Anke768
Hallo Frau Henkes, mein Sohn 14M weiß ziemlich genau was er will. Ich habe das bisher einfach als sein Wesen akzeptiert, sein Vater und ich sind genau so, es hätte mich gewundert wenn es nicht so wäre. Das führt dazu dass wir oft "auffallen", wenn ihm etwas nicht passt merkt man das. Er ist zudem ziemlich Mama und Papa fixiert, wird gerne gekuschelt, sucht oft unsere Nähe. In fremden Situationen bleibt er die ersten 10 Minuten an uns kleben und guckt sich die Sache erstmal aus sicherer Entfernung an, er ist kein Kind das man absetzt und sich dann, zB in der Spielgruppe, direkt ins Getümmel stürzen würde. Er muss warm werden und wenn man ihm das verwehrt wird geweint. Daher gebe ich ihm das auch einfach. Er hat auch extrem gerfremdelt, das wird langsam wieder deutlich weniger. Eine Freundin von mir, Erzieherin, kritisiert mich immer wieder dafür. Wenn ich ihn zB mitnehme in unsere Runde möchte er, selbst wenn er sich an sich wohl fühlt und schon aufgetaut ist, nicht bei einer meiner Freundinnen auf dem Schoß sitzen sondern wenn nur bei mir. Ich finde das OK und handhabe das auch so, ich hätte sonst das Gefühl mein Kind auf einem fremden Schoß im Stich zu lassen, ohne jedem Grund. Er hat diese Runde vllt 3-4 Mal gesehen, das sind für ihn Fremde. Meine Freundin meint, dass ich ihm mit sowas viel zu oft seinen Willen gebe und er mir auf der Nase rumtanzt. Und dass er es im späteren Leben schwer haben wird. Sie meint er müsse halt auch mal akzeptieren dass er nicht bekommt was er will und dann halt schreien. Also wenn mein Sohn jetzt an einen Schrank will an den er nicht darf muss er definitiv mit dem Nein und dem Frust leben aber in der beschriebenen Situation fände ich es schrecklich ihn so "auszusetzen". Meine Mutter hat mich als Kind überall abgedrückt, wusste, dass ich bei meiner Oma misshandelt werde und hat mich auch trotzdem da gelassen, "es kann nicht immer alles nach dem Kind gehen" usw. Diese Art zu denken geht mir einfach nicht in den Kopf. Dennoch mache ich mir Gedanken, da sie ja Erzieherin ist. Besonders der Kommentar dass er es später schwer haben wird trifft mich. Mein Sohn weiß aber einfach was er will und wenn ihn was ärgert wird das sehr deutlich kommuniziert. Ich kann und will das nicht verhindern. Ich wüsste auch nicht wie, höchstens indem ich immer wieder seinen Willen breche und das muss man als Eltern schon oft genug. Fängt beim Pampers machen an und endet beim "Nein". Wir sind stolz darauf dass unser Kind so sein darf wie er ist, auch wenn er halt als Motzkind auffällt. Er ist an sich ein fröhlicher Junge, ich will ihn gar nicht so schlecht darstellen. Aber er kann halt auch deutlich anders wenn er in Situationen gerät in denen er sich nicht wohl fühlt (fremde Menschen + fremde Umgebung). Ich weiß nicht wie ich ihm das austreiben sollte und ob das so sinnvoll wäre. Klar setzen wir Grenzen usw aber muss man denn die ganze Zeit mit seinem Kind kämpfen anstatt ihn einfach auf den Schoß zu nehmen wenn er nicht bei wem anders sitzen möchte? Liebe Grüße
Guten Tag, nach Ihrer Beschreibung habe ich überhaupt nicht den Eindruck, dass bei Ihnen etwas "falsch läuft". Zwar denke ich auch nicht, dass Ihr Sohn genau weiß, was er will. Dazu ist er noch zu jung und das Denken noch nicht genügend entwickelt. Mir scheint es eher, dass er sehr deutlich signalisiert, wenn ihm etwas nicht gefällt oder seinen Bedürfnissen entspricht. Das ist mit vierzehn Monaten auch ganz in Ordnung so. Er bekommt ja schon Grenzen von Ihnen gesetzt, die sich vorwiegend auf gefährliche Situationen beziehen oder auf solche, die sich nicht bvermeiden lassen, wie das Windel wechseln. Das genügt bei Einjährigen. Die beschriebene Situation des auf den Schoß von fast fremden Menschen Setzens gehört meines Erachtens nicht zu den Notwendigkeiten im Leben eines Kleinkindes. Ihr Sohn macht zu Recht darauf aufmerksam, dass er sich damit unwohl fühlt. Ich finde die Bemerkung Ihrer Freundin unpädagogisch. Gerade im Körperkontakt zu fremden Menschen stärkt man Kinder heute von klein auf darin, ihre Grenzen zu wahren und sich keine Kontakte aufzwingen zu lassen. "Kein Küsschen auf Kommando" verdeutlicht diese Ebene, zu der auch das auf den Schoßsetzen gehört. Das Verhalten Ihres Sohnes gibt keinerlei Hinweis darauf, ob er es später mal schwer haben wird. Vielleicht können Sie mit Ihrer Freundin besprechen, dass sie Ihnen nur Ratschläge gibt, wenn Sie darum bitten. Sie haben doch Ihren eigenen Weg im Umgang mit Ihrem Sohn gefunden. Sie haben ihn gut im Blick, achten auf seine Bedürfnisse und helfen ihm, sich mit den Notwendigkeiten des Lebens zu arrangieren. So können Sie auf die verschiednen Entwicklungsphasen, die noch kommen flexibel und umsichtig reagieren. Ich wünsche ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
Anke768
Und noch ein kleiner Nachtrag, er war lange Zeit ein absolutes Mama kind, jetzt sind Papa und Opa auf einmal viel interessanter. Ich finde auch das eigentlich nicht schlecht, bin stolz, dass mein kleiner Mann sich raus in die Welt wagt. Papa ist viel spannender als ich, das ist nun mal so. Wenn mein Mann ihn auf dem Arm hat und er ihn mir wieder geben will schreit mein Sohn weil er lieber bei Papa bleiben will. Ich habe da nichts groß drin gesehen und das als logisch betrachtet, als ich davon in der Krabbelgruppe erzählte wurden Blicke getauscht, scheinbar sind die anderen Kinder nicht so... Auch da frage ich mich wieder ob bei uns etwas ganz grundsätzlich falsch läuft.
Bodensee90
Ein kleiner Einblick in unseren Alltag mit ca. 1,5 Jahre altem Sohn: Wenn ich ihn nach dem Mittagschlaf in der Kita abhole, ist er oft vertieft in ein Spiel. Er kommt mich dann kurz begrüßen und freut sich, geht aber direkt zurück zum Spielen. Ich habe nachmittags Zeit und lasse ihn zu Ende spielen. Er fährt meistens noch ein paar Runden mit den Autos und kommt dann freudestrahlend zu mir. Letztens ist seine Gruppe gerade in den Garten gegangen als ich gekommen bin. Da habe ich ihn in Ruhe seine übliche Gartenrunde machen lassen (schaukeln, rutschen, im Gartenhaus nach dem Rechten sehen). Ich habe mich nach kurzer Rücksprache mit den Erziehern sogar nochmal zurückgezogen und bin quasi nochmal gekommen. Letztens habe ich in bei seinen Großeltern abgeholt und wir sind noch zum Abendessen geblieben. Nur die Oma durfte dort die Windel wechseln, ich war dafür scheinbar in dem Moment die völlig falsche Person. Beim Abendessen saß er zwischen Oma und Opa und hatte die größte Freude mit den beiden. Für mich hat er sich am Tisch nicht großartig interessiert. Nach Hause gehen und ins Bett bringen hat dann wunderbar zwischen uns beiden geklappt. Ich schätze es so ein, dass er die Zeit vertieft im Spiel oder bei anderen engen Bezugspersonen einfach sehr genießt und ich ihm als Mama in dem Moment einfach gar nicht erst groß in den Sinn komme (weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken kann). Wir haben aber zu zweit so viele schöne Momente, dass ich das akzeptiere und mich mittlerweile darüber freue. Er macht das ja nicht, um mich als Mama zu ärgern. Mach dir weniger Gedanken darüber, was andere über diese Situationen denken. In Gruppen trauen sich viele nicht, den wirklichen Alltag zu schildern. Und manche haben einfach spezielle Vorstellungen vom "Mama-Dasein" und von einer "Mutter-Kind-Beziehung".