Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

negative Grundstimmung 10 jährige

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: negative Grundstimmung 10 jährige

Jantine

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Liebe Frau Henkes,  Danke für Ihre Arbeit hier im Forum. Dieses Mal benötige ich Ihre Einschätzung. Meine Tochter, frisch 10 Jahre geworden, durchlebt gerade eine Wesensänderung. In der Regel ist sie ein fröhlicher, offener, aber auch sensibler Typ.  Seit knapp 6 Monaten wird ihre innere Ruhe gestört. Sie ist schnell auf 180 und will über alles diskutieren.  Die Schule ist blöd, die Lehrer doof, die anderen Kinder gemein,... Wenn statt Schule Ausflüge anstehen so hat sie auf diese grundsätzlich keine Lust und freut sich überhaupt nicht darauf.  Alles ist nur noch negativ und nervt sie. Wir versuchen dem entgegen zu steuern und die positiven Aspekte zu zeigen.  Vom Erziehungsstil sind wir locker und empathisch. Es gibt kein strenges Regiment. Jedoch gibt es Themen, bei denen wir nicht diskutieren und die gemacht werden. Haben Sie Tipps für uns, wie wir, als Familie, mit der neuen Herausforderung umgehen können? Vielen Dank vorab für Ihre Einschätzung. 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich gehe nach Ihrem Schreiben davon aus, dass es keinen bestimmten Konflikt gab, der das Verhalten Ihrer Tochter ausgelöst hat. Gegen Ende der Latenzzeit kann es zu solchen vorübergehenden Stimmungsveränderungen kommen. Zehnjährige nähern sich allmählich der Adoleszenz. Manchmal verändert sich bereits der Körper. Psychisch und geistig tauchen zunehmend neue Entwicklungsaufgaben auf. Dann stellen Kinder viel in Frage oder können oppositionell werden. Dies ist ein Phase, in der Kinder lernen müssen, dass sie zunehmend selbst die Verantwortung für sich haben und diese auch übernehmen können. Dazu gehört auch, dass sie ihre Gefühle zunehmend selbständig regulieren müssen. Diese Aufgabe kann nicht mehr so wie früher an die Eltern delegiert werden. Besprechen Sie mit Ihrer Tochter, dass sie dafür zuständig ist, ob sie den Ausflug als schön oder nicht empfindet. Wenn sie keine Lust darauf hat, muss sie ihn mit schlechter Laune durchstehen. Wenn sie versucht, dem Ausflug etwas Positives abzugewinnen, könnte er ihr vielleicht doch Spaß machen. Wenn die Schule nur doof ist, hat sie unangenehme Tage dort. Wenn sie etwas Nettes daran findet  z.B. mit ihren Freundinnen oder einem Lieblingsfach o.ä.,  können die Schultage schöner werden. Auf die zunehmende Infragestellung von - vermutlich von Ihnen aufgestellten Regeln und Grenzen - sollten Sie bei allmählich einsetzender Adoleszenz vorbeitet sein. Ihre Tochter versucht zunehmend diese zu verändern. Seien Sie möglichst verständnisvolle Gesprächspartner, die bereit sind, (altersbedingt) überholte Regeln zu verändern. Manches werden Sie ohne Diskussion beibehalten müssen. Sie können Diskussionen auch aufschieben, weil Sie Bedenkzeit brauchen oder sich als Eltern zunächst über etwas verständigen wollen. Sie müssen sich jedoch nicht zumuten, dass Ihre Tochter ständig ihre schlechte Laune auf alle anderen Familienmitglieder überträgt. Sie darf selbstverständlich schlechte Laune haben. Das kann sie mit sich in ihrem Zimmer abmachen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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