Lieber Dr. Posth,
unser Sohn ist kein Einzelkind, sein Bruder ist 2.9 Jahre alt. Ich bin zuhause, mein Mann arbeitet viel und sieht die Jungs unter der Woche nur am Morgen und manchmal kurz am Abend. Aufgrund von zwei Dingen, haben wir unseren Sohn bereits untersuchen bzw. behandeln lassen. Nach der Geburt hatte ich Depressionen und bis heute immer das Gefühl sein anstrengendes Verhalten (was in irgendeiner Form schon immer der Fall war), liegt an mir. Ein Bindungstest war jedoch positiv. Außerdem hatte er ein motorisches Problem, was jedoch schon über ein Jahr behoben ist. Da war die Aussage, solche Kinder sind nach außen schüchtern und zuhause lassen sie ihrem Frust raus. Offiziell ist er also nicht „krank“ oder „verhaltensauffällig“, aber ich bekomme schon Bauchschmerzen, wenn wir mal einfach einen Tag zuhause verbringen. Mit anderen Kindern spielen hat für ihn keinen Reiz. Mit seinem Bruder geht es, wenn er der „Chef“ ist.
Mitglied inaktiv - 23.08.2010, 07:37
Antwort auf:
IMMER Aufmerksamkeit - Teil 2
Hallo, nach Ihren nachgeschoben Informationen kommt am ehesten mit 2. Vermutung, die der schlechten Loslösung infrage. Sie schreiben, dass der Vater in der Woche kaum für seine Kinder zur Verfügung steht. Kann sich denn Ihr Mann an den Wochenenden, an Feiertagen und in den Ferien Zeit für seine Kinder nehmen?
Ihre anfängliche schwere Zeit mit Depression könnte im Sinne einer etwas unsicheren Bindung noch fortwirken und Ihren Sohn dazu veranlassen, immer noch wieder die Beziehung zu Ihnen stabilisieren zu wollen. Insofern müssten Sie seine ständigen Kontaktversuche eher positiv werten. Das heißt nicht, dass sie Ihnen insgeheim auch mal lästig werden können.
Was für ein Bindungstest wurde überhaupt gemacht (allein die Fremde-Reaktion gilt als einigermaßen valide). Die geht aber nur am Anfang des 2. Lebensjahres.
Ich meine also, es hängt ganz viel am Verhalten Ihres Mannes. Können Sie ihn davon überzeugen? Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 24.08.2010