Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Gründe für Wahrnehmungsstörung?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Gründe für Wahrnehmungsstörung?

Kerusa

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Guten Abend, bei meinem Sohn (geb. 22.08.15) wurde, als er ein halbes Jahr alt war Hemihypertrophie festgestellt, die seine komplette rechte Körperhälfte betrifft. jedoch nur äußerlich ist. Nun wurde im Verlauf des letzten Jahres eine starke Wahrnehmungsstörung bei ihm ebenfalls festgestellt. Von einigen Ärzten stand auch der Verdacht auf Autismus im Raum, dies konnte jedoch eine Psychologin, die ihn über ein paar Monate hinweg in der Kita beobachten konnte, nicht bestätigen. Leider konnte mir bisher keiner wirklich sagen, woher diese Wahrnehmungsstörung die er hat und die bei ihm sehr stark ausgeprägt ist kommen könnte. Seine Wahrnehmungsstörung ist so ausgeprägt, dass er in vielen Dingen rund 1 Jahr hinterher hängt. Er ist motorisch nicht so weit, wie er sein sollte (laut Ärzten auch der Hemihypertrophie geschuldet) und sozial ebenfalls noch sehr unbeholfen. Da lag er rund 2 Jahre hinterher, dies hat er jedoch schon gut weiter entwickelt. Er braucht ganz strenge Abläufe und Rituale und neigt dazu richtige "Ausraster" zu haben, die weit über das einer Trotzphase hinaus gehen. Dabei "verliert" er sich selbst und verzweifelt in manchen Situationen auch an sich selbst. Die Geburt war per KS, einen Tag vor ET (4400g/54cm) ich bin Nichtraucherin, habe selbstverständlich nichts getrunken oder Drogen genommen die Schwangerschaft war absolut unproblematisch.


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Hallo, wenn es keine ersichtlichen Probleme (z.B. Sauerstoffmangel) gab, wird die Frage nach der Herkunft der Probleme schlecht möglich sein. Das gilt auch für die Hemihypertrophie, wenn sie nicht Teil eines Syndroms oder eines umfassenderen Krankheitsbilds ist. Das Warum kann manchmal entlasten, in der Regel hilft es aber nicht weiter. Wichtiger ist, wie eine Gesamtförderung (z.B. SPZ) möglich ist und wie erreicht werden kann, dass sich das Kind so wenig wie möglich "minderwertig" fühlt. Schnell entwickelt sich das Selbstbild eines Problemkindes (er merkt ja deutlich die Sorgen und Anstrengungen der Familie und verschiedenen Hilftermine), was dann wieder Verhaltensveränderungen (z.B. Ausraster) hervorrufen kann usw.. Deshalb ist es bei diesen Kindern besonders wichtig, auch die Fähigkeiten, Möglichkeiten, Neigungen zu unterstützen, um damit das Selbstbewusstsein zu stärken. Hier sind bei Jungens die Väter sehr wichtig, weil die männliche Anerkennung des Vaters eine besondere Bedeutung hat. Wenn Ihnen gelingt, in den alltäglichen Ablauf, der sich ja oft um die Probleme rankt, mehr gemeinsame Freude einzubauen, ist das für die weitere Entwicklung eine gute Veränderung. Dr. Ludger Nohr


Kerusa

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Vielen Dank für die Antwort. :) Mein Sohn ist sowieso ein "Papa Kind", der Vater hatte auch 3 Jahre Elternzeit gemacht und länger. Er geht seit letztem Jahr in einen Reha Kindergarten wo er auch speziell vor Ort gefördert wird mit entsprechenden Therapien und wo noch viele andere Kinder sind mit ähnlichen beschwerden oder eben auch mit richtigen körperlichen und/oder geister Behinderung. Dies tut ihm schon sehr gut. Soweit ich weiß gab es keine Probleme bei der Geburt. Alles war absolut in Ordnung. Bezüglich der Hemihypertrophie wurde uns vor Jahren lediglich gesagt, dass das eben Genetik sei. Laut den Ärzten und Therapeuten in dem Reha Kindergarten ist diese Hemihyertrophie zumindest eine Sache, die seine Wahrnehmung zusätzlich einschränkt (z.B. hat er eine Beinlängendifferenz von 2cm und hat erst jetzt vernünftige Schuhe/Einlagen bekommen. Vorher ist er quasi die gesamt Zeit schief gelaufen da unser Kinderarzt nur meinte, man könne nichts machen, da er noch so jung sei und es würde sich schon verwachsen...) Ich fragte besonders nach dem Warum, weil ich mir eben keinen Grund erschließen konnte und von den Ärzten und Therapeuten immer ein wenig skeptisch beäugt werde, als würde man mir nicht glauben, wenn ich sage, dass ich weder getrunken noch geraucht noch sonst etwas getan habe in der Schwangerschaft. Wodurch ich mich immer ein wenig wie eine Lügnerin fühle obwohl es der Wahrheit entspricht und das frustriert besonders.


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Hallo, wenn Drogen, Alkohol o.ä benutzt wurden, kann es zu diesen Phänomenen kommen. Aber wir kennen das auch völlig ohne diese Verstärker und dann ist es mit dem Warum sehr schwer. Aber Sie wissen was war und sollten sich von manhmal unpassenden Reaktionen nicht verunsichern lassen.


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