Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Sehr Mamafixiert

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Sehr Mamafixiert

Sunshinex

Liebe Frau Henkes, Meine Tochter fast 16 Monate ist immer sehr auf mich fixiert. Ich darf nicht duschen gehen, ohne das sie bitterlich weint. Mein Mann geht mit ihr zusammen ins Bad, damit sie sieht dass ich nur dusche und nicht weg bin. Sie weint dann trotzdem obwohl sie sieht, dass ich in der Dusche stehe. Bringe ich schnell die Wäsche runter in den Keller und die kleine ist mit meinem Mann/Papa oben weint sie auch oft aber nicht immer. Ich bringe sie schon immer zu Bett, begleite sie beim einschlafen, Füttere sie, wickelte sie, bade sie. Wir machen das schon immer so (also nur Mama und Kind). Draußen spielt sie aber sehr gerne mit dem Papa auch alleine und Mama kann den Haushalt schmeißen. Wenn wir aber einkaufen sind, will sie meistens mit Laufen oder nur auf Mamas Arm. Warum macht sie das? Auch bei Oma und Opa weint sie jedes Mal wenn ich aufs Klo gehe und sie mich dann nicht mehr sehen kann. Ich nehme sie jetzt schon mit auf Klo weil sie sonst wirklich bitterlich weint. Wir hatten sie eigentlich vor mit 2 Jahren in die Kita zu stecken admit ich wieder ein paar Std arbeiten gehen kann, aber ich mach mir jetzt schon Gedanken darüber ob die Eingewöhnung überhaupt funktionieren kann?! Sie ist ein sehr aufgeschlossenes Mädchen, aktiv, wild, geht auch auf andere Menschen und Kinder zu wenn sie welche sieht. Wir lachen auch viel und machen Quatsch. Aber Mama muss halt immer dabei /da sein. Halten sie die Entwicklung für normal/altersgerecht? Ich habe immer versucht auf ihre Bedürfnisse so gut es geht einzugehen. Wir schlafen auch im Familienbett. Sie war auch ein absolutes Tragekind, was wir beide auch sehr genossen haben. Vielen Dank für ihre Zeit und ihre professionelle Einschätzung! 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, das Verhalten Ihrer Tochter ist noch ganz altersgerecht. Kleinkinder brauchen unterschiedlich lange, um eine - wenn auch kurze - Trennung von der Mutter zu akzeptieren. Auch bei sehr aktiven Vätern ist die Mutter lange Zeit die wichtigste Bezugsperson. Das ergibt sich schon aus der engen Verbindung in der Schwangerschaft und dem Stillen. Wenn Kleinkinder ihre Mutter nicht mehr sehen, ist die Mutter für sie wirklich "weg" und das ängstigt sie. Sie können sich ja noch nicht vorstellen, dass sie wiederkommt oder noch in der Nähe ist. Im Laufe der Entwicklung erfahren Kinder aber, dass die Mutter ihre Mutter bleibt und für sie da ist, auch wenn sie die Mutter nicht vor Augen haben. Man nennt das Objektkonstanz. Die kann Ihre Tochter jetzt noch nicht haben. Sie nimmt aber doch Vieles vom Vater schon sehr gut an. Das wird sich allmählich erweitern. Der Vater kann auch immer wieder spielerisch ausprobieren, was Ihre Tochter bereits toleriert. Mit zunehmender motorischer Entwicklung  und Entfaltung der Wahrnehmung erweitert sich auch der Lebensraum Ihrer Tochter. Da wird dann plötzlich Vieles sehr interessant, was "Nicht-Mama" ist. Bis dahin gilt es geduldig zu bleiben und Ihrer Tochter die benötigte Nähe zu gewähren, damit sie ein gutes Sicherheitsgefühl entwickelt. Bis zum Kiga-Eintritt haben Sie noch viel Zeit. Bei Kleinkindern kann sich da viel ändern. Sie brauchen Ihr Vorhaben also noch nicht aufzugeben. Wenn es soweit ist, werden Sie sehen, wie Ihre Tochter darauf reagiert. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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