Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Geschwistereifersucht?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Geschwistereifersucht?

Knopf2016

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Sehr geehrte Frau Henkes, ich habe einen Sohn, gerade sechs geworden und eine Tochter, wird jetzt zwei.  Beide können mittlerweile teilweise harmonisch zusammen spielen, oft kommt es aufgrund der unterschiedlichen Spielweisen natürlich noch zu Streitereien und Provokationen. Eigentlich dachten wir wir hätten mit unserem Sohn die "Enttrohnung" gut gehändelt indem der Vater präsenter wurde, ich versucht habe so gut es ging exklusive Zeiten mit ihm zu verbringen. Aber all das reicht ihm scheinbar nicht. Er sagt öfter, dass ich mehr Zeit mit seiner Schwester verbringe, dass er mehr Zeit nur mit uns Eltern verbringen mag. Unser gemeinsames Spielen, was  bevor die Schwester kam ausgiebig stattfand, hat sich natürlich verändert, hat abgenommen. Wenn die Kleine schläft und Zeit ist, weist er mich dennoch oft ab, weil er dann gerade bspw. lieber Fernsehen mag.  Was uns aber tatsächlich anfängt zu nerven ist, dass er anfängt in Babysprache zu sprechen. Egal wie wir damit umgehen, es ignorieren, ihm sagen, dass er vernünftig sprechen soll, ihm sagen, dass er schon so schön sprechen kann - er macht weiter. Generell, aber das schon immer, hat er sehr konkrete Vorstellungen wie bspw. ein Spiel laufen soll. Läuft es nicht exakt so wie er es sich vorstellt oder ist ein entsprechendes Requist nicht vorhanden und er soll eine Alternative nutzen ist der Frust und das Geschrei groß. Ich habe oft das Gefühl er ist Dauerunzufrieden, insbesondere wenn es mal nicht so läuft wie er möchte und möchte ihm so gerne helfen. Wie können wir ihm helfen? Ich würde ihm öfter Spielepartner einladen, damit er mehr Kontakt zu gleichaltrigen und gleichzeitig Beschäftigung hat. Aus dem Kindergarten hat er "leider" nur einen festen Freund, den er auch regelmäßig trifft. Ansonsten wechselt er jetzt in die Schule und neue Kontakte müssen erst geknüpft werden. Das beschriebene Verhalten findet so nur zuhause statt. 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, vermutlich haben Sie die Entthronung gut geregelt. Das schließt aber nicht aus, dass Ihr Sohn weiter viel Aufmerksamkeit für sich beansprucht. Das muss gar nicht unbedingt mit der Rivalität zur Schwester zu tun haben. Vielmehr scheint Ihr Sohn ja Sie mit seinen Äußerungen in Zugzwang setzen zu wollen. Da gilt es für Eltern, das dahinter stehende Bedürfnis zu erkennen und sich gleichzeitig nicht unter Druck setzen zu lassen. Ihr Sohn zeigt ja, dass er die Menge der Zuwendung regulieren möchte und Ihnen da wenig Spielraum zugesteht. Wenn Sie Zeit für ihn haben, will er lieber fernsehen. Gemeinsame Zeiten sollten aber miteinander ausgehandelt werden. Da kann Ihr Sohn ruhig Wünsche anmelden oder auf mehr gemeinsame Zeit Wert legen. Aber Sie können eben auch Ihre Möglichkeiten offenlegen. Die Babysprache können Sie ihm lassen. Es ist eine recht harmlose Form der Regression. Die ist manchmal nötig, weil das Leben als großer Bruder sehr anstrengend sein kann. Sie können das Spiel gelegentlich mitmachen. Sie können Ihrem Sohn auch signalisieren, dass Sie ihn nicht verstehen, wenn er so spricht. Insgesamt muss Ihr Sohn vermutlich noch mehr Frustrationstoleranz erlernen. Die muss er mit knapp sechs Jahren auch noch nicht haben. In seinem Alter ist es noch frustrierend, wenn etwas nicht so läuft wie gewünscht. Zeigen Sie Ihrem Sohn, dass Sie Verständnis für ihn haben und helfen Sie ihm, sich mit unangenehmen Notwendigkeiten leichter abzufinden. Oft kann man einem Kind auch Alternativen aufzeigen, die es akzeptieren kann. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Knopf2016

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Nachtrag: letztens hatten wir eine Situation in der er auch mit viel Wut und Geschrei reagiert hat. Als sich alles wieder beruhigt hatte einigermaßen bin ich zu ihm, um nochmal mit ihm ins Gespräch zu kommen. Er zeigte dann mit dem Mittelfinger auf sich und meinte, das bedeutet Idiot und er zeigt es sich selbst, weil er ein Idiot ist. Wie kommt er auf solche Aussagen? Ich möchte, dass er ein positives Selbstbild entwickelt, wo er sich auch Fehler / Fehlverhalten erlaubt. Mir ist nur wichtig, dass er dies erkennt und daraus lernt.  auch wenn er bspw. Seiner kleinen Schwester versehentlich weh tut oder Ähnliches: er kann sich nicht entschuldigen. Dabei haben wir nie geschimpft. Verkriecht sich selbst und weint. Bei uns Erwachsenen entschuldigt er sich meist kurz. 


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