Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Erschöpfung und Auswirkung auf mein Baby

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Erschöpfung und Auswirkung auf mein Baby

Emmi1990

Liebe Frau Henkes,    mein Sohn ist ein Frühstarter. Mit 6 Monatem hat er bereits 2 Zähne, versucht zu krabbeln und ist häufig frustriert wenn ihm etwas nicht gelingt. Laut Kinderarzt ein "high need baby". Ich habe im Alltag keine Minute für mich, da er 110% Aufmerksamkeit möchte, sonst wird "gemeckert". Ich versuche mit aller Kraft dem nachzukommen, bin aber nach unzähligen schlaflosen Nächten (durch Zahndurchbruch) ziemlich fertig. Nachts habe ihn nicht immer so liebevoll behandeln können, wie ich es mir geschworen habe - ich war oft entnervt, habe öfters vor ihm geweint und auch mal die Milchpulverbox durch die Gegend gepfeffert. Ihn habe ich in zumindest einer Nacht damit erschreckt, das tut mir unendlich leid. Ist davon auszugehen, dass ich sein Vertrauen in mich zerstört habe? Er lässt sich zunehmend weniger ablegen. Habe ich Verlustängste in ihm ausgelöst?   Haben Sie ganz lieben Dank!  


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, durch eine einmalige Situation ist das Vertrauen nicht zu erschüttern. Auch wenn so etwas möglichst zu vermeiden ist, gelingt das nicht immer. Es wird Ihren Sohn erschreckt haben. Aber Kleinkinder sind gegenüber Ausnahmesituationen recht tolerant. Wenn sie in der Regel gute Erfahrungen mit ihren Bezugspersonen machen, können sie eine einzelne ungute Erfahrung ohne schädliche Folgen verkraften. Damit so etwas nicht wieder vorkommt, wäre es sicher sinnvoll, wenn Sie Unterstützung bekämen, um selbst auch mal entspannen und abschalten zu können. Hilft Ihnen der Vater? Haben Sie Verwandte oder Freunde, die Sie unterstützen können? Die erste Zeit mit einem Baby ist ja wirklich sehr fordernd und anstrengend - vor allem für die Mutter. Ich finde auch den neumodischen Begriff "high need baby" nicht so gelungen. Er kann bei Eltern schnell Stress auslösen und damit wird man dem Kind nicht besser gerecht. Ein sechs Monate altes Kind benötigt einfach noch viel Aufmerksamkeit und muss sich noch nicht alleine beschäftigen können. Sie können versuchen, kleine Inseln für sich und Ihren Sohn zu schaffen, vielleicht mit Musik, in denen Sie beide immer mal wieder kurz - da können fünf Minuten ausreichen - zur Ruhe kommen können. Bedenken Sie bitte auch, dass das alles nur Phasen in einem Kinderleben sind, die vorübergehen. Wenn die motorische Entwicklung fortschreitet und Ihr Sohn seinen Bewegungsradius erweitert, wird er sicher auch besser schlafen, weil ihn das anstrengt. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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