Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Mein Sohn bereitet mir Sorgen

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Mein Sohn bereitet mir Sorgen

KerstinL

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Hallo,    Ich würde mich sehr über eine Einschätzung freuen.   Mein Sohn ist 2 1/4 Jahre alt und sehr unentschlossen. Er ist sprachlich recht fit, kann sich aber nur schwer entscheiden. Das passiert täglich, dass er nicht weiß, ja oder nein. Bei Kleinigkeiten sagt er dann erst, ja, zb er will Käse auf dem Brot, dann doch nicht, dann doch oder nein. Ich versuche dann seine erste Antwort umzusetzen, dann gibt es oft Geschrei. Dann sagt er: " dann gar kein Brot, dann kommt das Brot weg." Er reagiert oft sodass er dann sagt, die Dinge sollen weg, auch wenn sie nichts mit der Situation zu tun haben, aber gerade griffbereit sind. Es scheint seine Art zu sein mit Wut umzugehen. Ich denke die Autonomiephase spielt eine Rolle, aber ich finde das befremdlich, weil er auch sehr kurz antwortet und schnell so reagiert. Am Montag war er zu Besuch bei meiner Mutter, es waren insgesamt 4 Erwachsene. Also Oma und Opa und wir als Eltern. Er war im Auto eingeschlafen und dann ziemlich schnell mit am Tisch zum Essen. Meine Mutter schnitt ihm ein Brot durch und er fing an zu schreien, er wollte es ganz essen. Er beruhigte sich schwer und meine Mutter sagte, es könne ja nicht sein, dass er wegen jeder Kleinigkeit, zb einem falsch liegenden Löffel das Schreien anfängt. Wir sind dann wieder gefahren, weil meine Mutter meinte, er würde sich nicht beruhigen, dabei ist das die einzige Auszeit für mich, wenn er mal dort ist. Darüber habe ich mich geärgert und fühle mich irgendwie als Versagerin, dass ich das erziehungstechnisch nicht hinbekam. Meine Mutter und ich sind Heilpäd. und Erzieherin. Das macht mir erst recht Druck.Aber ich dachte es hat mit der Autonomiephase zu tun, ich möchte ihm aber auch nicht alles durchgehen lassen. Er ist nun in der Warum Phase und versteht und hinterfragt echt viel. Aber vielleicht erwartet man gerade deshalb zu viel?  Diese Unentschlossenheit ist sehr anstrengend. Was kann ich da tun? Ist das typisch oder eher nicht? Ich kenne das aus meinem Beruf, der Kita so nicht. Aber zu Hause sind Kinder ja auch anders als in der Einrichtung. Er geht noch nicht zur Tagesmutter und nicht zur Kita. Aber ab Sommer 2x die Woche 2 Std in eine u3 Gruppe.    Zu Hause ist die Situation auch schwierig. Mein Mann und ich machen eine Paartherapie, weil viel Streit herrscht, kaum Zeit für uns ist und der Kleine oft Streit mitbekommt. Das möchte ich ändern, da er ja auch in der Prägungsphase ist und das furchtbar ist. Es sind also recht viele Baustellen. Die Corona Zeit hat den Rest dazu getan. Danke für Ihre Hilfe, ich bin recht unsicher ob das Verhalten so alterstypisch ist oder gibt es da eine psychische Erkrankung? Sollte ich zur Frühförderstelle gehen? Danke für Ihre Zeit, herzliche Grüße Kerstin


Ingrid Henkes

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Guten Tag, als professionelle Kraft haben Sie natürlich eine hohe Erwartung an sich selbst und das macht viel Druck. Grundsätzlich ist das Verhalten Ihres Sohnes in der Trotzphase alterstypisch. Am besten hilft dabei ruhige Klarheit, liebevoll abwarten, die Wut begleiten. Das wissen Sie als Fachkraft natürlich selbst. Jetzt haben Sie leider eine etwas ungedulige Mutter und einen ungeduldigen Sohn, so dass Sie sehr herausgefordert sind. Ihr Sohn erscheint mir nicht psychisch erkrankt, sondern ebenso unter Druck wie Sie, traurig und belastet. Dass etwas weg sein soll und ihn vieles stört hat sicher auch damit zu tun, dass er die Spannungen mitbekommt, die in Ihrer Ehe bestehen. Das hat die Trotzphase in eine Schieflage gebracht. Vielleicht versteht Ihre Mutter, dass Sie jetzt vor allem Unterstützung und Ruhe brauchen, um Ihre Partnerkrise zu lösen, dass Ihr Sohn nicht perfekt sein muss, sondern tapfer versucht auf seine kindliche Art, Störungen zu beseitigen. Es wird bestimmt ruhiger, wenn Ihre Partnerkrise bewältigtigt ist. Ansonsten könnten Sie ihm auch sagen, dass wenn etwas stört, nicht immer alles gleich weg sein muss. Dass auch Mama und Papa nicht gleich weg sind, wenn Sie streiten. Alles Gute und herzliche Grüße Barbara Saitner


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