Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Entwicklungsschub?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Entwicklungsschub?

Orchidee0808

Hallo zusammen, ich habe ein Problem mit meiner 19. Monate alten Tochter. Sie ist seit einer Woche extrem verändert. Es find damit an, dass sie bei der tagesmutter plötzlich nur noch geweint hat, nicht mehr mitspielen wollte und sich nicht mehr von der TM anfassen und ansprechen lassen wollte. Mussten sie abholen. Am nächsten Tag das selbe. Sie weint, schreit und steht nur in der Ecke. Jegliche Kontaktaufnahme führt zu mehr weinen. Freitag ging es einigermaßen. Ist dort bis zum Ende geblieben aber hat wohl auch nicht wirklich mitgemacht und nichts gegessen. Seit Montag dann völlig eskaliert. Direkt nach 1 1/2 Std schreien abholen müssen. Dienstag das selbe, nur, dass sie nur noch Mama will. Klammert sich an mich und sagt nessa nein (tm heißt Vanessa). Mittwoch hat sie schon zuhause geweint und geklammert. Erst als ich dann gesagt habe, dass wir heute zuhause bleiben, hat sie sich entspannt. Sie isst kaum noch, will vermehrt die brust, wir haben einen total verschobenen Tagesablauf, sie ist sehr bestimmend und will viel beschäftigt werden. Ist das ein Schub? Hat sie plötzlich Trennungsangst? Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Muss Montag wieder arbeiten und habe jeden Morgen Angst davor, wie der Tag wird. Danke im voraus


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, Sie schreiben nicht, wie lange Ihre Tochter schon bei der Tagesmutter ist oder ob sie gerade erst die Eingewöhnung hinter sich hat. Aber die Signale Ihrer Tochter lassen auf Trennungsangst schliessen. Auch wenn das für Sie vermutlich nicht leicht sein dürfte, wenn Sie zur Arbeit müssen, wäre es vermutlich sinnvoll, nochmal eine Eingewöhnung bei der Tagesmutter zu machen, bei der Sie vielleicht anwesend sein könnten. Es ist auch vorstellbar, dass Ihre Tochter jeden Morgen Ihre Angst spürt. Das lässt sich kaum vermeiden, aber so kann sich Ihre Angst auf Ihre Tochter übertragen. Kinder mit Ängsten brauchen häufiger die Anwesenheit eines Elternteils, um die Angst zu überwinden. Aus der Distanz kann ich nicht dazu beitragen, die Situation positiv für Sie und Ihre Tochter gestalten zu helfen. Haben Sie in Ihrem Umfeld jemanden, mit dem Sie über die aktuelle Situation und die Planung für die nächsten Wochen sprechen können? Ich kann mir vorstellen, dass solche Gespräche Sie sicherer machen und Ihnen helfen, Lösungen zu finden, wie es Ihnen und Ihrer Tochter wieder besser geht. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Orchidee0808

Die Eingewöhnung hat sehr lange gedauert c.a 3 Monate. Seit Ende Januar war es eigentlich gut. Sie wurde aber mittags immer von meiner Mama abgeholt und hat hier den Mittagsschlaf gemacht. Das ist seit zwei Wochen anders. Seitdem muss sie dort schlafen, weil meine Mama das nicht mehr machen kann. Das hat so einigermaßen funktioniert. Kann es eine Reaktion auf die Veränderung sein? Vielen Dank für die rasche Antwort


Guten Tag, eine solche Reaktion kann man natürlich nie ausschließen, weil die Kinder uns ja noch nicht sagen können, was sie bewegt. Ich vermute aber eher nicht, dass Ihre Tochter schon morgens weint und nicht zur Tagesmutter will, weil sie mittags dort schlafen muss. Die lange Eingewöhnung kann auch ein Hinweis darauf sein, dass Ihre Tochter für die tägliche stundenlange Trennung von Ihnen noch nicht reif ist. Das ist bei jedem Kind anders und auch bei Ihrer Tochter noch ganz im Rahmen der Entwicklung. Viele Grüße Ingrid Henkes


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