Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kontroll-/Zwangshandlungen, was tun?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kontroll-/Zwangshandlungen, was tun?

Moonmoth

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Hallo Frau Henkes, Kurz zur Einleitung ein paar Hintergrundinformationen:  mein Sohn ist 7 Jahre alt und geht in die erste Klasse. Er kommt sehr gut in der Schule zurecht, ist insbesondere in Deutsch schon deutlich weiter als er müsste.  Er hat zwei Geschwister und wir wohnen in einer Doppelhaushälfte in einer Neubausiedlung.    Nun zum Thema: Er scheint Kontrollzwänge zu haben. Schon lange sortiert er in seinem Bett seine Kuscheltiere nach einer ganz bestimmten Reihenfolge, man darf sie auf keinen Fall anfassen, weil er Sorge hat, dass eins umfallen könnte. Teilweise deckt er sich nicht einmal richtig zu un nimmt kalte Beine in Kauf, weil er Angst hat, die Decke könnte seine Kuscheltiere durcheinander bringen. Das fand ich bislang nicht so sehr verdächtig, da sowohl ich als Kind, als auch mein anderer Sohn seine Kuscheltiere auf bestimmte Weise sortiert. Seit kurzem kommen aber andere auffällige Sachen hinzu. Er läuft zb immer wieder während des Essen, der Hausaufgaben etc. nach oben in sein Zimmer, kommt entweder nach kurzer Zeit wieder kommentarlos runter oder man hört ihn nach einiger Zeit ausrasten, er schreit richtig verzweifelt und ist kaum zu beruhigen. Wenn ich ihn frage wieso er in sein Zimmer läuft, sagt er, er müsse etwas nachgucken. Mein Mann hat nun bemerkt, dass er in diesen Momenten immer prüft, ob seine Dinos noch ganz grade im Regal stehen, seine zwei großen Monstertrucks parallel auf dem Boden stehen und seine Tür so weit auf ist, dass die Klinke die Wand berührt. Wenn das nicht so ist, weil sie einen Millimeter von der Wand zurückschwingt, versucht er sie verzweifelt genau in die richtige Position zu bringen, was offenbar nicht immer funktioniert. Da natürlich der kleinste Windstoß vom Vorbeigehen dazu führt dass sich die Tür minimal bewegt, scheint er das immer wieder überprüfen zu müssen.  Ich habe mit ihm versucht zu sprechen, erst wollte er nicht, dann meinte er, in seinem Zimmer seien ein paar Sachen manchmal nicht richtig und das wolle er immer nachschauen. Er ist sogar während des Gesprächs einmal dorthin gelaufen. Das ganze geht jetzt seit ein paar Wochen so. Ist das nur eine Phase? Sollte man und wenn ja, wie sollte man eingreifen? Mit ihm sprechen? Diese Handlungen „verbieten“?  Wir machen uns große Sorgen.


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie sollten die Kontrollhandlungen Ihres Sohnes keinesfalls verbieten. Er scheint dieses Verhalten nicht unterlassen zu können. Ein Verbot würde ihn zusätzlich zu dem anstrengenden Kontrollbedürfnis sehr unter Druck setzen. Ihr Sohn scheint noch nicht darunter zu leiden, dass er dem Kontrollbedürfnis nicht widerstehen kann. Es hilft ihm noch, alles richtig zu machen. Die Ursachen für den Kontrollzwang Ihres Sohnes kann ich aus der Distanz nicht einschätzen. Für Ihren Sohn wird es hilfreich sein, wenn er kindertherapeutische Unterstüzung bekommt, um die Ursachen für sein Verhalten herauszufinden und ihm beim Abbau des Zwangsverhaltens zu helfen. Bei diesen Prozessen können Außenstehende eine Problematik  meist besser einschätzen als Familienangehörige. Sie selbst können das Gespräch mit Ihrem Sohn suchen und ihn z.B. fragen, warum denn in seinem Zimmer alles richtig sein muss. Das wäre doch sehr anstrengend für ihn. Erklären Sie ihm, dass Sie gut aushalten können, dass bei Ihnen nicht immer alles richtig ist. Möglicherweise gelingt es Ihnen, ihn damit ein wenig großzügiger sich selbst gegenüber zu machen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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