Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kleinkind nächtliche Panikattacke

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kleinkind nächtliche Panikattacke

MiSaa

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Liebe Frau Henkes, Ich mache mir Sorgen um meinen 3jährigen Sohn. Für ihn hat sich in den letzten Wochen viel verändert. Wir haben Nachwuchs bekommen, er geht nun in den Kindergarten (davor war er zuhause bei mir und in keiner Kita), er schläft nun mit dem Papa in einem Bett (davor Familienbett), ich schlafe beim Baby. Tagsüber macht er alles soooo klasse. Keine Eifersucht, Freude am Kindergarten, nur nachts habe ich das Gefühl, dass er überfordert ist. Er wacht jede Nacht oder frühen Morgen auf und verlangt nach mir. Oft reicht es dann, wenn ich kurz rüber komme und mich zu ihm lege. In manchen Nächten rastet er aber auch total aus. Ich kann es nur als Panikattacke bezeichnen, es ist total heftig. Er brüllt wie am Spieß, ist gar nicht ansprechbar. Weder ich noch mein Mann können ihn beruhigen. Ich habe gelesen, dass Kinder bei Wutanfällen nicht ansprechbar sind, da das Gehirn in einem Modus ist, bei dem man mit Sprache nicht weit kommt und dass man sein Kind festhalten soll. Das habe ich heute Nacht gemacht und er hat sich total gewehrt, es hat sich so falsch angefühlt, da er er sich so heftig gewehrt hat. Irgendwann ist er glaube ich vor Erschöpfung ruhig geworden und eingeschlafen. Am nächsten Morgen war alles ok. Was sind das nur für Anfälle? Oft schreit er auch, dass der Papa weg soll. Mein Mann und und mein Sohn haben tagsüber eine gute Beziehung, nur nachts wird er abgelehnt. Das alles ist definitiv neu und macht mir Sorgen. Wie geht man damit um? Dazu kommt, dass er ebenfalls seit diesen Änderungen vermehrt Nägel kaut. Auch nach diesen nächtlichen Anfällen, kaut er immer an den Nägeln. Auch mal aus Langeweile, aber definitiv auch zur Beruhigung. Ich nehme ihm dann immer die Hand aus dem Mund und sage, dass das nicht gut ist, aber das macht ihn nur wieder wütend. Ich habe ihm mal nachts angeboten zusammen mit dem Baby ins große Bett zu kommen, aber das wollte er nicht und er sagte mehrfach, dass nur ich da bleiben soll. Tagsüber ist das Baby für ihn kein Problem. Ich möchte eigentlich auch kein Familienbett, da das Baby bei Koliken, später Zahnen usw den großen sicher wecken würde und umgekehrt, wenn der große mal wieder krank wird...Ich bin um jeden Rat dankbar! Mit freundlichen Grüßen


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihr Sohn ist durch diese vielen Veränderungen in seinem Leben zur Zeit sehr verunsichert. Er muss die Entthronung durch das neue Geschwister ertragen und hat sie nach erst wenigen Wochen noch nicht bewältigt. Ein neues Geschwister löst beim älteren Kind immer die Angst aus, die Liebe der Eltern zu verlieren. Die Fürsorge der Eltern, vor allem der Mutter, muss ja in der ersten Zeit vorrangig dem Baby gelten. Dreijährige können aber noch nicht verstehen, dass sie weiter geliebt werden wie zuvor. Die aus der Verunsicherung resultierende Wut agiert Ihr Sohn in seinen nächtlichen Wutanfällen aus. Dies ist ein unbewusster Vorgang, den Ihr Sohn nicht plant oder ändern könnte. Er braucht dann Ihren Trost und Beruhigung, um sich wieder sicher zu fühlen. Sie sollten ihn nicht festhalten, wenn ihn das nicht beruhigt. Manchmal hilft es, eine Hand auf Bauch oder Rücken zu legen. Sprechen Sie leise mit ihm und versichern Sie ihn Ihrer Anwesenheit. Ihr Sohn lehnt den Vater nicht ab, sondern braucht Ihre Nähe, um sich Ihrer Liebe zu versichern. Möglicherweise hilft Ihnen das Schlafen im Familienbett daher für eine Weile am ehesten. Tief schlafende Kinder wecken sich nicht unbedingt gegenseitig. Wenn die beschriebenen Fälle eintreten sollten, können Sie immer noch andere Maßnahmen planen. Das Nägelkauen können Sie erstmal ignorieren. Ermöglichen Sie Ihrem Sohn möglichst viele gute Erfahrungen, die ihm zeigen, dass er weiter geliebt und gesehen wird. Helfen Sie ihm, seine neue Rolle als großer Bruder positiv zu empfinden.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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