Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Schreiattaken beim Kind fast 2,5 Jahren

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Schreiattaken beim Kind fast 2,5 Jahren

Karolcia2a

Beitrag melden

Sehr geehrte Frau Henkes, meine Tochter ist fast 2,5 Jahre alt und zur Zeit sehr anstrengend. Seit über einem Monat kriegt sie täglich starke Schreiattaken, wenn sie etwas nicht bekommt oder wenn etwas nicht läuft wie sie es möchte. Man kann sie kaum beruhigen- alles ist in dem Moment falsch. Egal ob man ihr Verstand gibt, oder wird bisschen sauer. Meine Meinung nach ist sie in diesem Moment voll überfordert mit ihren Gefühlen und Gedanken. Wann sie sich beruhigt, braucht sie dann ganz fest gekuschelt zu werden. Nachts wacht sie auch schreiend auf und lässt sich gar nicht anfassen oder beruhigen. In ihrer Attake schreit sie die ganze Zeit "Nein, nein, nein...." Ich weiß,  dass in diesem Alter ganz viele Kinder in der Trotzphase sind, aber weiß nicht mehr, ob es normal ist und wie könnten wir ihr eventuell helfen.  Ich muss dazu sagen, dass sie noch fast gar nicht spricht. Der Kinderarzt, sowie Kita finden es erstmal nicht schlimm, da meine Tochter 3 Sprachen versteht. Das Problem ist, dass sie oft nicht sagen kann, was sie möchte. Sie "redet" sehr viel, aber halt in ihrer Sprache und oft ist sie frustriert, dass wir sie nicht verstehen.  Sie lehnt zu Zeit neue Kleidung, am liebsten hätte sie ihre Winterklamotten anziehen oder nur mit Windeln laufen.  Ich bitte Sie um Ihre Meinung dazu.  MfG 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Beitrag melden

Guten Tag, Sie sehen das ganz richtig. Ihre Tochter ist zur Zeit in der Trotzphase. Die ist bei Kindern individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Für Ihre Tochter ist es eine starke Frustration, ihren Willen nicht zu bekommen. Sie gerät dadurch in heftige Wut, mit der sie noch nicht umgehen kann. Sie konnte ja bisher noch keine Frustrationstoleranz entwickeln. Dieser heftigen Wut ist Ihre Tochter noch hilflos ausgeliefert. Sie schreit daher intensiv. Damit verleiht sie der Wut Ausdruck und signalisiert Ihnen, dass sie überfordert ist. Ihre Tochter braucht in solchen Situationen ganz besonders die Sicherheit, dass Sie ihre Gefühle ernst nehmen und Verständnis für ihre Wut haben. Trösten Sie Ihre Tochter, dass es wirklich schlimm ist, dass sie ihren Willen nicht bekommen kann oder Sie nicht verstehen, was sie will. Dann können Sie sie allmählich beruhigen. Es nutzt nichts, wenn Sie sauer werden oder schimpfen. Dann spitzt die Situation sich nur noch mehr zu. Ihre Tochter braucht die Sicherheit, dass Sie in einer solchen Situation gelassen bleiben und Abhilfe schaffen können (auch wenn es manchmal etwas länger dauert). Sie muss spüren, dass Sie sie mit all ihrer Wut gut ertragen können und dass Ihre Liebe zu ihr erhalten bleibt. Es ist eine anstrengende Phase, in der Kinder ihren Eltern oft viel abverlangen. Aber sie geht vorüber und dann haben Kinder sich psychisch weiterentwickelt. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.