Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Kleinkind braucht Publikum

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Kleinkind braucht Publikum

Kastanie89

Guten Morgen Herr Dr. Nohr, mich beschäftigt schon länger ein Thema, da es quasi seit Geburt so ist. Wir haben einen knapp 2jährigen Sohn (1. Kind), der sich quasi keine 5 Minuten alleine beschäftigen kann. Dabei geht es weniger darum, dass er ständig "bespielt" werden muss, vielmehr braucht er dauerhaft Aufmerksamkeit und "Publikum", das ihn beobachtet, kommentiert oder lobt. Natürlich erwarten wir nicht dass er in einem anderen Zimmer alleine spielt, aber in unmittelbarer Sicht- und Hörweite (Bsp. Sofa oder Esstisch) im selben Raum sollte das temporäre "sich selbst beschäftigen" doch möglich sein? Er verlangt ständig dass man sich direkt zu ihm auf den Boden setzt oder er auf dem Schoß sitzen kann. Sonst nörgelt er unentwegt und findet nicht ins Spiel. In der Kita ist das übrigens scheinbar kein Problem. Wir machen uns auch Gedanken vor dem Hintergrund eines 2. Kindes und der damit einhergehenden geteilten Aufmerksamkeit und wie er damit klar kommt. - Ist dieses Verhalten für einen bald Zweijährigen "normal"? - Können wir irgendwas tun, um ihm das "selber beschäftigen" zu erleichtern/beizubringen? Vielen Dank!


Hallo, dass Kinder in diesem Alter die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern haben wollen, das ist häufig. Die still vor sich hin spielenden, sich selbst genügenden Kinder gibt es auch, sind aber eher selten. Da Ihr Kind damit kein Problem im KiGa hat zeigt, dass er altersgerecht dazu in der Lage ist. Für das Kind gibt es keinen wichtigen Grund, dass Sie, die wichtigste Bezugsperson, sich nicht mit ihm beschäftigen. Er kann, aber er möchte nicht alleine spielen. Er ist aus seiner Sicht ja schon den ganzen Morgen weg, dann ist mittags Zeit für gemeinsames Spiel (was ja gut nachvollziehbar ist). Das wird sich vielleicht ändern, wenn durch ein weiteres Kind ersichtlich ist, dass Sie auch anderweitig gebraucht werden. Hilfreich könnte sein, für ihn erkennbar zu machen, dass Sie auch etwas anderes tun müssen. Dann gäbe es klare Zeiten ungeteilter Aufmerksamkeit und (kürzere) Zeiten, in denen Sie Ihre Arbeit machen. Aber Sie sollten nicht erwarten, dass ein Kind in diesem Alter Verständnis für Ihre Hausarbeit etc. hat und sich längere Zeit alleine beschäftigt. Noch müssen Sie Ihren Tagesplan eher nach ihm richten. Aber das ändert sich. Dr.Ludger Nohr


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