Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Kitaabschied

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Kitaabschied

Andrea_M_

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Sehr geehrte Herr Dr. Nohr, mein Sohn ist 22 Monate alt und geht seit August vormittags in die Kita. Vor 2 Wochen war seine Gruppenerzieherin im Urlaub und er wurde von einer anderen Erzieherin begrüßt. Mein Sohn war irritiert und fing an zu weinen. Sie findet, dass Eltern sich morgens zack-zack verabschieden sollen, nahm ihn mir einfach aus dem Arm, drehte sich um und schloss die Tür. Ich konnte meinen Sohn noch länger weinen hören und habe um ein Gespräch gebeten. Wir haben besprochen, dass er kurz an meiner Seite „ankommen“ und mich nochmal drücken darf, bevor er in den Tag startet (kurz=10-20 Sek). Gestern morgen wurde er wieder von der anderen Erzieherin begrüßt und fing an zu weinen. Erst als „seine“ Erzieherin kam, war alles ok. Bei Abholung sagte sie dann, dass er sich nicht so auf sie fixieren soll und bat mich zum Gespräch. Meine Fragen: Ich bin der Meinung, dass es ganz normal ist, wenn ein Kind sich auf seine Erzieherin „fixiert“. Mit ihr verbringt er vor Ort die meiste Zeit, sie betreut ihn am engsten und gibt ihm Sicherheit. Ist eine enge Bindung nicht auch Ziel der Arbeit? Ich glaube den Fachkräften, dass ein schneller Abschied besser ist und das Schreien schnell vorbei - gleichzeitig lernt mein Sohn aber auch, dass ich ihn in einer Stresssituation alleine lasse (es geht nicht um Unmut, sondern um richtiges und seltenes (!) Brüllen und Klammern). Oder? Danke Andrea


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Liebe Andrea, ich denke, ein Kind hat jedes Recht, eine Erzieherin besonders zu mögen und auch zu brauchen. Wer hat da welches Problem? Je jünger die Kinder sind, desto häufiger ist dieses Bedürfnis. Das kann man nicht wegdiskutieren im "Gespräch", das muß man sich entwickeln lassen. Das ist auch kein "Fehlverhalten", das ist ein temporäres Bedürfnis. Ich verstehe die Abneigung von Erzieherinnen gegen dramatische und zelebrierte Abschiede, aber das sehe ich bei Ihnen gar nicht, sondern es geht darum, bei Bedarf etwas Zeit zur "Stärkung" beim Abschied zu haben. Wenn das ausgetauscht werden kann, kann man vielleicht miteinander ein Maß finden. Und dann gibt es Situationen die schwieriger sind, und da muß man auch flexibel sein, wenn ein Kind mal mehr oder was anderes braucht. Mich stört diese Regelhaftigkeit "ein Kind muß, ein Kind soll nicht....". Kinder sind keine Roboter. Dr.Ludger Nohr


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