Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Kindergartenkind

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Kindergartenkind

Nana1500

S. g. Dr.Nohr,unser Sohn (3,6) hat vor 6 Wochen mit dem Kindergarten begonnen. Ich gehe bereits seit 2 Jahren arbeiten aber in dieser Zeit wurde mein Sohn von Papa/Oma im häuslichen Umfeld betreut. Nun geht er in meines Erachtens sehr nette Gruppe, mit 2 einfühlsamen Pädagogin en und nur 12 Kindern. Er hat die Eingewöhnungszeit gut gemeistert, lediglich 1x geweint und hat sich aber schnell beruhigen lassen und durch Aussagen wie "Ich hole dich sicher wieder kurz vor Mittag ab" auf die neue Situation eingelassen. Die Pädagoginnen beschreiben meinen Sohn als sehr ruhig und "zuschauend". Nun ist es aber so, dass er sobald ich oder Papa ihn abholen er komplett anders ist. Er nörgelt wegen wirklich allem, hat wieder Wutanfälle( diese Phase ist eigentlich duechgestanden), weint viel, es passt ihm wirklich gar nichts am Nachmittag egal was wir tun oder ihm anbieten, es ist ihm nichts recht und er ist ständig am weinen und an mir hängend. Wenn seine Schwester dann ihren Hobbies nachgeht und ausser Haus ist, weint er auch herzzerreissend. Ebenso wenn Papa abends länger arbeitet und nicht wie gewohnt heimkommt. Was ist nur los mit meinem gewohnten Sonnenschein? Er sieht auch jeden Tag aus wie 10 Tage Regenwetter. Wie können wir ihm helfen? Ich hab kurz schon überlegt meine Arbeit zu lassen und ihn aus dem Kiga zu nehmen sodass er noch 1 Jahr zuhause sein kann. :(


Hallo, Ihr Sohn scheint all seine emotionale und soziale Kraft dafür zu verbrauchen, die Situation im KiGa zu "überstehen" (gerade das ruhige zuschauen kann ja ein Hinweis auf Verunsicherung sein). Wenn er das geschafft hat, dann scheinen seine Ressourcen verbraucht zu sein und er lässt da Frust und Ärger los, wo er sich sicher fühlt, also zu Hause und bei Ihnen (das heißt aber nicht, dass man das alles akzeptieren muß. Grenzen können auch da sehr nützlich sein). Das wird dann besser werden, wenn er sich im KiGa sicherer und angenommen fühlt, das durchhalten nicht mehr so aufwendig ist. Hilfreich könnte sein, in der von mir bevorzugten Einschlafsituation mal ruhig über sein Erleben des KiGa zu sprechen, um ihn besser zu verstehen. Und wenn er merkt, dass Sie seine Anstrengung/Schwierigkeit sehen und verstehen, ist das oft schon eine Erleichterung.Benennen Sie, was sein momentanes Gefühl sein könnte ("irgendwie macht dir im Augenblick gar nichts richtig Spass, oder?" usw.) und geben ihm so Gelegenheit, sich auszudrücken. Vielleicht ergeben sich daraus auch hilfreiche Hinweise, die seine Situation erleichtern können. Über ein Beenden des KiGa würde ich jetzt noch nicht nachdenken, sondern zuerst über Ermutigung versuchen, eine Lösung zu finden. Abbruch können Kinder auch als Scheitern erleben und sich selbst die Schuld daran geben. Dr.Ludger Nohr


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