Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Gleichgewicht

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Gleichgewicht

SunnyGirl!75

Ich mache mir etwas Sorgen um unsere Tochter (5 1/2). Sie ist motorisch entwicklungsverzögert prognostiziert worden, deshalb wurde sie auch für ein Jahr vom Schuleintritt zurück gestuft. Ursache ist eine Leukämierkrankung vor fast 3 Jahren. Daher konnte sie auch erst sehr spät im Wechselschritt Treppen laufen und mit beiden Beinen gleichzeitg hochspringen oder von irgendwo runterspringen. Aber mittlerweile kann sie es. Jedoch klappt alles was mit Gleichgewichthalten zu tun hat noch nicht. D.h. Roller fahren oder Fahrradfahren und Rollschuhlaufen. Bei allem kippt sie einfach zur Seite wenn man sie nicht festhält und man muss auch oft kräftig dagegen halten. Reicht es jetzt einfach abzuwarten und es immer wieder zu üben? Zum Kindersport geht sie schon, aber da wird eher weniger drauf geachtet ob sie die Übungen hinkriegt, oder nicht. Irgendwie merke ich kaum Fortschritte dabei, sie ist auch oft nicht zu motivieren es weiter zu versuchen und wiegelt alles mit "das klappt ja doch nicht" ab. Ich glaube neben dem Unvermögen spielt auch noch eine Menge Angst mit bei ihr mit. Viele wunder sich schon das ich sie immer noch hinten auf meinen Fahrradsitz setze, anstatt das sie selbst fährt. Aber sie kann es ja einfach nicht. Je älter sie wird desto problematischer wird es ja bestimmt werden. Eine ratlose Mama!


Hallo, nach einer solchen körperlich und seelisch belastenden Krankheit sind Entwicklungsverzögerungen nicht selten. Ich tendiere dazu, solche Verzögerungen wenn möglich spielerisch aufholen zu lassen, auch damit die Kinder sich nicht schon wieder als "behandlungsbedürftig" erleben. Das könnte in einer Sportgruppe sein, die speziell mit diesen Fragen arbeitet, aber auch in ergotherapeutischen Einzel- oder Gruppenarbeiten. Meist holen die Kinder auch ohne das auf, aber bis dahin fühlen sie sich leider immer wieder nicht integriert oder gar ausgeschlossen wegen der Defizite. D.h. die Prognose ist relativ gut und man kann es milde und unaufgeregt fördern. Dr.Ludger Nohr


Schniesenase

Hallo SunnyGirl, wir hatten, bedingt durch eine unerkannte Stoffwechselstörung, ähnliche Probleme im selben Alter. Unser Kind macht darum seit einem Jahr "Psychomotorisches Turnen", und das hat ihr sehr viel weitergeholfen. Die Krankenkasse zahlt etwas dazu, wenn der Arzt eine Verordnung dazu ausschreibt. Meine Tochter meinte nach wenigen Stunden Turnen: "Das macht nicht nur am Körper stark, sondern auch im Herzen." Das Turnen liebt sie sehr und freut sich immer wieder schon auf das nächste Mal. Ich kann es sehr empfehlen. Vielleicht gibt es bei Euch einen Psychomotorischen Verein, der das anbietet. Heute ist die Muskulatur viel stärker, und mein Kind fällt nicht mehr von der Schaukel und kippt auch nicht mehr einfach um, ohne zu wissen, warum. Sie fährt sehr sicher Fahrrad, kann sehr gut balancieren und übt jetzt mit Begeisterung Waveboardfahren. Natürlich ist die Therapie der Stoffwechselstörung ein Baustein in dieser Entwicklung, aber auch das Psychomotorische Turnen. Alles Gute für Euch! LG Sileick


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