Dani
Lieber Herr Dr. Nohr, meine Tochter ist 10 Wochen alt. Es gelingt ihr nicht, alleine in den Schlaf zu finden, was in den ersten 2 Wochen kein Problem war. Sie schläft nur nach heftigstem Protest im Kinderwagen, im Auto oder Federwiege ein. Wenn sie müde ist, schreit sie gleich sehr heftig. Deswegen kann ich mit ihr auch kaum aus dem Haus gehen, denn wenn sie dann müde wird und ich habe zufällig kein Auto oder Federwiege zur Hand, ist das Theater groß und sie nicht mehr zu beruhigen. Am besten geht es ihr, wenn wir nur zu Hause sind, möglichst keinen Besuch bekommen und alles ganz routiniert abläuft. Jetzt kenne ich mich mit Kindern wenig aus - ist das normal? Ich habe den Eindruck, sie ist schnell müde und überreizt, gleichzeitig ist sie nur am Gucken, extrem neugierig und das schon von Anfang an. Ein "verschlafenes" Neugegeborenes war sie seit dem 5. Lebenstag schon nicht mehr. Verändert sich das irgendwann? Und falls ja, wann? Kann ich ihr irgendwie helfen? Ich würde ihr wünschen, dass sie irgendwann leichter in den Schlaf findet und mir dass ich auch etwas mehr mit ihr unternehmen kann. Oder erwarte ich zu früh zu viel? Hab nur den Eindruck, dass die anderen Mamis mehr unternehmen können mit ihren Mäusen, sei es sozial, irgendwelche Babykurse oder auch einfach mal einkaufen gehen, was ich mir aktuell eher verkneife. Danke schonmal und liebe Grüße Daniela
Dr. med. Ludger Nohr
Liebe Daniela, aus der Zahl der Rückmeldungen, die ich diesmal vor meiner Antwort gelesen habe, sehen Sie, dass Ihre Situation häufig ist. Grundsätzlich muß man sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass unsere Kinder alle ein Jahr zu früh geboren sind, also völlig angewiesen sind auf unsere Hilfe und Verstehen. Und es gilt nichts zu erreichen in dieser Zeit i.S. von "dann muß es alleine einschlafen", "so oft darf es nur wach werden" usw.. Das Entscheidende ist die Einfühlung in das, was mein Kind jetzt braucht (affect attunement) und nicht die Erfüllung irgendwelcher Regeln. Ihr Kind ist wach, neugierig und immer wieder von der Menge der Eindrücke bewegt bis überfordert. Dann muß man herausfinden, was diesem Kind in dieser Situation hilft. Die Ratschläge anderer können Hinweise sein, aber ob es bei Ihrem Kind nützt, werden Sie nur selbst sehen. Und ein Teil der nun kommenden Erfahrung der Kinder ist, dass wir manchmal nicht schnell oder gleich richtig erkennen können was sie brauchen, und dann weinen sie. Das ist so, bei allem Aufwand den wir treiben. Wichtig ist aber, diese "Enttäuschungssituation" gemeinsam zu überstehen, denn gerade weinende Kinder brauchen den Kontakt. Also probieren Sie aus, lernen Sie zu spüren was hilft, bleiben Sie im Kontakt, dann werden Sie gemeinsam verbindende Erfahrungen sammeln. Dr.Ludger Nohr
Serana
Huhu Daniela, du hast ein neugieriges und im wahrsten Sinne des Wortes aufgewecktes Baby. Das ist doch erstmal wunderbar. Darf ich ein paar Fragen stellen? Stillst du? Lässt sie sich dadurch beruhigen? Hast du ein Tragetuch etc.? Dass Babys nicht alleine in den Schlaf finden, finde ich völlig normal. Nie würde mein Sohn, der acht Wochen alt ist, alleine einschlafen. Entweder schuckeln wir ihn im Arm oder aber mindestens haben wir eine Hand auf seinem Bauch. Ich finde auch Babys sind EIN Teil der Familie nicht weniger, aber auch nicht mehr. Und klar muss man dafür sorgen, dass die kleinen Mäuse nicht völlig überreizt sind, aber ein bisschen Allltagstauglichleit kann man ihnen schon zumuten. Das schlimmste was beim Einkaufen etc. passiert ist doch Schreierei. Na und? Ich habe mal gelesen...Weinen ist okay, nur nicht alleine. Wenn mein Zwerg müde ist und gerade Kindergeburtstag des großen Bruders ansteht, dann packe ich ihn ins Tuch. Dann ist er nah an mir und etwas abgeschrimt. Da schläft er gut ein. Du kannst dir ja im Zweifel auch ne Parkbank suchen und zur Beruhigung stillen. Und wenn mein Wurm dann abends ne Stunde schreit, dann weiß ich, morgen bleiben wir zu Hause und ab 17h packe ich ihn ins Tuch. Und übermorgen muss er dann mit zur Abschlussfeier in der Schule oder so. Je gelassener und zuversichtlicher du bleibst, desto besser geht das und ich finde, einkaufen muss mit 10 Wochen drin sein. Liebe Grüße Serana
Dani
Liebe Serena, danke für Deine Antwort. Ja, ich stille voll. Das klappt auch gut, die Kleine trinkt zwar recht häufig ca alle 1,5 bis 3 Stunden, aber sie gedeiht mal gut. Dabei einschlafen passiert vielleicht in 10% der Fälle, also nichts Verlässliches. Tragetuch haben wir mehrfach auch mit Trageberatung versucht. Sie mag es nicht so gern, weil sie dann nicht alles sehen kann (schätze ich mal) und fängt dann an zu schreien. Tragehilfe geht etwas besser, vor allem draußen, dann sogar mal 20 - 30 Minuten, aber spätestens dann schreit sie, will aus der Trage und lieber auf der Schulter getragen werden. Ich glaube, sie mag die Enge von Trage und Tuch nicht, aber das Schultern erträgt meine Schulter nur noch bedingt, zumal sie schon recht groß ist. Sie trägt jetzt Größe 68 und wiegt 6,3 kg. Habe mir jetzt eine Hüfttrage bestellt und hoffe, die gefällt ihr besser, weil sie in ihr mehr sehen kann. Dass Babies in dem Alter Einschlafhilfe brauchen, finde ich schon klar, aber dass es immer Federwiege, Kinderwagen oder Auto sein muss, finde ich schon heftig. Wie ist es bei Dir tagsüber? Weint er dann auch, wenn er müde wird oder beschränkt sich der Bedarf an Einschlafhilfe auf den Abend? Bei uns ist es halt bei jedem Einschlafen, das macht es auch so anstrengend. Ich bin mir eben unsicher, wieviel ich ihr zumuten kann oder sogar muss, um sie an das normale Leben zu gewöhnen oder ob sie vielleicht noch Fohlenschutz genießen sollte. Aber es schränkt mich schon ein, weil ich halt wenig mit ihr raus kann zum Beispiel Babykurse besuchen oder so, was ich besonders schade finde, weil ich sie natürlich auch gerne gut fördern möchte und selbst wenig Erfahrung mit Kindern habe. Aber vielleicht braucht man dafür nicht wirklich einen Kurs. Aber vielleicht hast Du Recht Serena, denn mehr als Schreien kann nicht passieren und vielleicht sollte ich eher meine Angst davor ablegen... Liebe Grüße Daniela
evfa
Hallo Dani, bei meinem Sohn war es genauso wie bei dir. Etwa die ersten 3 Monate war das maximalste was wir unternommen haben ein Supermarktbesuch. Zu Hause war er einfach immer am glücklichsten. Dann hat sich das aber plötzlich geändert und er liebt es raus zu gehen. Als er noch klein war, war auch sehr schnell überreizt, ich glaube weil er so Neugierig ist. Wenn ich zu lange mit dem Schlafen legen gewartet habe gab es auch immer viel Geschrei. Sonst hat es mit dem Schlafen aber gut geklappt. Viele Grüße Evfa
evfa
Was ich vergessen habe: Ich musste ihn die ersten 3 Monate spätestens nach 1 1/2 Stunden hinlegen. Wenn ich die ersten Müdigkeitsanzeichen übersehen habe oder es gerade einfach nicht gepasst hat ihn hinzulegen, hat es ewig gedauert bis er einschlafen konnte und geschrien hat er dann auch ganz arg. Ihr habt bestimmt auch schon einen ungefähren Rythmus. Versuch mal sie im abgedunkelten Zimmer hinzulegen kurz bevor sie müde sein müsste. Mein Sohn ist dann ohne zu meckern oder gar weinen eingeschlafen. LG Evfa
Serana
Huhu! Mein erster Sohn war auch so. Ich kann mich gut in dich reinfühlen, glaube ich. Wenn ich retrospektiv betrachte, was ich damals so gemacht habe, würde ich mir heute den Tipp geben: weniger ist mehr. Wir waren auch immer auf der Suche nach einer Lösung, Kinderwagen, Pezziball, Auto... Geholfen hat dann, zu akzeptieren, dass er eben viel schreit und ihn konsequent hinzulegen, wenn er müde ist, egal wie...Auto, Bett, Kinderwagen. Ich glaube so neugierige Kinder können eben nicht gut alleine abschalten. Man muss sie sanft zwingen. Und dabei kann man den Rahmen ruhig vorgeben. Z.B. gilt dann...müde, dann Schnuller, dann im Arm halten und sanft schaukeln, bis sie schläft...oder so. Dann schreit sie am Anfang. Aber sie ist ja nicht allein. MeinZwerg schreit auch manchmal abends und kommt schlecht runter. Dann sitze ich auf dem Bett und erzähle ihm, dass es sein gutes Recht ist zu schreien, wo das Leben doch so aufregend ist und wiege ihn sanft hin und her. Irgendwann hört er schon auf. Trau dich ruhig zu einem Babykurs. Da bekommt man ja auch immer Tipps. Mir hat das damals geholfen. Du machst ja nichts falsch. Sie schreit halt vor dem Schlafen. Ich würde einfach mal sagen, trau dich, einen Rahmen vorzugeben. Bin gespannt, was der Experte sagt. Ganz liebe Grüße Serana
Schniesenase
Unsere Kleine hat damals auch genauso reagiert. Ganz schnell zu viel, dann überreizt und ewig geschrien. Ich habe sie an der Brust einschlafen lassen, und wenn das nicht ging, kam sie ins Tragetuch. Das war anfangs ungewohnt, und auch da hat sie anfangs manchmal geschrien, aber ich hatte die Hände frei und konnte alles machen. Das war definitiv ein Vorteil. Zwei Kommentare haben mir damals geholfen: Hebamme: Man muss die Babys manchmal auch zu ihrem Glück zwingen. (Meine Hebamme war super, auch was stillen usw. anbetrifft und macht Schreibabyberatung.) Ärztin: Wie sie mag das nicht? Baby kommt ins Tuch. Sie hat drei Kinder, das jeweils Jüngste musste eben ins Tuch, wenn es unzufrieden wurde, da der Rest des Alltags eben auch laufen musste. Nach kurzer Zeit liebte sie das Tuch, kannte das Einpackprozedere und schlief dort oft auch mal drei Stunden lang. Etwas mehr als ein Jahr habe ich sie darin getragen, später auf die Trage auf dem Rücken gewechselt. Also meine Erfahrung war, sich nicht kirre machen zu lassen, wenn die Babys sich erst mal noch nicht so wohl zu fühlen scheinen. Neu ist ja erst mal eine Einschränkung für so Welteroberer, aber es ist auch ein Schutz und hilft herunterzufahren. Das Tuch war für uns dabei die Rettung. Nachts hat mein Mann die kleine genommen, wenn sie fertig gestillt war und auch an der Brust nicht einschlafen konnte. Er sagt, er hat seinen Kopf leer gemacht, ihr Händchen genommen, ihr gesagt, dass er da ist, sie sicher und beschützt ist und nun schlafen kann. Dann ist er mit ihr eingeschlafen. Das war anfangs mit 40 Minuten Geschrei verbunden, schwer für mich auszuhalten (ich versuchte, im Nebenzimmer zu schlafen), aber jeden Abend ging es besser und nach kurzer Zeit war es alles ok, und sie schlief einfach neben ihm ein. So ist es dann auch geblieben. Good luck! Finde aus allen Hinweisen den Weg, der für Euch alle richtig ist! Es gibt nicht die allumfassende Wahrheit. Alle Kinder sind verschieden.
Dani
Ich wollte nun nach längerer Zeit mal Rückmeldung geben: inzwischen - Mausi ist jetzt 17 Wochen alt - hat sich die Situation deutlich verbessert. Mausi schläft abends viel leichter ein, auch wenn ich manchmal ihre fuchtelnden Ärmchen noch etwas festhalten muss. Nach kurzem Protest ist sie dann ratzfatz eingeschlafen. Tagsüber ist es noch schwieriger und wir noch von der Federwiege abhängig, aber das wird bestimmt auch noch. Und inzwischen geht Einkaufen und Mausi mit rausnehmen auch viel leichter. Im Gegenteil - sie ist sehr interessiert und hat Spaß, die Welt zu entdecken. Hoffe, das macht anderen Mamis mit ähnlichen Problemen Mut! Es wird! Manche Babies brauchen eben etwas länger Fohlenschutz!