Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kleinkind provoziert ständig Konflikte

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kleinkind provoziert ständig Konflikte

Simone123456

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Guten Morgen Frau Henkes, wir haben zwei Kinder. Unsere Tochter ist fast 1 Jahr alt und unser Sohn ist 3,5. Er ist ein sehr aufgewecktes, emphatisches und sozial integriertes Kind, das aber schon immer sehr fordernd war und auch als Baby vermutlich ein paar Regulationsthemen hatte.  Wir haben immer mal wieder klassische Trotzphasen, aber aktuell ist es besonders schlimm. Es geht oft schon morgens um 5 Uhr los. Er schläft in seinem eigenen Bett im eigenen Zimmer, darf aber wann immer er will zu uns ins Elternschlafzimmer kommen. Heute früh mal wieder großes Drama. Er hat mich gerufen und wollte geholt werden, kein Problem. Er wollte Naseputzen, ich hatte aber die Taschentücher im Elternschlafzimmer. Habe ihm angeboten mit ihm rüber zu gehen und wir putzen dort die Nase, weil da wollten wir ja eh hingehen. Das wollte er nicht. Ich also rüber Taschentuch geholt, Nase geputzt. (Dramavermeidung) Ich wollte ihn anschließend rübertragen. An der Tür angekommen hat er sich aber aus dem Arm gewunden und wollte alleine rüber laufen. Drüben angekommen hat er direkt gezornt und wollte das ich ihn aber rüber trage und zwar aus seinem Zimmer. Ich hab ihm dann ruhig erklärt, dass wir doch schon drüben sind. Keine Chance, noch mehr Drama. Mir war klar, egal, was ich jetzt tue, er findet immer was, das anders hätte laufen sollen. Ich hab ihn dann erstmal wieder in sein Bett gebracht und bin alleine rüber und habe gewartet. Als er sich nicht beruhigt hat, bin ich rüber und habe im erklärt, dass ich ihn jetzt mit rüber nehme, aber dass er dann bitte weiterschläft. Wir sind dann wieder nach nebenan. Kaum lag er in unserem Bett in der Mitte, wollte er wieder in sein Bett. Ich hab ihm erklärt, dass ich ihn nicht mehr hole, wenn ich ihn zurück gebracht habe. Alles klar, verstanden. Kaum bin ich wieder in meinem Bett fängt er direkt an zu brüllen ich soll Ihnen holen. Das habe ich dann ehrlicherweise nicht gemacht. Ich wollte konsequent bleiben und ihm nicht das Gefühl geben, dass er seinen Willen bekommt, egal was ich sage. Ich bin dann auch tatsächlich nicht mehr rüber, aber mein Mann hat immer wieder nach ihm geschaut und ihm die Situation nochmal erklärt. Er hat ihm auch gesagt, dass er jederzeit rüber kommen kann. Das hat er dann auch gemacht, aber nur um mir zu sagen, dass ich ihn holen soll. Das Spiel ging dann eeeewig so weiter. Irgendwann wollte er sich von meinem Mann rüber bringen lassen, hat aber dann festgestellt, dass seine Flasche schon drüben ist. Die hatte ich beim ersten Mal mitgenommen. Ab da war dann das Drama, dass mein Mann erst die Flasche aus unserem Schlafzimmer holen soll, um ihn dann mit der Flasche rüber zu trage. So ging es den ganzen morgen weiter. Sobald ein „Problem“ gelöst war, hat er etwas anderes (gesucht?) gefunden. Man hatte das Gefühl, er will den Konfilkt, auch wenn er ihn völlig fertig macht. Was können wir tun? Verhalten wir uns richtig? Ich will konsequent sind und bin es auch, aber er wirkt so hilflos und verloren. Leider kenne ich den richtigen Weg nicht. Wir haben diese Themen aktuell fast jeden Tag. Vielleicht haben Sie ja einen Tipp für uns. Vielen Dank im Voraus! Simone


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie sehen das ganz richtig. Ihr Sohn befindet sich in einem Machtkampf mit Ihnen. Das ist ganz altersgerecht und normal. Manchmal schrauben sich solche Konflikte aber so hoch, dass eine Dreijähriger da nicht mehr alleine herausfindet. Ihr Sohn braucht in solchen Situationen nicht nur Ihre deutliche Grenze sondern auch Orientierung, um aus den widerstreitenden Motiven herauszufinden. Sie müssen in solchen Situationen nicht darauf achten, was Ihr Sohn möchte, sondern mehr darauf, was er braucht. Nur Sie als Erwachsene können wissen, was ihm dann hilft. Er darf in Ihr Bett, dann bleibt er aber auch da. Trösten Sie Ihren Sohn, weil er gar nicht mehr weiß, was er will und das sicher schlimm für ihn ist. Sagen Sie ihm aber auch, dass jetzt Sie bestimmen, weil Sie wissen, was gut für ihn ist. Er mag dann noch einige Mal außer sich geraten. Aber mit der Zeit wird er spüren, dass er Ihre Vergaben ihn stabilisieren. Es ist ja für einen Dreijährigen eine Entlastung, wenn er das planlose Kämpfen aufgeben kann und wieder ein kleiner Dreijähriger sein darf, der sich an die Eltern anlehnt. Ich wünsche ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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