Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

mehrere Themen

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: mehrere Themen

Mitglied inaktiv

Lieber Dr. Posth! Ich habe verschiedene Themen, die ich in diesem Posting ansprechen möchte. 1. Enwticklungsrückstand: (Diesen Punkt nur zur Info) Ich schrieb Ihnen vor ein paar Wochen schon einmal wegen der evtl. behandlunsbedürftigen motorischen Entwicklungsverzögerung von unserer Tochter Preeti, die wir mit 15 Monaten aus einem indischen Heim geholt haben (jetzt 2 J. und 3 Mon. alt). Mittlerweile sind wir bei einer Frühförderstelle im Nachbarort gewesen und die Testung ergab, dass man Ergotherapie machen kann, aber nicht muss. Da mir die Mitarbeiterinnen und die Räumlichkeiten sehr zusagten, haben wir uns dazu entschlossen dies durchzuführen um zu schauen, wie es sich auf Preeti auswirkt. Der erste Termin war ganz toll und Preeti sagte beim Rausgehen gleich "noch mehr Fr. XXX", was so viel bedeutet wie Mama bitte lass uns da bald wieder zum Spielen hin. ;-) Sie hat übrigstens überall einen leichten Rückstand, etwas deutlicher allerdings Schwierigkeiten mit dem Gleichgewichtssinn. 2. Trockenwerden Preeti sagt nun meistens, wenn sie ein grösseres Geschäft erledigen muss und wir gehen dann zusammen zum Töpfchen oder aufs Klo. Klappt prima! Wenn wir die Windel wechseln frage ich sie ob sie sich auch mal aufs Töpfchen setzen mag (meist mag sie) und oft klappt es dann mit dem kleinen Geschäft. Manchmal sagt sie zwischendurch "Mama, Pipi machen!" Was dann auch oft recht gut funktioniert. Ich finde es toll, dass sie das schon so gut kann und möchte auf gar keinen Fall irgendwelchen Druck ausüben, aber sollte ich ihr die Windel zu Hause auslassen, damit sie lernt sich immer beim Harndrang zu melden? Ich persönlich fänd das im Frühjahr bzw. Sommer nächstes Jahr praktischer, weiss aber nicht ob ich irgendeinen Zeitpunkt verpasse, wenn ich es weiter so beibehalte wie es im Moment ist und darauf warte, dass sie den nächsten Schritt von sich aus macht!?! Unsere Kinderärztin hat nämlich so etwas angedeutet und mich dann etwas verunsichert. 3. Adoptionsstatuts In der vorigen Mail erzählte ich Ihnen ja schon ausführlich über Preeti und ihre Entwicklung und unser Zusammenkommen. Erstaunlicherweise hatte sie ja auch von Anfang an keinerlei Bindungsprobleme (egal in welche Richtung). Ihr zeitweiliger alterstypischer Trotz zeigt uns, dass sie sich bei uns sicher fühlt, da sie sich traut zu trotzen. Die Mitarbeiterinnen der Frühförderstelle bezeichneten sie nach der Testung u.a. als wirklich sehr liebes, freundliches Mädchen (nicht zu verwechseln mit starker Anpassung aus Angst). Sie macht uns gegenüber einen so normalen und fröhlichen Eindruck, dass man fast vergessen könnte, dass sie nicht in unsere Familie hineingeboren wurde - was wir natürlich nicht tun; sie kennt ihre Herkunftsgeschichte auch schon sehr genau, möchte sie immer wieder hören und kann sie auch selbst schon ein wenig erzählen. Nun meine Frage: WAS denken Sie, ist besonders wichtig im Umgang mit einem (ausländischen) Adoptivkind, bei dem z.Zt. keine psychischen Auswirkungen zu beobachten sind? Wir haben natürlich schon vorher einschlägige Literatur gelesen (die Ansichten gehen leider teilweise sehr auseinander), ausführliche Themenbehandlungen mit dem Jugendamt und einer Vorbereitungsgruppe gehabt und zusätzlich sehr viel Austausch mit Eltern anderer adoptierter Kinder. Sie haben meiner Meinung nach aber oft interssante Neuansätze im Umgang mit Kindern - der Norm nach für leibliche Kinder. Des wegen eine spezielle Nachfrage bei Ihnen. Gibt es etwas was wir besonders beachten sollen oder stärker oder weniger stark, als bei leiblichen Kindern??? Viele Dinge konnten wir ja in den ersten 15 Monaten von Preetis Leben nicht beeinflussen ... Haben Sie noch einen speziellen Literaturtipp für mich? 4. Antwort Sie merken, dass ich ein grösseres Problem habe mich kurzzufassen, also hier den gleichen Satz wie beim letzten Mal: Lassen Sie sich ruhig Zeit mit der Antwort! Ganz lieben Dank! CCaty


Liebe CCaty, mein Problem ist, daß ich keine ausreichenden Erfahrungen mit Adoptivkindern habe. Grundsätzlich ist es so, daß der hohe Anpassungsdruck, dem ein solches Kind ausgesetzt ist, häufig ein zunächst weitgehend unauffälliges Verhalten bewirkt. Später dann traut sich das Kind, seinen Widerstand zu äußern und seine Gefühle zu zeigen. Das ist dann oft die Zeit einer harten Prüfung für die Adoptiveltern. Hat das adoptierte Kind allerdings vor der Adoption ein einigermaßen gutes und normales Leben gehabt, fällt ein solcher Widerstand auch schon mal nicht so heftig aus. Natürlich spielt auch das veranlagte Gemüt, der Charakter eine Rolle. Konnte sich das Kind noch in der Kleinkindphase an seine Adoptiveltern gewöhnen und eine Ersatzbidung aufbauen, so daß diese zur dauerhaften Bindung werden kann, sehen die Verhältnisse noch besser aus. Insofern macht es wenig Sinn, ein Adoptivkind immer wieder auf seine Fremdherkunft hinzuweisen. Das kann man viel später machen. Einstweilen will das Kind das Gefühl haben, daß die neuen Eltern auch wirklich seine Eltern sind. Auf dieses Bedürfnis müssen sie besonders eingehen. Die Zusicherung zuverlässiger, beständiger, nicht mehr verschwindender Eltern müssen Sie ihr machen. Das ist das wichtigste überhaupt. Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen. Viele Grüße


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