Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Kind möchte immer etwas oder jemand anderes sein

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Kind möchte immer etwas oder jemand anderes sein

LoudLoreley

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Guten Tag! Mein Kind ist 4 Jahre alt. Das Thema Anziehsachen ist ein großes Thema. Überall muss etwas abgebildet sein und das "ist" es dann auch den ganzen Tag, also Feuerwehrmann, Bär, Tiger, Prinzessin und ähnliches. Sachen wo nichts drauf ist werden energisch abgelehnt. Diese Rolle wird selbstverständlich nicht den ganzen Tag durchgezogen, aber ich finde es schon auffällig, dass mein Kind andauernd jemand anderes sein möchte. Ich sage sehr oft so etwas wie "Sei doch heute einfach Du selbst, du bist ein tolles Kind.", aber das scheint wenig zu beeindrucken, eher zu verärgern. Auch wird ein anderes Kind "kopiert". Ich finde das total schade, da ich wirklich ein tolles Kind habe. :) Ich finde es auch schön wenn Kinder sich verkleiden und mal in andere Rollen schlüpfen, aber das ist doch irgendwie übertrieben? Oder übertreibe ich?


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Hallo, dieses kindliche Bedürfnis, jemand anderes, Besonderes zu sein, ist Teil der Entwicklung. Diese wechselnden Identifizierungen sind es ja gerade, die durch innere Auf- oder Abwertung das eigene Selbstbild prägen. Wir entwickeln uns überwiegend in Identifizierungen und/oder Abgrenzungen und das Ich ist auch die Summe der individuellen "Entscheidungen". Sie können das kindliche Bedürfnis begleiten, aber auch immer wieder den Kontakt zu "Ihrem" Kind einfordern. Allerdings sollten Sie jegliche Abwertung vermeiden, weil Sie sonst den Prozess beeinflussen (natürlich gibt es Situationen, in denen man klar macht, dass das nicht geht, falsch ist, weh tut usw..) und die orginäre kindliche Stellungsnahme erschweren. Versuchen Sie mehr spielerisch damit umzugehen, weil Sie so leichter im Kontakt bleiben. Denn natürlich ist es dem Kind immer wichtig, wie die Eltern das finden. Aber es sollte auch erfragt werden können und nicht schnell beeinflussend wirken. Die beschriebene Form findet vor allem in dieser Altersstufe (magische Phase) statt, weil da die Identifikationen am intensivsten sind, ist also auch zeitlich begrenzt. Ich wünsche Ihnen auch viel Freude bei diesen Prozessen. Dr.Ludger Nohr


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