signal denn als Störung und reagieren auf den Hintergrund. Traurig ist deshalb wenig hilfreich, aufmerksam, interessiert und gelassen wäre besser. Bei längerem Verlauf wäre eine Kontrolle beim KA auch sinnvoll. Dr.Ludger Nohr
RichardSaum
Hallo! Ich bin zwar kein Experte, kenne mich aber mit dem Thema aus (sowohl als ehemals selbst Betroffener, als auch als jemand der an der Forschung zum Thema interessiert ist - mit einem Kind, dass selbst zwei Stotterphasen hatte, die von alleine verschwanden). Stottern kommt in dem Alter sehr oft vor und verschwindet meist von alleine. Stottern hat auch in der meisten Fällen nichts mit einem "psychischem Problem" zu tun, das heißt stotternde Kinder sind nicht per se unsicherer als andere. Es ist nur wichtig, dass Du deinem Kind die volle Aufmerksamkeit schenkst und das Stottern nicht abwertest. Wenn Du merkst, dass sich Dein Kind beim Sprechen verkrampft oder ähnliches würde ich das beim Kinderarzt ansprechen. Eins noch: Ich habe schon sehr oft gehört, dass Kinder, die im Kopf schon sehr weit sind Stotterphasen haben, das was im Kopf ist kommt noch nicht immer in ganz geordneten Bahnen heraus. Alles Gute!
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, gut, dass R. Saum aus eigener Erfahrung gelassenen und stärkenden Umgang bestätigt. Auch dass dies ein Alter ist, in dem Stottern häufiger vorkommt und oft alleine vergeht, ist richtig. Ich versuche allerdings Kinder nicht in ihrer (Un-) Sicherheit zu vergleichen. Es geht um den Umgang mit diesem Kind und da gilt es auch, Ursache und Anlass zu unterscheiden. Dass in Belastungssituationen das Phänomen verstärkt auftritt, ist ja bekannt. Dr. Ludger Nohr
RichardSaum
Toll, dass sie sich nochmals melden Herr Nohr. Tatsächlich wurde mein persönliches Stottern im Kindesalter durch eine Überlastung/familiäre Probleme hervorgerufen. Aber da die Fragestellerin so traurig und verunsichert ist wollte ich ihr mitteilen, dass Stottern meist vergeht und auch keine psychische Ursache haben muss. Viele Grüße!
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