Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kindergarten Eingewöhnung

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kindergarten Eingewöhnung

TatjanaL.

Sehr geehrte Frau Henkes, ich würde so gerne ihre Meinung zu unserer Situation erfahren. Meine Tochter ist im Juni 3 Jahre alt geworden und seit zwei Wochen in der Eingewöhnung. Sie ist ein sehr sehr schüchternes Kind und ihr machen viele Situationen Angst, erst seit ein paar Monaten fängt sie so ganz langsam an sich etwas zu öffnen. Jetzt ist es im Kindergarten so, das die Erzieherin das alles weiß und auch so besprochen würde das die Eingewöhnung langsam verläuft. In der ersten Woche waren wir jeweils für 1 Stunde da sie konnte aber bis dahin sich nicht auf die Erzieherin einlassen und hat auch nicht mit den Kindern gespielt, nur mit mir. Am 7 Tag wollte die Erzieherin aber unbedingt einen trennungsversuch starten sodass ich für 15 min gehen sollte. Ich sagte ihr sofort das es schief gehen würde,sie bestand aber darauf da sie meinte meine Tochter würde sich daran gewöhnen das ich immer da bin. Das Ende vom Lied, ich traf mein Kind völlig aufgelöst,heulend und zitternd in der Garderobe sitzen. Sie hatte sich nicht beruhigen lassen,sagte sofort zu mir das sie niewieder hier her kommen will. Zuhause saß sie noch über einer Stunde auf der Couch und weinte und ich durfte mich nicht mehr von ihr entfernen. Die Nacht konnte sie auch nicht schlafen und weinte ständig. Am nächsten Tag wollte die Erzieherin es trotzdem wieder versuchen,was ich dann nicht zugelassen habe, sie bestand aber dann trotzdem darauf das wir es dann am nächsten Tag versuchen. Was sagen sie zu dem Verhalten meiner Tochter?sollte ich sie lieber noch ein Jahr Zuhause lassen ,denn früher bekommen wir keinen anderen Platz.oder wie soll ich mich jetzt verhalten? Ich bedanke mich schon mal für ihre Bemühungen.achone Grüße 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, das Verhalten Ihrer Tochter ist völlig in Ordnung. Schüchterne Kinder brauchen oft etwas länger, um sich irgendwo einzugewöhnen. Wir wissen, dass die Pandemie auch dazu einen Beitrag geleistet hat. Kinder sind andere Menschen in den ersten Lebensjahren weniger gewohnt und reagieren daher häufig ängstlicher. Die benötigte Zeit solte Ihre Tochter bekommen. Selbst wenn sie nicht schüchtern wäre, ist eine Woche keine intensive Eingewöhnungszeit. Wenn Sie und die Erzieherin aber sehen, dass Ihre Tochter sich in der Zeit noch gar nicht öffnen konnte, dann ist der Zeitpunkt für eine Trennung eindeutig zu früh. Sie können das Gespräch mit der Kindergartenleitung suchen, um Änderungen herbeizuführen. Es wäre jedoch sicher nicht hilfreich, wenn Sie die Abwehr und Angst Ihrer Tochter an dieser Stelle übergehen. Dann wird sie sich möglicherweise auch später nicht so leicht auf den Kiga einlassen können. Die Entscheidung kann ich Ihnen nicht abnehmen. aber bei schüchternen Kindern kann ein weiteres Jahr zu Hause in der vertrauten Umgebung der Reifung dienen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Sommer39

Hallo, ich habe auch ein sehr schüchternes Mädchen  zuhause, die vor dem Kindergarten wenig andere Bezugspersonen hatte.Sie war allerdings schon in einer Loslösegruppe, bei der ich Eingewöhnungserfahrungen sammeln konnte. Als unsere Tochter in den Kindergarten eingewöhnt wurde, habe ich zuvor diese Erfahrungen mit der Leitung besprochen. Meine Bedingung für eine Eingewöhnung war, dass ich passiv drei Wochen in der Kitagruppe bleiben konnte und danach erst die erste Trennung versucht wurde. Erst an einem Dienstag, damit wir nach dem Wochenende ganz gewohnt starten konnten. Am Wochenende konnte ich dies mit meiner Tochter nochmal gut durchsprechen. An diesem Dienstag bin ich dann in einen anderen Raum in der Kita gegangen bzw. meine Tochter hat mich dort hingebracht und ist dann zum Spielen mit in die Gruppe gegangen. Nach dem Frühstück ist sie dann zu mir gekommen. In den folgenden drei Wochen Anwesenheit , die noch durch zwei Wochen  Krankheit unterbrochen wurden, war sie immer länger am Spielen, bis sie schließlich bis 12:00 Uhr in der Kita bleiben konnte. Das war anstrengend genug. Sie brauchte ihre Pause zuhause Aber sie war schließlich mit Freude da. Ein knappes Jahr später blieb sie auch über Mittag dort und schaffte dies auch körperlich gut. Das Jugendamt hat  mit diese lange Eingewöhnungsform mitgetragen. Ich kenne noch ein Kind, welches nicht über Mittag bleiben muss. Uns hat bei der Eingewöhnung auch eine sehr erfahrene Erzieherin geholfen, die uns so genommen hat, wie wir als System nun mal waren.😉 Ich meine, es gibt sogar ein Eingewöhnungskonzept, dass von drei Wochen Anwesenheit in der Gruppe ausgeht. Wiener Modell? Ich weiß es nicht mehr genau. Letztendlich ist auch kein Konzept wichtig, sondern individuelles Handeln. Für uns war die Kitabetreuung ab drei Jahren in dieser Form sehr gut.   Unsere Tochter hat lange gebraucht, bis sie mit anderen Kindern gespielt hat, aber sie hat sehr interessiert zugeschaut und viel aufgenommen. Vielleicht können diese Erfahrungen helfen. Alles Gute!😊  


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