Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Ist es normal, dass mein Baby sich nicht freut, mich zu sehen?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Ist es normal, dass mein Baby sich nicht freut, mich zu sehen?

Äpfelchen

Sehr geehrter Herr Doktor Nohr, mein Sohn ist 11 Monate alt. Bisher hat er sich immer sehr gefreut, wenn er mich nach Abwesenheit gesehen hat. Ich bin nicht oft weg (ich hole Schlaf nach oder er geht mit Papa einkaufen), er bleibt dann bei Papa, selten bei Oma, die bei uns im Haus mit wohnt und ihn mehrmals täglich sieht. Wenn er bei Papa war und ich vorbei lief, wollte er immer lieber zu mir. Wir haben noch eine Große (fast 4 Jahre alt), die natürlich auch viel Mama braucht und so bin ich nicht ganz so viel für ihn da, wie ich es bei ihr sein konnte. Ich denke, dass es nun einmal so ist, bei Geschwistern. Er wird nicht weinen gelassen, schläft mit im Familienbett, wird gestillt. Sonst ist er ein lieber, glücklicher Kerl. Seit einer Woche freut er sich nur nicht mehr, wenn ich doch mal ein paar Minuten weg war. Er möchte auch immer zur Oma, wenn sie da ist. Kuschelt sich an und lässt mich links liegen, auch wenn ich mal 30 min weg war. Als kleiner Säugling hatte er ca. 6 Wochen eine Phase, in der er abends 1,5 h schrie. Wir haben ihn nie allein gelassen, alles versucht ihn zu beruhigen. Sonst hat er im Auto immer viel geschrien, wenn ich allein mit ihm fuhr. Ich habe versucht, das Autofahren zu minimieren. Sonst lässt er sich sofort beruhigen, bzw. hat gar keinen Grund zu schreien oder zu weinen. Kann das normal sein, dass er mich ignoriert oder haben wir ein Bindungsproblem?


Hallo, Sie haben alles für ihn getan und trotzdem sind Sie nicht mehr in allen Situationen die Nummer 1. Das ist kein Widerspruch, sondern es passt zusammen. Auch wenn Sie in allen wichtigen Situationen noch wichtig sind und bleiben, wird es immer mehr Momente geben, in denen auch andere bekannte Menschen nah und wichtig sind (und auch für kurze Zeit bleiben). Das ist nicht Ausdruck eines Bindungsproblems, sondern könnte sogar Ausdruck einer sicheren Bindung sein, auf deren Boden erst andere Menschen und die Umwelt erkundet werden können. Freuen Sie sich also über die Neugier und Bereitschaft Ihres Kindes, seine Welt zu erweitern. Dr.Ludger Nohr


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