NeuesMutterleben
Sehr geehrte Frau Henkes, mein Sohn (9 Monate), ein allgemein glückliches und zufriedenes Kind, ist motorisch und kognitiv sehr weit entwickeltes Kind (kann bereits laufen/ größer Bewegungsdrang/ etwas rastlos). Versteht erste Formulierung und brabbelt den ganzen Tag. Wir haben ihn nie schreien lassen, er ist quasi immer 24 Stunden mit uns Eltern im Kontakt (Familienbett/ viel getragen ...) und die Interaktion immer ist bindungsorientiert. Er ist ein impulsives/ temperamentvolles Kind, lebt Freud/ Leid intensiv aus und ist auf Autonomie und intensive Exploration bestrebt. Er ist konzentriert bei Neuem, mutig, freundlich, humorvoll, wissbegierig und unglaublich neugierig, sodass er sämtliche Außenreize wahrnimmt. Er ist geduldig beim Suchen nach individuellen Lösungen im Spiel. Er liebt Tiere, Natur, Musik und Kinder (wenn sie bereits laufen können/ andere Babys findet er uninteressant). Emotional ist er noch sehr sehr Mama fixiert und fremdelt gefühlt seit der Geburt. In 3 Monaten muss ich allerdings wieder an 3 Tagen pro Woche. Er wird dann durch die Omas betreut. Das klappt bisher noch nicht so gut. Er weiß genau was es möchte oder eben nicht. Die letzten 2 Wochen sind etwas schwierig, wahrscheinlich nur eine Phase. Ich habe mich nun mit einigen Büchern beschäftigt und dabei sind mir Fragen aufgekommen. Dort ist mehrfach vermerkt, dass impulsive Säuglinge per se eine ungünstige Voraussetzung für die psychosoziale Prognose im weiteren Verlauf haben und den enthalten Drang in ihrem Willen stärker verankert bleibt, sodass sie sowohl ein eher negatives Seelenleben sowie ein negatives Emotionsserleben als auch ein schwächeres ICH entwickeln. Zudem dürfe die Mutter in der Mutter-Kind-Dyade keine Unsicherheiten oder innere Spannungen zeigen um diese Effekte zu verstärken. Das scheint mir sehr dichotom und ich denke auch einer Mama sollten Momente der Schwäche und Unsicherheit erlaubt sein (davon hatte ich einige, da der Kleine in vielen Belangen scheinbar etwas komplizierter ist, als andere Babys). Zudem ist kaum etwas vermerkt, wie solche Kinder positiv unterstützt werden können. Haben Sie dazu Tipps? Leider mag er es gar nicht im Kindersitz angeschnallt zu sein und weint häufig während der Autofahrt, sodass wir das Auto, wenn möglich meiden. Dennoch kommt es so häufiger zum Bedürfnisaufschub, da ich ihn während der Fahrt nicht rausnehmen kann. Wird das unsere Beziehung belasten? Er sitzt bereits bei mir vorne auf dem Beifahrersitz und Ablenkung hilft nur selten. Vielen lieben Dank Beste Grüße
Guten Tag, ich glaube nicht an solche Zuschreibungen. Es kommt ja wie so oft darauf an, was man daraus macht. Es ist völlig in Ordnung, dass ein Kleinkind versucht, seinen Willen durchzusetzen. Bei temperamentvollen Kindern kann das auch schon mal etwas heftiger ausfallen. Im Laufe der Entwicklung müssen Kinder dann lernen, dass es nicht immer möglich ist ihren Willen durchzusetzen. Es gibt Grenzen, die die Eltern vorgeben. Das muss so sein. Sie werden sicher dafür sorgen, diese Lernschritte für Ihren Sohn gut abzufedern durch Ablenken, Verschieben, Beruhigen und Trösten. Selbstverständlich dürfen Mütter (und Väter) auch Schwäche und Unsicherheit haben und zeigen. Das ist nur allzu menschlich bei der fordernden Aufgabe der Kindererziehung. Es sollte nur klar sein, dass trotz gelegentlicher Schwäche die Eltern wissen und bestimmen, wo es lang geht, und nicht das Kleinkind, auch wenn es noch so sehr protestiert. Das Autofahren ist da ein ganz gutes Beispiel. Sie werden Ihren Sohn sicher während der Fahrt trösten und beruhigen, um ihm durch diese für ihn unangenehme Situation zu helfen. Sie werden ihn aber als verantwortungsvolle Mutter auf keinen Fall abschnallen. Sagen Sie ihm das ruhig, auch wenn er es noch nicht verstehen kann. Ihre Beziehung wird dadurch nicht belastet. Sie tun ja das Richtige und stehen mit Ihrem Sohn diese schwierige Situation gemeinsam durch. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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