Elisa2022
Sehr geehrte Frau Henkes, mein Kind (3,5) verhält sich aktuell sehr anders als gewohnt. Ich kenne mein Kind als offen und sehr (zu?) unabhängig. Es schien dem Kind fast egal wer es betreut, Hauptsache nett und spannend. Ich war auf Spielplätzen schon früh eine der wenigen, die mal eben rüber zum Bäcker konnte. Tränen gab es bei einer Trennung noch nie und auch sonst nicht sehr oft. Es war auch nie sehr schmusig. Das änderte sich seit einem Jahr, zunehmende Anhänglichkeit vor allem Nachts (Familienbett). Seit so 3-5 Wochen bemerke ich folgende deutliche Veränderung: - sehr viele klein und groß Unfälle (egal wo. Kita, Zuhause, unterwegs. Dem Kind scheint es auch egal. Vorher war es tagsüber weitestgehend windelfrei) - insgesamt weinerlich - sehr große Anhänglichkeit und auch mehr Ängste "Kann ein Auto auf den Bürgersteig kommen und mich überfahren?) - deutlich zunehmende und für mich komplett ungewohnte Schwierigkeit bei Abschieden. Ob es der Abschied vom Freund ist oder von mir oder sonst wem. Angefangen hat das (glaube ich) mit einer Erkältung. Als diese hatte, hatte es auch extrem viel Zähne geknirscht. Interessant ist, dass die Anhänglichkeit punktuell ist. Ist das richtige Kind am Spielplatz, bin ich uninteressant, auch wenn es ein fremdes Kind ist. Im Alltag hat sich nichts verändert. Auch die Kita hat keine Idee. Allerdings herrscht dort ein so starker Personalmangel, dass ich auch nicht sicher bin, wie viel die mitbekommen. Es gibt dort ein paar größere, die die kleinen immer wieder ärgern. Das Problem besteht aber schon länger und ich hatte eigentlich den Eindruck, dass das besser geworden ist. In kurzer Zeit werden diese eingeschult und kommen dann nicht mehr. Kann das eine normale Phase sein? Ab wann ist es das nicht mehr, ab welchem Zeitraum, müsste man da besorgt sein? Was empfehlen sie mir?
Guten Tag, was Ihr Kind zeigt, ist eine ganz normale Phase in der Kinderentwicklung. Kinder erfahren in allen Entwicklungsstufen neue Herausforderungen und Ängste, die sie bewältigen müssen. Bei Ihrem Kind könnte das z.B. ausgelöst werden durch die Großen im Kiga, die Ihrem Kind Angst machen und vor denen es sich nicht geschützt fühlt. Gleichzeitig nimmt Ihr Kind seine Umwelt immer differenzierter wahr. Da liegt so eine Frage wie nach der Gefährdung durch Autos nahe. Ihr Kind weiß, dass es sich selber noch nicht schützen kann. Daher ist es immer wieder auf Ihre Nähe und Ihren Schutz angewiesen. Das zeigt Ihr Kind Ihnen gerade. Wenn das "richtige" Kind da ist, fühlt Ihr Kind sich vermutlich nicht ungeschützt, weil es Vertrauen hat und nicht allein ist. Deshalb taucht das Problem dann nicht auf. Auch das erneute Einnässen kann ein Hinweis darauf sein, dass Ihr Kind sich mit Ängsten auseinandersetzen muss. Wenn es zu neuer Sicherheit gefunden hat, wird es das Einnässen wieder aufgeben können. Es wird sich auch wieder besser trennen können. Sie können Ihrem Kind helfen, indem Sie auf sein stärkeres Nähebedürfnis eingehen, bis es die Nähe nicht mehr so benötigt. Dem Einnässen könnten Sie möglichst wenig Aufmerksamkeit widmen. Lassen Sie Ihrem Kind möglichst die Zeit, diese neue Entwicklungsaufgabe in seinem Tempo zu bewältigen. Sie brauchen sich da keine Sorgen zu machen. Ihr Kind wird das mit Ihrer einfühlsamen Begleitung gut schaffen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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