Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Gedanken um meine 5 Monate alte Tochter

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Gedanken um meine 5 Monate alte Tochter

AndreaW..

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Hallo Frau Henkes, ich habe einige Anliegen. Es heißt ja immer man soll sich von seinem Kind verabschieden bevor man geht. Ich habe meine Tochter (5 Monate) vorhin zum schlafen gebracht. Ich muss immer neben ihr bleiben sonst wacht sie tagsüber auf. Allerdings hatte ich einen Termin und mein Partner hat sich dann zu ihr gelegt und ich bin gegangen. Später ist sie aufgewacht und ich war natürlich nicht mehr da. Schadet das der Bindung? Meine Tochter weint seit Neustem beim Auto fahren immer. Sie sitzt auf dem Beifahrersitz und ich rede mit ihr und halte sie wenn ich kann an der Hand fest. Meistens schläft sie irgendwann ein. Sie weint sehr viel, anhalten bringt nichts denn sobald sie wieder im Maxi Cosi liegt weint sie wieder. Ist das schädlich für unsere Bindung? Ich muss eben manchmal mit dem Autofahren, ich weiß nicht was ich tun soll. Ich habe gelesen, dass die Bindung beeinflusst wird wenn den Bedürfnissen wie Hunger, Schlaf oder auch das trösten des Kindes nicht nachgekommen wird jedoch blieb mir in der Situation nichts anderes übrig.  Ich bin in letzter Zeit so unfassbar müde, wenn sie morgens aufwacht nehme ich sie zu mir ins Bett oder wir stehen gleich auf. Gestern wachte sie auf und lag dann wach in ihrem Beistellbett da ich vor Müdigkeit wieder eingeschlafen bin. Sie hat nicht geweint, das hätte ich gehört. Sie hat wohl nur gespielt und vor sich hin gequietscht. Ist das in Ordnung gewesen?  Dazu kommt auch noch, dass mein Partner und ich uns öfters streiten. Also keine Gewalt oder sonstiges, aber wir diskutieren und manchmal ist unsere Tochter dabei weil es nicht anders geht. Einpaar Mal hat sie mich weinen gesehen, eine Trennung steht auch schon im Raum. Ich mache mir jedes Mal totale Vorwürfe und versuche natürlich mir nichts anmerken zu lassen. Kann meine Tochter einen Schaden davon tragen?


Ingrid Henkes

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Guten Tag, die von Ihnen beschriebenen Situationen haben keinen negativen Einfluss auf die Bindung Ihrer Tochter an Sie. Wenn sie aufwacht und Sie sind nicht da, dafür aber der Vater, wird sie sich auch gut aufgehoben fühlen. Viele Babys mögen das Autofahren nicht. Wenn Ihre Tochter weint, trösten Sie sie und sprechen beruhigend mit ihr. Auch wenn Sie sie dann nicht auf den Arm nehmen können, spürt Ihre Tochter, dass sie nicht alleine ist und Sie das beste zu der Zeit Mögliche geben, um sie zu beruhigen. Für Babys ist es sogar sehr wichtig, zu lernen, dass sie sich in ihrem Bett alleine beschäftigen und auch beruhigen können. Ihre Tochter wird schon an Ihrem Atem gemerkt haben, dass Sie bei ihr waren. Streitigkeiten vor Kindern sind immer problematisch, auch wenn es manchmal nicht zu vermeiden ist. Bereits Babys spüren die angespannte oder auch aggressive Stimmung und fühlen sich bedroht. Versuchen Sie beide, solche Diskussionen auf eine Zeit zu legen, wenn Ihre Tochter schläft. Vielleicht gibt es auch eine Möglichkeit, dass jemand anderes mal mit Ihrer Tochter spazieren geht, während Sie in aller Ruhe ein Partnergespräch führen können. Damit ließe sich vielleicht der Trennungsgedanke verhindern. Das erste Lebensjahr mit einem Kind ist für Eltern sehr anstrengend. Man muss sich sehr auf dieses neue Wesen einlassen und sein ganzes Leben umstellen. Das ist eine hohe Anforderung. Dass darunter die Paarbeziehung leidet, kommt häufig vor. Aber gerade um auch für Ihre Tochter zu guten Lösungen zu kommen, können Sie sich die Zeit füreinander mit Hilfe anderer zu nehmen versuchen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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