Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kind (2,5) verabschiedet sich nicht von mir

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kind (2,5) verabschiedet sich nicht von mir

Tiffy1507

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Hallo Frau Henkes,   mich beschäftigt folgende Frage sehr: Ich bin bei uns die, die arbeiten geht. Vollzeit. Mein Mann ist zu Hause bei der Kleinen. Sie ist ziemlich genau 2,5 Jahre und wird seit 2 Wochen im Waldkindergarten eingewöhnt. Das Verhalten besteht aber eigentlich schon "immer".   Wenn Oma und Opa da sind, oder Freunde, dann verabschiedet sie sich in 9 von 10 Fällen von Ihnen. Mit Winken, teilweise Umarmen und Küsschen. Wir zwingen sie natürlich nicht dazu, sondern sagen meistens "komm wir sagen der Oma tschüss". Wenn Oma und Opa kommen, dann begrüßt sie sie auch oft freudig mit umarmen etc. Wenn ich morgens zur Arbeit gehe, verabschiedet sie sich andersrum in 9 von 10 Fällen nicht. Sie ignoriert mich wenn ich mich hinknie um mich zu verabschieden. Wenn mein Mann mit ihr auf dem Arm mit zur Tür geht, dreht sie teilweise sogar den Kopf weg und sagt "Neiiiin ich will spielen!" Oder so ähnlich. Wenn ich heim komme, umarmt sie mich auch nicht. Manchmal sieht man, dass sie sich freut. Ist aber direkt wieder im Spiel drin. Manchmal spielt sie einfach weiter und ignoriert mich und kommt dann später und zeigt mir was, so als ob ich garnicht weg gewesen wäre.    Liegt es daran dass ich den ganzen Tag arbeite? Kann ich irgendetwas tun (außer kündigen)? Mein Mann sagt es würde dran liegen dass ich mich vor dem Verabschieden nicht mit ihr beschäftigt habe. Ich sollte früher aufstehen und nach dem Anziehen, Frühstücken und Zähneputzen usw noch Zeit zum Spielen mit ihr einplanen.   Danke im Voraus!   


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihre Tochter wehrt vermutlich mit Ihrem Verhalten beim Verabschieden den Trennungsschmerz ab. Sie hat gelernt, dass andere weggehen, nachdem man sich verabschiedet hat. Es fällt ihr noch schwer zu akzeptieren, dass Sie weggehen. Sie verleugnet daher unbewusst die anstehende Trennung, indem sie sich nicht von Ihnen verabschiedet. Ähnlich verhält es sich mit Ihrer Rückkehr. Da Ihre Abwesenheit noch verleugnet werden muss, waren Sie gar nicht weg, müssen also auch nicht begrüßt werden. Sie werden dann ins Spiel einbezogen, als seien Sie nicht weggewesen. Akzeptieren Sie das Verhalten Ihrer Tochter. Sie kann die Situation noch nicht besser bewältigen. Sie ist in der Zeit Ihrer Abwesenheit bestens betreut. Sie macht täglich die positive Erfahrung, dass Sie zuverlässig immer wieder nach Hause kommen. Das wird ihr helfen, die Trennung von Ihnen zunehmend gut ertragen zu können. Sie wird mit der weiteren Entwicklung Objektkonstanz entwickeln, d.h. sie weiß dann, dass Sie Ihre Mutter bleiben, auch wenn Sie nicht anwesend sind. Verabschieden Sie sich bis dahin von Ihrer Tochter, ohne zu erwarten, dass sie sich ebenfalls verabschiedet.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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