Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Gedanken zum Thema „dick sein“

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Gedanken zum Thema „dick sein“

HaFr2021

Beitrag melden

Guten Morgen Frau Hakenes, unsere große Tochter (bald 8 Jahre) macht sich schön seit Längerem Gedanken über das Thema "dick sein". Sie selber ist sehr dünn. Bei meinem Mann und mir ist dies auch kein Thema. Mein Mann und ich konnten bislang immer essen was wir wollten ohne groß zuzunehmen. Unsere Tochter ist allerdings immer mal wieder bei meinen Eltern zu Besuch und für meine Mutter sind die Themen Ernährung, Gesundheit, Homöopathie in den letzten Jahren sehr wichtig geworden. Sie spricht regelmäßig davon wie ungesund es ist dick zu sein und dass sie mit dem Essen aufpasst.  Habe meine Mutter gebeten dies in der Gegenwart unserer Tochter zu unterlassen, weil unsere Tochter vom Typ her so ist, dass sie alles mitbekommt und sich über viele Dinge intensive Gedanken macht. Meiner Mutter rutscht allerdings immer wieder etwas heraus, so dass ich jetzt schon gucke, dass unsere Tochter weniger dort ist (früher einen Nachmittag die Woche, jetzt alle drei, vier Wochen).  Unsere Tochter sagt Sachen wie "In der Winterjacke sehe  ich dick aus", fragt die zweijährige Schwester (sie hat ein kleines Bäuchlein), ob sie nicht dünner sein möchte), sagt mir im Streit, dass ich so dick wäre weil ich so gerne Kuchen essen würde (ich esse gerne Kuchen, habe aber eine ganz normale Figur). Ich würde sagen, dass ich ca. alle zwei Wochen eine Äußerung dieser Art höre.  Habe das Gefühl, dass sie seit ca. 1,5 Jahren weniger isst. Früher hat sie im Vergleich deutlich mehr als andere Kinder  gegessen, mittlerweile nicht mehr. Sie war früher auch schon dünn, heute ist sie aber noch dünner würde ich sagen. Sie wächst allerdings auch immer sehr viel und ist sehr groß für ihr Alter.   Als ich sie gefragt habe, warum sie vor dem dick werden Angst hat, hat sie gesagt ein Junge aus der Klasse würde deswegen immer geärgert werden. Mache mir jetzt noch mehr Gedanken seitdem ich gehört habe dass Essstörungen zu einem nicht unerheblichen Teil genetisch bedingt sind. Mein Vater hatte als Jugendlicher wohl eine Magersucht, redet im Gegensatz zu meiner Mutter aber nicht über das Figur-Thema. Ich habe davon erst als Erwachsene erfahren, habe nur als Kind  / Jugendliche immer gemerkt, dass er mir oft gesagt hat dass ich vernünftig essen sollte und ich ja sowieso schon so dünn wäre. Ich hatte aber nie Probleme mit meiner Figur, ich denke das hat er aufgrund seiner Geschichte vorbeugend gemacht. Ich frage mich jetzt ob ich das Thema im Hinblick auf meine Tochter nicht dramatisiere. Wann sollte man sich Hilfe holen? Wie sollte man auf ihre Äußerungen reagieren? Habe ihr mehrfach gesagt, dass sie sich keine Gedanken darum machen muss dick zu werden, weil sie da überhaupt keine Veranlagung zu hat. Dass es nicht in Ordnung ist dass der Junge aus ihrer Klasse deswegen geärgert wird und dass Kinder wenn sie wollen leider immer irgendeinen  Grund zum Ärgern finden... Und dass es darauf ankommt sich wohl zu fühlen... Vielen lieben Dank im Voraus!  


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Beitrag melden

Guten Tag, ich finde, Sie haben einen angemessenen Umgang mit dem Verhalten Ihrer Tochter. Sie zeigen ihr selbstbewusst, dass Sie sich gefallen, auch wenn Sie mal Kuchen essen. Sie machen ihr auch klar, dass das persönliche Wohlbefinden entscheidend ist. Ich empfehle Ihnen, dem Thema nicht so viel Raum zu geben. Lassen Sie nicht Ihre Tochter bestimmen, dass das Thema Essverhalten bei Ihnen dominant wird. Sagen Sie Ihrer Tochter, dass Sie keine Lust haben, mit ihr über so was "Unsinniges" zu reden, weil es für Sie kein wichtiges Thema ist. Für Ihre Tochter sind Sie noch die wichtigste Identifikationsfigur. Sie kann sich an Ihrer Haltung orientieren. In der Adoleszenz tauchen dann andere Rollenvorbilder auf, die u.U. einen anderen Umgang mit dem Thema erfoderlich machen. Ihre Tochter darf auch ruhig spüren, dass Sie das Verhalten Ihrer Mutter diesbezüglich für übertrieben halten und missbilligen.   Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.