Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Nachtrag: Wie kann ich gegensteuern?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Nachtrag: Wie kann ich gegensteuern?

aines77

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, zuerst vielen Dank für Ihre Antwort, ich empfinde diese immer als sehr hilfreich und vor allem bringen mich Ihre Antworten immer dazu, mal genauer hinzusehen und nachzudenken. Daher erlaube ich mir noch eine nachträgliche Frage: Sie meinten, dass das Böse auch eine Art Faszination hat, den Eindruck habe ich eben auch manchmal, dass dann ein böses Wort oder eine diesbezügliche Provokation dann etwas Reizvolles für unseren Sohn ist um zu sehen, was es denn so bewirkt. Aber das ist eben nicht bei allen so, bei sehr vielen Kindern in unserer Umgebung ist genau das Gegenteil der Fall, wenn etwas zu wild, auffällig, böse ist, halten sie Distanz (im Übrigen war ich als Kind genauso, mich hat es immer verschreckt). An was liegt das und hat das was mit Erziehung zu tun oder liegt es einfach im Wesen eines jeden Menschen? Ich versuche auch, das Verhalten der beiden Jungs nicht immer anzusprechen und zu bewerten, unser Sohn meint dann immer "jetzt kommt das schon wieder" und ich merke, dass es nichts bringt, weil er abblockt. Sie meinten, er würde dann selbst die Erfahrung machen, aber ich habe Angst, dass das nicht passiert und er sich weiterhin angezogen von den beiden fühlt und gewisse Dummheiten übernimmt, weil er sonst niemanden in der nahen Umgebung hat, mit dem er sich treffen kann. Ich bin wirklich keine Helikoptermutter, aber wir haben leider im Freundeskreis zwei Fälle, bei denen genau das eingetreten ist und sich die jeweiligen Söhne dadurch sehr viel Ärger eingehandelt haben, weil eben Kontakt zu sehr verhaltensauffälligen Kindern bestand. Daher kommt wohl auch meine Angst und Sorge, weil ich sehe wie schnell es gehen kann. Meinen Sie, dass es im Alter unseres Sohnes ausreicht, ihm einfach unsere Meinung zu sagen, aber sonst wirklich nicht einzugreifen und den Kontakt nicht zu verbieten? Ich bin hin und hergerissen und möchte natürlich nur das Beste für ihn, andererseits merke ich (wie sie auch mal erwähnt hatten), dass er wohl unsere bis jetzt doch sehr enge Bindung ein wenig lockern möchte und auch Freiräume will, die ich ihm auch geben möchte (bis zu einer gewissen Grenze natürlich und die wäre dabei für mich erreicht, wenn der Kontakt zu häufig stattfindet). Vielen Dank nochmals für Ihre Einschätzung und Meinung!


Es kann schon sein, dass die Faszination der "dunklene Seite der Macht" auch damit zusammenhängt, dass er bisher eben sehr beschützt aufgewachsen ist. Aber die Menschen sind auch da verschieden. Es geht mir mehr darum, dass Sie ihm auch etwas zutrauen. Dass er selbst erkennen kann, was ihm gut tut, mit wem er sich abgibt, wen er als Freund aussucht. Sie können das aus dem Hintergrund ruhig beobachten, aber Sie können es nicht wirklich verhindern. Und dann darf er sich auch irren, Fehler machen usw., ohne dass die Eltern "das alles schon vorher gewusst haben". Das selbst Erfahrene wirkt da mehr als das Vorgedachte. Sie sehen, es ist immer wieder ein abwägen von zutrauen und beschützen. Und da kommen wir wieder selbst als Individuen ins Spiel. Und hier finde ich es oft hilfreich, dass es Väter (in der Regel mehr zutrauend) und Mütter (in der Regel mehr beschützend) gibt. Entwicklung und Erziehung sind ein spannender gemeinsamer Weg. Dr.Ludger Nohr


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