Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Schulangst

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Schulangst

Ma-Mi

Hallo, unsere Tochter (6) ist in der 1.Kl.Jeden Morgen weint sie und möchte nicht in die Schule gehen, da sie Angst hat, geschimpft zu werden, etwas zu vergessen und Heimweh hat.Sie ist sehr perfektionistisch, möchte es jedem Recht machen.Sie macht sich selber sehr viel Druck.Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.Sie kennt vom KiGa dort niemanden,da sie aus einem Waldorf-Kiga kam. Sie ist sehr sensibel. Es gibt keinen Grund für ihre Zweifel, da sie alles toll macht und schlau ist.Wie kann ich sie bestärken, dass es alles schon so passt und ihr helfen, weniger perfektionistisch zu sein? Sie radiert jeden 2. Buchstaben weg, weil er ihr nicht schön genug ist. Wenn sie was vergessen hat, weint sie tage- und wochenlang darüber. Mit der Lehrerin soll ich nicht sprechen, weil sie sich dann schämt sagt sie. In der Schule weint sie nicht, verkneift es sich. Zuhause platzt es dann immer mal wieder raus. Sie klagt täglich über Bauchweh am Nabel und weint. Mittags kommt sie meist fröhlich aus der Schule. Am meisten scheint sie das Busfahren am Morgen zu stören. Aber soll ich sie wirklich deshalb jeden Tag fahren (möglcih wäre es). Sie ist seit Mitte September in der SChule. Ich habe Angst, dass sich da eine Schulangst entwickelt und sie generell so perfektionistisch bleibt und sich selber einfach Stress macht :( Was kann ich tun?


Hallo, das ist eine Problematik, die nicht mit einem guten Rat zu lösen ist. Die Angst Ihrer Tochter nicht richtig/gut genug zu sein, ist nach Ihrem Schreiben zu einem wesentlichen Anteil ihres Selbstgefühls geworden. Wie war das denn am Anfang im KiGa? Grundlage des Umgangs mit dieser Problematik ist die Ermutigung ! Und keinesfalls darf sie deshalb kritisiert oder gar beschämt werden, da dies die Schwierigkeiten verstärken würde. Sprechen Sie mit ihr über das was Angst macht, geben Sie dem ausreichend Raum und suchen Sie gemeinsam bessere Lösungen. Und versuchen Sie z.B. über ein Belohnungssystem ihre Motivation zu stärken. Je mehr sie die Erfahrung macht, dass diese Probleme/Ängste überwindbar sind, desto mehr wird das ihr Selbstgefühl stärken. Aber es ist meist ein längerer Weg für den man Geduld braucht. Dr. Ludger Nohr


cube

Hallo! Unser Kind wurde auch eingeschult und wollte nach 1 Woche nicht mehr hin. Beim Abholen war er fröhlich und niemand berichtete von irgendwelchen Auffälligkeiten im Unterricht. Auch wir hatten auf Grund der morgendlichen Dramen Angst, dass er bald gar nicht mehr gehen will bzw. wir ihn praktisch hinschleifen müssen. Wir haben dann mit der Lehrerin gesprochen - ohne unser Kind darüber zu informieren (unser Kind geht auf eine Montessori-Schule). Das war echt eine Befreiung ! Die Lehrerin ist allerdings auch sehr erfahren und das Monte-Konzept erlaubt vielleicht auch Dinge, die in einer Regelschule nicht möglich sind. Sie hat uns auch beruhigt im Sinne von "hab ich alles schon erlebt", so dass da schon Druck von uns genommen wurde. Sie hat uns Tipps gegeben, wie wir das zu Hause anders angehen können und hat - ohne unser Kind darauf explizit hinzuweisen - in der Schule einige kleine Änderungen vorgenommen. Er geht seit dem gerne. Ich kann dir also nur raten, das Gespräch mit der Lehrerin zu suchen.


PS: Es macht natürlich Sinn (wie Cube vorschlägt) die Lehrerin einzubeziehen, wenn es dann so läuft wie bei deren Kind. Hängt von der lehrerin und Ihrem Kontakt zu ihr ab. Dr.Ludger Nohr


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