FrauMaus
Hallo, es geht um meine Tochter (19 Monate). Seit einiger Zeit ist sie gefühlt 90% des Tages unglücklich, obwohl es objektiv keinen Grund dazu gibt. Sie wacht schon schrill schreiend auf und geht ebenso schreiend ins Bett. Schmerzen hat sie keine, wir haben es schon beim KiA abklären lassen. Wir richten unseren Tagesablauf seit Geburt quasi komplett nach ihr, sind den ganzen Tag draußen. Meist einfach nur bei uns im Garten aber auch auf dem Spielplatz, im Tierpark, im Schwimmbad, im Wald etc. Zuhause spielt immer jemand mit ihr, schaut Bücher an oder stapelt Bausteine. Sie hat immer die volle Aufmerksamkeit eines Elternteils oder ihrer Großeltern, meistens sogar von mehreren gleichzeitig. Aber sobald etwas nicht 100% sofort nach ihrem Willen geht, schreit sie bis zu einer Dreiviertel Stunde. Wir versuchen sie zu trösten, die Situation zu erklären und zu begleiten. Es hilft aber gar nichts, sie steigert sich immer weiter in die Situation hinein. Ist das noch die normale Trotzphase? Es belastet mich mein Kind ständig so unglücklich zu sehen und ich beginne zu denken, dass sie in unserer Familie unzufrieden ist. Ihre Freunde (etwa im gleichen Alter) sind lange nicht so häufig am weinen bzw. schreien. Was kann ich noch tun? Wie kann ich ihr helfen und mache ich etwas falsch? Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen.
Guten Tag, da haben Sie ja vermutlich alle eine schwierige Zeit. Ich denke aber nicht, dass Ihre Tochter in Ihrer Familie ungliücklich ist. Sie gehen doch sehr auf sie ein und sind für sie da. Das ist eine gute Basis für das Gefühl des Aufgehobenseins in der Familie. Ihre Tochter ist jetzt in dem Alter, wo die Kinder durch die erweiterten Fortbewegungsmöglichkeiten ihre Umwelt intensiver erkunden und sich damit ein Stück von den Eltern wegbewegen. Damit lösen sie sich auch erstmals ein wenig von den Eltern. Die neue Selbständigkeit schafft natürlich auch Frustrationen, weil beim eigenen Tun noch nicht alles klappt wie erwartet. Auch müssen Sie als Eltern jetzt mehr Grenzen setzen, weil nicht alles möglich ist, was Ihre Tochter möchte. Das ist für Kinder in diesem Alter oft schwer zu ertragen, da sie noch nicht gelernt haben, wie sie mit diesen Frustrationen umgehen können. Ihre Tochter scheint das sehr hartnäckig zu signalisieren. Das ist evtl. auch eine Frage des Temperaments. Sie können versuchen sie abzulenken. Wichtig ist auch, dass Sie sie trösten, weil Sie ihren Ärger verstehen, auch wenn sie trotzdem nicht durchsetzen kann, was sie will. Das gibt Ihrer Tochter das wichtige Gefühl, auch mit ihrem Ärger von Ihnen angenommen zu sein. Möglicherweise hilft es Ihrer Tochter auch, gelegentlich etwas mehr aus dem Fokus so vieler Erwachsener herauszukommen. Damit meine ich nicht sie alleine zu lassen, aber Kinder in diesem Alter brauchen durchaus manchmal schon eine Zeit für sich, wo sie etwas ausprobieren oder erforschen können. Das kann auch in Anwesenheit der Eltern stattfinden, die sich aber gerade mit etwas anderem beschäftigen. Das könnte Ihre Tochter darin bestärken, alleine etwas zu schaffen und nicht immer auf die Aufmerksamkeit anderer angewiesen zu sein. Vielleicht tröstet es Sie ein wenig, dass diese Phase auch ein Ende haben wird. Ihre Tochter wird sprechen lernen und damit eröffnen sich auch neue Möglichkeiten mit schwierigen Situationen umzugehen. Ihre Tochter wird dann statt durch Schreien mit Worten ausdrücken können, was sie möchte. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
FrauMaus
Ich wollte noch dazu sagen, dass wir an Spielplätzen regelmäßig von fremden Eltern angesprochen werden, warum unser Kind die ganze Zeit weint…
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