Reizempfindlichkeit

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Reizempfindlichkeit

Hallo Herr Dr. Nohr, Unser Sohn, 22 Mon, war schon immer sehr reizempfindlich. Bereits leise Geräusche wie Naseputzen oder eine Lichtquelle brachten ihn zum Weinen. Als Baby genügte das Befühlen von einem kleinen Knistertuch, dass er nach 2 Min vor Erregung weinte. Auch heute noch hat er richtige Freudenausbrüche mit vollem Stimm- und Körpereinsatz über zB ein wiedererkanntes Muster, aber vieles überfordert ihn eben auch. Er geht zB nach wie vor nur mit Schirmmütze ins Sonnenlicht und hält sich oft die Ohren zu. Z.Z. fürchte ich, dass die Geräuschempfindlichkeit sogar noch zunimmt. Auslöser war evtl ein lautes Motorrad, das uns vor Wochen beim Spaziergang an einer Engstelle überholte, ohne dass wir Abstand herstellen konnten. Seitdem genügt ein leises Brummen und er bekommt Angst, will auf den Arm. Er hält sich seit ein paar Tagen auch schon bei bisher von ihm tolerierten Geräuschen wie der Kaffeemaschine die Ohren zu und weint. Vielleicht ist Grund der Verschlechterung auch, dass wir seit einigen Wochen die Eingewöhnung in der Tagespflege begonnen haben. Die anderen Kinder beunruhigen ihn sehr, er hält sich oft die Ohren zu. Ich frage mich, ob es zu früh für eine Fremdbetreuung ist, wir könnten es auch noch aufschieben. Andererseits ist er sehr neugierig und ich will ihm nichts vorenthalten, ihn auch langsam auf den KiGa vorbereiten. Haben Sie einen Rat

von susisorglos123 am 28.05.2019, 09:30



Antwort auf: Reizempfindlichkeit

Hallo, es scheint so zu sein, dass die Geräuschempfindlichkeit Ihren Sohn verunsichert, und dies durch die neue KiTa-Situation noch verstärkt wird. Das kann bedeuten, dass die Eingewöhnung in eine neue Situation für ihn schwieriger ist, als für andere Gleichaltrige. Das bedeutet nicht automatisch, dass man das abbrechen muß, aber man sollte dem Rechnung tragen. Es ist also die Frage, wie die KiTa auf sein Problem eingehen kann, wie weit sie ihn verstehen und ihn so annehmen können und dann auch Hilfsformen suchen und finden können. Gerade wenn seine Neugierde ihn an Anderen und Anderm interessiert sein lässt, wäre es schön, wenn er das nutzen könnte, ohne dass die Nachteile zu groß wären. Es geht also nicht um ein entweder -oder, sondern darum, ob die Situation für ihn so gestaltet werden kann, dass es ihn nicht zu sehr stresst und er die Vorteile nutzen kann. Viel Erfolg. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 28.05.2019