Elisa42
Sehr geehrte Frau Henkes, meine Kinder (8,10,12) haben gerade eine schwierige Zeit, da ihr Opa als sehr enge Bezugsperson vor kurzem verstorben ist und im gleichen Monat mein Mann und ich uns getrennt haben. Mein Sohn (12) war in der Grundschulzeit ein eher behütetes, sehr intelligentes, sozial eingebundenes Kind, das aber schon immer gern seine Grenzen ausgetestet hat. Beim Wechsel aufs Gymnasium hat er sich schwer getan, neue Freunde zu finden, war nie ganz zufrieden. Zu einigen "alten" Freunden hat er noch sporadisch Kontakt, vieles hat unter Corona gelitten. Seit Kurzem hat er einen Freund gefunden, der ihn leider zu allerlei verleitet: Abhänge hinunterklettern, Schule schwänzen, Hausaufgaben "sausen lassen" und das Aufsuchen sog. "lost places" (marode, einsturzgefährdete verlassene Gebäude). Dabei lügt er seinen Vater und mich an, hintergeht uns (wir sind in regelmäßigen Gesprächen über die Kinder) Ich mache mir große Sorgen um ihn, da er sich bereits verletzt hat und über den Vorfall bis heute Märchen erzählt. Wie kann ich ihn "zurückholen", ohne zu viel Druck auszuüben? Ich rede mit ihm, mache ihm Vorschläge, welche Sportkurse und schulische Arbeitsgemeinschaften er besuchen könnte. Das will er alles nicht. Wenn es nach ihm ginge, würde er ganztags vor dem Computer sitzen und spielen. Mein Wunsch wäre, ihn dennoch mehr sozial über Sportverein, AG etc. einzubinden. Je mehr soziale Kontakte er "auf Augenhöhe" hat, desto weniger wird er hoffentlich dominante Kinder kontaktieren. Wie sehen Sie das? Welchen Rat hätten Sie an mich? Vielen Dank vorab für Ihre Unterstützung! Elisa J.
Guten Tag, Ihr Sohn ist mit 12 Jahren in der Phase der stärker einsetzenden Männlichkeitsentwicklung und genau da verliert er seinen Opa als Identifikationsfigur und der leibliche Vater ist räumlich distanzierter (fallsder Vater schon ausgezogen ist). Es ist gut, wie Sie sich schon gedacht haben, ihm männliche Identifikationsfiguren bzw. alternative soziale Beziehungen anzubieten. Zur Zeit ist Ihr Sohn vielleicht sehr verletzt, traurig, verwirrt und wütend angesichts der ganzen Geschehnisse. Nicht selten reagieren Kinder im Alter Ihres Sohnes auch mit sensation seeking, um sich von den belastenden Gefühlen abzulenken und auch, um die Eltern, über Problemverhalten, wieder zusammenzubringen. Jetzt sind nicht nur Sie gefragt, sondern auch der leibliche Vater: er muss sich jetzt besonders um den ältesten Sohn kümmern und ihm zeigen, dass Sie sich zwar als Liebespaar getrennt haben, aber als Elternpaar präsent sind. Ich würde, soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann, empfehlen, dass der Vater sich mehr einbringt und er auch Vorschläge, z.B. bzgl. Sport macht oder auch mal ein Vater/Sohn Treffen macht. Sie können als Mutter nicht beide Rollen ausfüllen. Ihr Sohn muss sich ja auch altersgemäß von seiner Mutter lösen können. Alles Gute, viele Grüße Dr. Barbara Saitner
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