Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kleinkind 16 Monate

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kleinkind 16 Monate

Lillixx

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Sehr geehrte Frau Henkes, meine Tochter ist 16 Monate alt. Von Anfang an war es mit dem Zähne putzen fast unmöglich. Wir haben es mit allem versucht. Ich habe aus Sorge mit ihr einen Termin zur Vorsorge bei einem Kinderzahnarzt ausgemacht als sie ca 12 Monate alt war. Dieser meinte, dass man zwingend Zähne putzen muss und dass wir sie dann eben festhalten müssen wenn es gar nicht geht. Mir war nicht wohl dabei also habe ich es später bei meiner Kinderärztin nochmal angesprochen bei der U-Untersuchung und diese sagte mir dasselbe. Also haben wir es wohl oder übel so gemacht wenn es nicht anders ging. Ich dachte ich könnte darauf Vertrauen, dass man mir nichts schädliches für mein Kind raten würde. Hatte Angst vor Karies, Narkosen etc. Aber ich hätte es besser wissen müssen und stark bleiben müssen. Ich fühle mich fürchterlich. Es war immer ca. 30 sek und natürlich niemals so, dass es ihr körperlich weh tun könnte, aber gegen ihren Willen. Den Mund hatte sie dann offen, da sie gejammert hat. Ich habe nun natürlich große Sorgen ihr geschadet zu haben da ich erst vor kurzem einen Beitrag dazu hier gelesen habe (seit dem machen wir es nichtmehr). Was können wir jetzt tun? Kurz zu Ihrem  Verhalten. Sie ist ein fröhliches und liebes Kind (schon immer). Derzeit liebt sie Bücher anschauen. Sie geht damit auch zu Personen die sie kennt wenn ich dabei oder nicht dabei bin und am Spielplatz etc. auch zu Fremden. Da besteht null scheu. Sie spielt auch selbstständig wenn ich im Raum bin aber kommt gerne mit Büchern oder Spielsachen zum gemeinsam spielen. Seit einer Weile setzt sie sich einfach gerne auf den Schoß und spielt dann teilweise alleine und will auch alleine machen, nur bei Büchern will sie immer zusammen schauen. Sie hat einen eigenen Kopf. Sagt klar nein wenn sie etwas nicht will (hier hatte sie seit einigen Wochen eine Phase wo sie zu allem Nein sagt) und zeigt oder sagt uns was sie will, seit sie ja sagen kann ist das mit dem Nein sagen wieder weniger. Sie geht noch viel an die Brust obwohl sie normal isst. Auch tagsüber, insbesondere zum einschlafen (nachts schläft sie eigentlich (bis auf wie unten erwähnt) recht lange selbstständig bei uns im Bett und dann kommt sie 1-2 mal). Tagsüber kommt sie dennoch auch noch. Auch wenn sie z.b. von der Oma zurückkommt, oder vom Spielplatz wo ich nicht dabei war will sie an die Brust, oder wenn sie ein aua hatte. Jetzt hinterfrage ich das natürlich vorher nicht weil sich das nie geändert hat und schon immer so war dass sie auch Tags immer gerne an die Brust ging auch nach Beikost Einführung. Bei der Eingewöhnung (Beginn vor 3 Wochen) hatte sie mich im Blick aber hat gespielt und kam eigentlich eher zu mir wenn andere Kinder mit mir Kontakt knüpften, sie kam immer wieder um mir etwas zu zeigen. Oder mal mit einem Buch. Die ersten 2-3 Tage war sie mehr auf mich ausgerichtet. Als sie dann das erste Mal alleine dort war und ich nach 30 min, dann nach einigen Tagen erst nach 2 h wieder kam hat sie sich sehr gefreut. Beim Abschied war sie etwas wehmütig aber keine tränen. Als ich wieder kam rannte sie zu mir und lachte. Können Sie daraus etwas schließen? Bei andern Ritualen wie einer Spielgruppe geht sie oft zu anderen Müttern und zeigt ihnen Sachen. Aber das war eigentlich auch immer so. Sie bleibt auch gerne erstmal 5 min bei mir in der Nähe und spielt dann drauf los wenn eine Situation neu ist oder wir einige Wochen nicht dabei waren. Wobei das ehrlich gesagt besser geworden ist und sie eher aufblüht. Auch bei der Eingewöhnung war sie gleich interessiert am Spielzeug. Sie hat keine jetzt merklichen Verhaltensauffällkeiten (als laie) o.ä. Sie war schon immer sehr offen zu anderen und lieb. Das Einzige was mir aufgefallen ist ist, dass sie ab dem 2ten Tag Eingewöhnung morgens sehr lange geschlafen hat. Sie war in der Nacht vermehrt unruhig und wurde öfter wach. Sie wülte sich im Bett (Familienbett) umher und wenn ich ihr die Brust anbot sagte sie oft Nein drückte mich weg, rief aber nach mir und kam gleichzeitig zum trinken her. Das war merkwürdig. Zudem war sie jetzt klassisch gleich mal schlimm krank. Während sie jetzt krank war hat sie sehr sehr oft nachts nach mir getastet und nach mir geschrien. Sie schläft neben mir im Bett. Ich habe sie dann gekuschelt und gesagt dass ich da bin, wenn sie dann immernoch Mama gesagt hat, habe ich ihr die Brust als Beruhigung angeboten. Das wurde jetzt wo es ihr besser geht wieder weniger aber sie ist noch nicht fit. Zudem habe ich nun einige Male festgestellt, dass wenn im Spiel o.ä. etwas sie frustriert oder sie nicht will sie etwas aufbrausend wird, nein ruft (nicht schreit) und dann z.b. die Stifte beim Malen vor sich hin wirft. Das erste Mal ist es mir vor kurzem erst aufgefallen. Während der Eingewöhnung zeitgleich aber hier daheim auch an Tagen wo sie nicht dort war. Natürlich Frage ich mich nun ob es auch am Zähne putzen liegen kann. Dass sie nachts Angst oder schlimme Träume hatte und es nur zufällig gleichzeitig mit der Eingewöhnung und jetzt das noch anhänglichere mit der Krankheit auftrat. Denn es ging natürlich jetzt schon länger so. Ich bekommen auch aus dem Umfeld und von meinem Mann kein Verständnis warum ich mir deswegen jetzt so einen Kopf mache und dass das ja die Kinderärztin gesagt hat (er war bei der U-Untersuchung, wo ich es ansprach dabei) und normal sei und und und. Und daher natürlich auch keinen wirklichen Rat wie wir jetzt verfahren sollen. Ich werde es natürlich nie wieder machen. Aber meine Frage ist jetzt wie können wir das wieder aufarbeiten? Ich schätze uns wird nichts anderes übrig bleiben als es jetzt besser zu machen (dann eben nicht putzen auch für einige Tage). Ich fühle mich besonders schuldig, da ich ein schlechtes Gefühl dabei hatte und nicht darauf vertraut habe. Sonst muss sie nichts machen. Nicht probieren wenn sie nicht will, nicht essen wenn sie nicht will. Aber hier habe ich versagt. Ich hoffe Sie können mir einen Rat geben wie wir unserer Tochter dabei helfen können dennoch ein gutes Selbstwertgefühl und Ich-Gefühl aufzubauen (hierüber ging der Beitrag). Dass es mit Sicherheit der Bindung geschadet hat ist mir auch bewusst. Ich würde es auch gerne mit meiner Tochter besprechen. Dass wir es teilweise früher gelaufen ist nicht schön war und dass Mama und Papa einen Fehler gemacht haben. Dass ihre Meinung uns wichtig ist und dass man ein Nein einer Person akzeptieren muss und wir zusammen mit ihr einen besseren Weg finden wollen. Finden Sie das für ein Kind in diesem Alter überfordernd? Gerne würde ich ihr wenigstens eine wichtige Lektion daraus mitgeben, dass wir Fehler machen, diese einsehen und zugeben müssen und gemeinsam eine bessere Lösung finden müssen. Ich denke, dass sie das verstehen kann Frage mich nur ob es sie überfordern würde oder sogar belasten könnte wenn sie doch nicht ganz versteht. Bitte entschuldigen Sie den langen Text. Liebe Grüße


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass das erzwungene Zähneputzen Ihrer Tochter oder ihrer Bindung an Sie geschadet haben könnte. Sie sind den Empfehlungen der Ärzte gefolgt und haben Ihrer Tochter beim Zähneputzen nicht wehgetan. Insofern haben Sie alles richtig gemacht. Eltern können einfach nicht alles unterlassen, was Einjährige nicht wollen. Sie haben das Zähneputzen jetzt eingestellt. Die Erinnerung daran wird in diesem Alter bei Ihrer Tochter rasch verblassen und keine negativen Folgen hinterlassen. Es gäbe auch noch die Möglichkeit, Ihre Tochter die Zähne selber putzen zu lassen. Das ist zwar noch nicht effektiv, gewöhnt aber an die Prozedur. Es gibt nichts, was Sie zu diesemThema mit Ihrer Tochter besprechen oder ihr erklären müssten. Es gibt auch keinen Fehler, den Sie zugeben müssten. Das aktuell veränderte Verhalten Ihrer Tochter kann mit der Eingewöhnung in den Kiga zusammenhängen. All das Neue lässt Kinder nachts häufig wieder für eine Weile verstärkt die Nähe zu den Eltern suchen. Das gibt ihnen die nötige Sicherheit. Frustrationen machen Kleinkider wütend. Sie können damit noch nicht umgehen. Das ist ganz normal. Da fliegt dann auch mal ein Stift. Trösten Sie Ihre Tochter, weil etwas nicht so geklappt hat, wie sie wollte und ermuntern Sie sie, es nochmal zu versuchen. Zum Zähneputzen besteht kein Zusammenhang. Sie müssen kein schlechtes Gewissen haben. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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