Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kleinkind lässt dich nicht trösten

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kleinkind lässt dich nicht trösten

Rainyday

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Mein Sohn ist nun 13 Monate alt und lässt sich von mir nicht trösten wenn er sich weh tut.  Wenn er weint nehme ich ihn auf den Arm, möchte ihm Sicherheit vermitteln und seine Gefühle anerkennen. Leider stößt er sich sofort ab und möchte wieder von mir weg, weint beim herunterlassen dann aber herzzereißend weiter. Er ist also nicht getröstet und will dann weinend/schreiend weiterspielen oder sitzt dann einfach nur auf dem Boden und weint.  Wenn ich ihn dann wieder aufnehme beruhigt er sich auch nicht und will dann wieder runter. Dabei ist es egal ob ich ihn zu mir drehe oder mit dem Gesicht nach vorn.    Das ist schon länger so, ich schätze seitdem er 8 Monate alt war. Wir haben unseren Sohn nie schreien lassen und uns immer sofort gekümmert, wenn was mit ihm war. Ich dachte auch das Kinder in dem Alter unbedingt eine Bezugsperson brauchen um sich zu regulieren?? Weiterhin ist mir aufgefallen, dass er seit Mitte Dezember immer Töne von sich gibt die sich anhören wie weinen, verzieht das Gesicht, spannt den Körper an und er ist dabei auch ganz aufgeregt, zittert und macht schnell das Fäustchen auf und zu. Das ist bei Personen so die vorbeikommen, wobei ich erst an aufgeregt sein/Freude dachte, manchmal geht das aber auch in echtes weinen über. Das tut er auch wenn ihm was missfällt/stresst oder was tolles passiert (Seifenblasen pusten) etc. Ist das Überreizung oder seine universelle Art sich auszudrücken, weil er noch nicht weiß wie er es sonst machen soll? Wir werden von Außenstehenden schon gefragt ob mit ihm alles ok ist, wie die sich verhalten sollen und ob er ohne Tränen weint??    Aufgrund eigener gesundheitlicher Probleme nach der Geburt, ich sitze momentan im Rollstuhl, bin ich relativ viel auf Unterstützung durch Oma und Opa angewiesen, aber auch durch zwei weitere Kräfte die im Alltag unterstützten. Das ist für unseren Sohn natürlich auch echt viel, jede Person tröstet auch nochmal anders, wobei dann auch Worte fallen wie: ,,nein, nein, alles ist gut, du brauchst nicht weinen". Liegt es daran? Ich hab schon öfter besprochen wie wir alle trösten sollten und das der obige Satz zwar gut gemeint ist, aber die Gefühle aberkennt in dem Moment. Die jeweiligen Personen verfallen trotzdem nach ein paar Tagen wieder ins Alte Muster, irgendwie hab ich keine Ahnung wie ich da eine Drehung hinbekommen soll, ich bin gleichzeitig noch auf die Hilfe angewiesen und kann die Leute nicht einfach austauschen, weil ich in einem kleinen Örtchen auf dem Land lebe.    Ansonsten ist er sehr aufgeweckt, lernt gerade laufen, kuschelt im Bett auch viel mit mir oder kommt mit Spielsachen und Büchern zu mir. Der Kinderarzttermin ist erst im Mai zu dem Thema, das ist noch so lange hin und ich mache mir Sorgen.   Vielen Dank für eine Beantwortung meiner Fragen.


Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich denke nicht, dass Sie sich solche Sorgen machen müssen. Es gibt Kinder, die sich nicht gerne trösten lassen, wenn sie sich wehgetan haben. Es wirkt, als wollten sie durch diese Weigerung die ganze Situation, die zum Weinen geführt hat, ungeschehen machen. Zweijährige sagen dann schon - mit zusammengebissenen Zähnen - "hat ja gar nicht wehgetan". Für Ihren Sohn ist es wichtig, dass Sie ihm helfen, mit seinen Gefühlen in solchen Situationen zurechtzukommen. Sie sind bei ihm, erreichen ihn mit Worten und vielleicht können Sie ihn auch streicheln oder berühren, wenn er auf dem Boden sitzt. Bestätigen Sie ihm, wie blöd das ist, dass ihm jetzt gerade so was passiert ist. Er versteht das noch nicht, aber er kann Ihre emotionale Zugewandtheit spüren. Es ist nicht nötig, dass alle tröstenden Menschen in seiner Umgebung gleich trösten. Am wichtigsten ist ohnehin Ihr Trost. Bei den anderen Menschen spürt Ihr Sohn die Zuwendung, auch wenn die Worte nicht immer geeignet sind. Einjährige reagieren auf neue, spannende Reize nicht selten mit körperlicher Anspannung. Ihnen stehen noch nicht so viele Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung. Die Sprache ist auch noch nicht entwickelt. Sie sollten sich allerdings verbitten, dass Aussenstehende fragen, ob mit Ihrem Sohn alles okay ist. Das ist übergriffig und beunruhigt Sie nur unnötig. Dies ist ein Thema für den Termin beim Kinderarzt. Der wird Sie im Mai sicherlich beruhigen können. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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