Frage: Probleme mit anderen Kindern

Hallo Dr. Posth, Meine To., knapp 2 Jahre alt. Sie hat ein schwieriges Temp., ehem. Schreibaby, viel getragen etc. Sie ist sehr empath. + sens. Mit ca. 17 Monaten klappte das nebeneinanderherspielen mit anderen Ki. noch. Seit ein paar Monaten (ungefähr seit Wiederannäherungskrise) ist das Treffen mit Gleichaltrigen eine Katastrophe. Sie mochte noch nie Körperkontakt, aber jetzt weint sie sofort, wenn ihr ein Spielfreund/in zu Nahe kommt. Wenn ihr Spielzeug weggenommen wird, sagt sie noch "bitte", läuft zu mir und weint. Hier Zuhause ist es ganz schlimm, ihr Spielz. soll kein anderes Kind mehr nehmen, sie weint bis zum Erbrechen. Ich erkläre ihr dann, dass man sich abwechseln oder tauschen kann. Aber trotzdem ist sie nach ca. 1 Std. so kaputt, dass wir den Besuch wegschicken müssen. Auf neutralem Gebiet wie beim Kinderturnen ist es besser. Sie will auch immer + überall zu anderen Kindern, wenn sie welche sieht. Bewundert ältere K.! Ach ja, Losl. zuerst schwer, jetzt besser. Was tun?

Mitglied inaktiv - 08.03.2010, 08:30



Antwort auf: Probleme mit anderen Kindern

Stichwort: Tausch als Sozialisationsprinzip Hallo, die Angst bei jungen Kleinkindern (z.B. 2J.) Spielzeug an andere Kinder zu verlieren hat etwas mit der sehr nebulösen Vorstellung von Besitzen und Nichtbesitzen zu tun. Das Kleinkind attributiert sich noch vollständig mit den Gegenständen, die es besitzt, will heißen, je mehr es besitzt und je besser ihm der Gegenstand erscheint, desto besser ist sein Selbstwertgefühl. Nimmt ihm nun eine anderes Kind dieses Spielzeug weg, hat es das Gefühl, ihm würde ein Stück Selbst weggenommen. Der Tausch mindert diese Angst, denn für das Hergeben, kommt etwas zurück. Erscheint dieses Andere dem Kind wertvoll genug (völlig subjektive Kriterien!), dann gelingt der Tausch und nichts passiert. So können Kinder immer wieder hin und her tauschen. Aber wehe ein Kind fängt an, alles für sich zu beanspruchen. Nun geht der Glaube um, ein Kind hätte nur Vorteile vom frühen Kontakt mit anderen Kindern und würde sozial "verkümmern" wenn dieser frühe Kontakt nicht ausreichend stattfände. Das ist ein Irrtum. Sozialer Kontakt ist nur dann entwicklungsförderlich, wenn das Kind innerlich reif genug ist, den sozialen Kontakt auch auszuhalten. Sonst ist er der pure Stress für ein Kind. Stellt man als Eltern so etwas bei seinem Kind fest, bleibt einem erst einmal nur der Rückzug und das Abwarten auf die entsprechende Reife. Die Loslösung födert diese Reife ganz erheblich. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.03.2010