Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Soziale Interaktion

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Soziale Interaktion

Sofi@

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Guten Tag Frau Henkes, ich mach mir etwas Sorgen um meinen Sohn (4 Jahre und 3 Monate). Ich habe das Gefühl, dass er Probleme in der sozialen Interaktion mit anderen Menschen hat. Am Spielplatz spielt er am liebsten alleine und ist eher genervt, wenn ihm ein anderes Kind zu nahe kommt. Er schubst es dann weg und haut auch zu, wenn das Kind zu nahe kommt oder in sein Spiel eingreift. Mit seinen Freunden spielt er aber sehr gerne. Im Kindergarten hat er auch zwei Freunde mit denen er sehr gerne spielt. Am liebsten spielen sie irgendwelche Phantasiespiele oder Rollenspiele.  Wenn ihn fremde Leute ansprechen mag er das garnicht und schreit dann manchmal los oder dreht sich weg. Manchmal macht er das sogar, wenn ihn seine Großeltern oder Erzieher zu Beginn ansprechen. Auch Anfassen findet er ganz schlimm von fremden Menschen. Er schreit dann oder dreht sich eben weg. Auch beim Kinderturnen lässt er sich nicht von der Turnlehrerin anfassen. Beim Arzt lässt er sich aber anfassen und beantwortet auch immer alle Fragen. Auch bei der Osteopathin lässt er sich 20 Minuten behandeln ohne Probleme. Ich verstehe nicht, warum er dann in anderen Situation so ausflippt. Im Freizeitpark hat ihn mal ein Mann aus dem Boot geholfen, dann hat er ihn total angeschrien. Er sagt ganz ungern Hallo zu andern Personen, auch nicht zu seiner Oma. Wenn wir Besuch bekommen, hat er damit kein Problem, sitzt mit am Tisch und spielt dann auch. Er will nur ungern mit den Personen reden. Manchmal, wenn sich jemand länger mit ihm beschäftigt, dann taut er auch auf und redet mit ihm. Aber gerade beim Einkaufen oder sonst irgendwo in der Öffentlichkeit würde er nie auf Anhieb mit jemand Sprechen.  Des Weiteren hat er eine sehr geringe Frustrationstoleranz. Wenn ihm etwas nicht passt, dann haut er sofort zu. Wenn z.B. seine Schwester etwas von ihm kaputt macht oder aus seiner Flasche trinkt. Er hat auch schon seine Tante und Oma mit den Fuß getreten. Auch meinen Mann gegenüber reagiert er seit kurzer Zeit auch immer häufiger mit aggressiven Verhalten. Auch im Kindergarten hat er in der letzten Zeit vermehrt geschlagen. Es hat jetzt ein Jahr gedauert bis er gut angekommen ist im Kindergarten. Das erste Jahr war er ganz schüchtern und hat sich alles angeschaut und viel beobachtet. Nun ist er gut integriert aber haut leider auch ab und zu. Wenn man alleine mit ihm ist, dann ist er total ausgeglichen und spielt zwei Stunden ganz friedlich. Auch wenn wir alleine mit ihm unterwegs sind , z.B. beim Einkaufen oder im Restaurant, verhält er sich total toll. Im Schwimmbad oder Indoorspielplatz spielt er auch total gerne und schön. Aber sobald ein Kind irgendetwas macht, was ihm nicht passt oder ihm zu nahe kommt, dann haut er zu. Seine Freunde dürfen ihn aber anfassen und auch mal auf ihn liegen, damit hat er keine Probleme.  Mir ist auch noch aufgefallen, dass er immer nur mit mir oder meinen Mann auf die Toilette will. Wenn er bei seiner Oma ist, dann will er immer zu uns nach Hause (wir wohnen im Haus daneben) auf die Toilette und die Oma darf auch nicht mit rein.  Was halten Sie von diesem Verhalten? Was kann ich tun, damit er nicht immer sofort zuhaut?  Vielen Dank und viele Grüße, Sofia


Ingrid Henkes

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Guten Tag, das Verhalten Ihres Sohnes ist nicht ungewöhnlich für einen Vierjährigen. Ihr Sohn muss seine sozialen Kompetenzen noch erweitern. Dabei ist der Kiga in der Regel eine große Hilfe. Zur Zeit scheint er eine deutliche Unterscheidung zwischen fremd und vertraut vorzunehmen. Das ist wichtig zur eigenen Positionierung und Abgrenzung. Freunde dürfen das, was fremde Kinder nicht dürfen. Es ist auch völlig in Ordnung, wenn Ihr Sohn zu Fremden keinen Kontakt aufnimmt und nicht mit ihnen spricht. Vierjährigen fehlt da oft noch das nötige Selbstwertgefühl. Vermutlich spielen da auch frühe Erfahrungen aus der Pandemiezeit eine Rolle. Es ist auch okay, wenn er eine Weile braucht, bis er bei Besuch "aufgetaut" ist. Ein Vierjähriger kann noch keine gute Frustrationstoleranz entwickelt haben. Die muss Ihr Sohn mit Ihrer Unterstützung erwerben. Zeigen Sie Verständnis für seine Frustration, bieten Sie ihm Verhaltensalternativen, machen Sie aber auch ganz deutlich, dass er nicht schlagen darf. Vierjährige können den Toilettengang schon für eine intime Angelegenheit halten. Ihr Sohn akzeptiert Sie dabei als Unterstützung, die Oma jedoch nicht. Das sollten Sie respektieren. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes 


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