Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Mutter-kind-bindung

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Mutter-kind-bindung

Dani173

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Guten Morgen Frau Henkes, ich entschuldige mich schonmal im vorraus für den ausführlichen text🙈 vielleicht ist diese Frage ja auch völlig Quatsch, aber sie beschäftigt mich trotzdem schon seit sehr langer Zeit. Ich dachte immer mein Kind und ich hätten eine super Bindung, da ich ihn immer und überall bei mir haben muss, viel mit ihm kuscheln will, es liebe ihn morgens aus dem Bett zu holen und nach einer langen Zeit des "nachts-nicht-sehen" wieder auf dem Arm halten zu können, ihn morgens anziehen, dabei manchmal blödsinn machen und lachen, aber auch Mal ne kleine Massage geben (die er als säugling immer seeehr genossen hat) etc etc...einfach alles was eben mit direkten Kontakt zu tun hat. Aber solangsam denke ich immer mehr dass dies von meiner Seite aus stärker ist als von seiner. Kann es sein, dass mein Kind (14monate) doch keine optimale Bindung zu mir hat? Ich hatte schon während der Schwangerschaft immer wieder extreme Stimmungsschwankungen gehabt. Und als mein Schatz auf der Welt war fingen auch die Depressionen an. Ich fühlte mich von meinem Partner so im Stich gelassen (er machte immer nur das nötigste was den kleinen angeht) er schob seine fehlende Zeit und Lust immer auf seinen ach so "schweren" Job. Meine gesamte Familie ist 750km entfernt...also stand ich immer alleine da. dazu kam dann noch im April dieses Jahr bei mir eine Krankheitsdiagnose, die das alles noch verschlimmert hat. Ich liebe meinen Sohn wirklich über alles und würde sterben für ihn, aber dennoch war ich immer so frustriert von der ganzen Situation und habe mich oft versucht irgendwie abzulenken...meist mit Chats und Telefonaten mit meiner Familie oder beste Freundin oder auch mit dem googlen über die krankheit. Ich war also sehr viel am Handy. Ich habe meinen Sohn zwar oft im Tragetuch gehabt und seine ganzen schläfchen tagsüber hat er immer an meinem körper gemacht. Dennoch war immer mein schei** Handy in meiner Hand. Auch sobald er seine Augen beim stillen zu gemacht hat, habe ich oft mein Handy zur Hand genommen. Ich bereue meine Starke Handynutzung sooo sehr und habe Angst, dass dies nun an dem Bindungsaufbau gekratzt haben könnte. mir war die starke Nutzung in der Zeit der Depression gar nicht so bewusst. Erst jetzt, wo ich dass alles in den Griff bekommen habe, fällt mir das alles auf. Mein Sohn war vom ersten Tag an eigentlich pflegeleicht und noch nie ein Schreikind und trotzdem hatte mich die Situation irgendwie leicht überfordert. Auch das zu Bett gehen hatte vom ersten Moment an wunderbar geklappt. Ich habe ihn immer im Arm getragen, 2 Schlaflieder gesungen, gestreichelt und dann ins Bett gelegt (wiege im Eltern Schlafzimmer). Dann hat er immer noch ein "gott-schütze-dich-kreuz" auf die Stirn bekommen, ein streicheln über die wange und habe das Zimmer verlassen. Er ist dann immer von alleine eingeschlafen. So mache ich das seit er 1 Woche alt ist und es gab noch nie Probleme mit dem zu Bett gehen. Je älter er wurde desto ausgelaugter war ich. Ich hab mich überall mit dazu gesetzt oder auf dem Boden neben ihn gelegt, aber oft war das Handy mit dabei. Irgendwann hat mein Sohn angefangen den Blickkontakt und das kuscheln zu meiden. (So mit ca 7 Monaten) Er hatte auch weniger gelacht.  Als er im Oktober 13monate wurde kam er für täglich 4stunden in die Krippe, was ihm sehr viel spaß macht. Schon am ersten Tag hat er den Gruppenraum erobert und es war so als wäre ich nicht da. Er hat mich quasi ignoriert. Ich gebe ihn immer ohne großer gemecker ab...er hat bisher nur 3 Mal geweint beim Abschied. Er hat auch noch nie gefremdelt und ist immer ganz offen zu anderen Leuten und Kindern hingekrabbelt oder lacht diese auch ständig an wenn sie ihn anschauen. Was uns aber ganz extrem aufgefallen ist, dass er permanent etwas in der Hand halten muss. Entweder seinen Spiel Schraubenzieher, einen löffel, einen Stift, einen labello etc etc. Er spielt nicht mit diesen Dingen, muss sie aber permanent festhalten. Wenn ich ihm diese vorsichtig aus der Hand nehmen will bzw durch ein Spielzeug austauschen will (z.b immer den Stift, da mir das zu gefährlich ist wenn er damit mal hinfallen sollte) gibt es immer ein bitterliches geweine und er schaut mich immer enttäuscht an. Er geht sogar mit diesen gegenständen schlafen. Sobald er schläft nehme ich diese natürlich aus dem Bett. Wurde sogar schon von seiner Erzieherin darauf angesprochen, da er meist mit seinem löffel oder dem Schraubenzieher in die Kita geht. Nun sagte man mir, dass es sein kann, dass diese gegenstände ihm evtl auch ein Sicherheitsgefühl geben könnten, wenn er dieses von Zuhause zu wenig bekommt. Und dass ich ihn von Anfang an alleine einschlafen lassen habe, fand man auch unverständlich und kaltherzig und die Babys würden Angst haben wenn sie alleine im Dunkeln einschlafen sollen und sich dadurch verlassen vorkommen. (dachte immer das wäre gut so, denn meine Eltern haben das bei uns Kindern auch so gemacht und wir haben bis heute eine suuuper bindung zu einander) er hat ja auch fast nie geweint. Und falls er doch Mal geweint hat, hab ich ihn in den Arm genommen bis er geschlafen hat, was aber nur selten vorkam. Nun Frage ich mich natürlich ob da was wahres dran sein kann?!  Also wir toben, spielen, kuscheln und lachen Zuhause nun wieder viiel mehr als vorher, gehen spazieren, auf den Spielplatz und er will auch ständig auf meinen arm...das Handy ist nur sehr selten in Benutzung. Eigentlich nur dann wenn er schwer mit dem spielen beschäftigt ist, oder wenn er schläft(mir geht es nun auch wieder sehr gut...endlich bin ich wieder glücklich und auch in der Beziehung mit seinem Papa läuft es wieder super) aber ich werde das gefühl nicht los, dass die Bindung von meinem Sohn an mich, durch mein damaliges Verhalten nicht so ist wie sie sein sollte. Habe ich diesen Bindungsaufbau mit der ständigen Handynutzung und dem alleine einschlafen lassen gestört? Kann das Band zwischen uns auch jetzt noch fester werden, oder ist der Zug abgefahren? Man sagt ja immer die ersten 2 Jahre sind entscheidend...1 Jahr ist ja nun quasi futsch 😢 So nun meine Frage: könnte sein Verhalten wirklich auf eine schlechte Bindung hindeuten? Und kann ich diese wieder stärken? Oder übertreibe ich einfach nur, und bin selber vi3lleicht sogar "zu anhänglich" ? Vielen Dank schonmal im vorraus. Viele liebe Grüße Daniela


Ingrid Henkes

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Guten Tag, grundsätzlich scheint Ihre Bindung gut zu sein. Sonst hätten Sie eher ein ängstliches anklammerndes Kind. Eine Depression der Mutter erspüren aber bereitrs Babys, weil der Fokus der Mutter krankheitsbedingt oft nicht auf dem baby liegen kann. Kleinkindern sind auf das Spiegeln durch die Eltern angewiesen. Sie "lesen" ja im Blick, mit dem die Eltern sie betrachten und gewinnen dadurch Sicherheit. Da ist es natürlich nicht hilfreich, wenn der Blick  der Mutter mehr aufs Handy als aufs Kind gerichtet ist. Das Kind könnte sich nicht genügend gespiegelt fühlen. Es ist allerdings auch sehr schwer, sich auf das Kind zu konzentrieren, wenn man sich in einer depressiven Verstimmung befindet. Sie sollten sich Ihr Verhalten also nicht übelnehmen. Konzentrieren Sie sich darauf, dass es Ihnen wieder gut geht und Sie jetzt anders mit Ihrem Sohn umgehen können. Jetzt können Sie aufmerksam beobachten, was er benötigt und wie er sich entwickelt. Gravierende Defizite in der Bindung kann ich aus Ihrer Beschreibung nicht erkennen. Viele Kinder haben im Alter Ihres Sohnes Gegenstände in der Hand. Das mag ihnen tatsächlich Sicherheit geben. Das liegt aber nicht daran, dass Ihr Sohn die von Ihnen zu wenig bekommen hat, sondern daran, dass Einjährige merken, wie klein und hilflos sie noch sind. Das Alleine Einschlafen ist auch kein Problem, wenn es dem Kind dabei gutgeht. Sie haben ja kein weinendes Kind allein gelassen. Auf Ihre eigene Anhänglichkeit sollten Sie achten, wenn Ihr Sohn sich mehr der Loslösungsphase nähert. Dann brauchen Kinder die Sicherheit, sich von der Mutter (zeitweise) entfernen zu dürfen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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