MarinaFerrarra
Guten Morgen, ich habe 3 Söhne, 8, 6 und 2 Jahre. Mein Mann ist beruflich viel unterwegs. Mit fällt es schwer, den Alltag der Kinder so zu gestalten, dass jedes Kind zufrieden ist. Der Große wünscht sich Freiraum vom Jüngsten, der ihn - zwar süß und verspielt - aber doch bedrängt, weil er bei ihm sein möchte. Der Mittlere teilt ungern und spielt nach seinen eigenen Regeln, er macht dem Großen das Leben dadurch schwer. Beim Vorlesen kann der Mittlere nicht stillsitzen, der Kleine tobt herum - der Große bekommt nichts mit. Trennen führt zu Geschrei und akzeptieren die 2 Jüngeren nicht. Der Große kann gut lesen, genießt es aber von mir vorgelesen zu bekommen. (Gesellschafts-)Spiele sind in dieser Konstellation unmöglich. Der Kleine lässt sich nicht anderweitig nebenher beschäftigen oder ablenken. Natürlich gibt es auch viele harmonische Situationen. Aber ich habe das Gefühl, dass die Kinder darunter leiden, dass sie Geschwister haben, mit denen es nicht „passt“. Sobald sie aber Zeit getrennt voneinander verbringen sollen/dürfen, sprechen sie sich dagegen aus. Sie haben sich sehr gern und vermissen einander. Haben Sie mir einen Ratschlag, wieviel Streit, Konkurrenz, Chaos normal ist? Wie ich jedem Kind getrennt die richtige Beschäftigung, Förderung zukommen lassen kann?
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, es geht hier um den Konflikt zwischen Anspruch und Wirklichkeit, der immer nur bedingt zu lösen ist. Und deshalb ist das Beste, was Sie erreichen können das Gefühl, es so gut gemacht zu haben wie (Ihnen) möglich. Sie sollten es nicht daran messen, ob alle Kinder zufrieden sind ("wovon soll ich satt sein, ich sprang nur über Gräbelein...."), denn das ist nur deren subjektive Sicht, während Sie für alle sorgen müssen. Und ich finde es sogar wichtig nicht zu versuchen, alle Bedürfnisse zu befriedigen, immer und jederzeit für alle richtig zu sein. Denn das geht nicht und es ist eine wichtige Erfahrung für die Kinder, dass man sich bei unterschiedlichen Ansprüchen auch zurücknehmen muß (auch wenn es nicht passt). Es gibt natürlich schon unterschiedliche Bedürfnisse und in der Regel kommt man zu einem Mischmodell von Gemeinsamem und Getrenntem. Wichtig ist, den Einzelnen altersgerecht auch was zuzumuten und nicht dauernd hinter deren Zufriedenheit herzurennen. Es würde auf Dauer alle frustriert zurücklassen. Entscheidend ist also Ihre Haltung und Klarheit, den eigenen Wert nicht von der Zufriedenheit der Kinder abhängig zu machen, Frustrationen auch auszuhalten und nicht zu vergessen, auch eigene Bedürfnisse zu haben. Und dass Sie versuchen, für alle was in den Tag hineinzupacken, daran habe ich keine Zweifel. Ich wünsche Ihnen einen guten Weg mit dem zufriedenstellenden Gefühl, eine hinreichend gute (keine ideale) Mutter zu sein. Dr.Ludger Nohr
MarinaFerrarra
Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, ich danke Ihnen von Herzen für Ihren ermunternden Rat, mehr Selbstvertrauen an den Tag zu legen. Ich werde versuchen darauf zu achten, ein gewisses Gleichgewicht zu schaffen und dann muss es eben reichen. Den Kleinen gerecht zu werden, wird wohl immer etwas leichter für mich sein, weil der Ältere ja vernünftig zurücksteckt wenn nötig... aber ich habe heute den ganzen Tag an Ihre Worte gedacht und mich viel besser gefühlt. Ich wünsche Ihnen alles Gute.
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