Schaschi
Lieber Dr. Nohr, ich hab mich zum Thema Bindung belesen, habe ein Tragetuch gekauft (Kinderwagen nur Notlösung), Familienbett hergerichtet. Stimmt es, dass ALLE Babys evolutionär bedingt getragen, beschützt werden wollen, und engen Hautkontakt suchen? Bei meiner Tochter (4monate alt) ist das anders. Sie liebt den kinderwagen. Im tragetuch hält sie es max1 Stunde aus drückt sich dann gegen meinen Körper und signalisiert mir, dass sie raus möchte. Pucken mochte sie noch nie. Sie schläft lieber und besser in ihrem großen Bett (tagsüber) als im Familienbett (nachts). kuscheln wir Haut an Haut, hebt sie den Kopf und schaut umher. Sie ist sehr fit in ihrer Entwicklung,aktiv, interessiert, ausgeglichen, motorisch sehr weit, plappert, ein Sonnenschein. Trage ich sie auf dem arm, möchte sie dabei etwas sehen und nicht immer mir zugewandt sein. Wenn ich den Raum verlasse spielt sie selbst, wenn ich zurückkomme lächelt sie mich an. Ich lese oft, dass traglinge und fest gebundene babys klüger sind und eigentlich ALLE babys evolutionär gesehen diese Bedürfnisse haben. Sie nicht so sehr. Ist das schlimm und bedeutet das, dass ihr etwas fehlt oder gefehlt hat?Gibt es verschiedene Temperamente bei babys? Ich gehe sehr liebevoll mit ihr um: kann ich dann davon ausgehen, dass sie trotzdem fest gebunden aufwächst und wir eine tolle Bindung haben? Wird sie als Erwachsene keine Nähe zulassen? Danke!
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, Sie planen und denken ja schon sehr weit über die jetzige Situation hinaus. Dabei findet Beziehung nur in der Gegenwart, im Augenblick statt. Und da sollten Sie Ihr Kind annehmen und akzeptieren wie es ist, und nicht mit Buchwissen oder Regelhaftigkeiten vergleichen. Kinder sind sehr verschieden und es gibt auch eine Menge Ähnlichkeiten (z.B. in der motorischen Entwicklung). Eine gute Bindung und Beziehung entsteht dann, wenn man sich auf sein Kind einschwingen kann, genau so , wie es ist. Wenn man es so sieht, wie es sich zeigt und entwickelt und nicht, wie es sein "sollte". Mitschwingen heißt, Eigenbewegungen des Kindes wahrzunehmen und b.Bed. zu verstärken. In Einklang kommen miteinander in der jeweiligen Situation, das ist das Ziel, von dem es viele Abweichungen geben wird. Aber entscheidend ist, dass Sie Ihr Kind als einzigartig sehen und erleben und dieses Selbstgefühl fördern. Vergessen Sie was "Kinder" tun und erleben Sie, was und wie Ihr Kind ist. Viel Freude dabei. Dr.Ludger Nohr
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