Frage: Emotionen 5 Jähriger

Hallo Frau Henkes, mein Sohn 5 Jahre ist ein aufgeweckter Junge, bisher hatte er keine Großen Ängste, in den Kindergarten ging er sehr gerne. Seitdem wir Anfang März wegen einer Corona Infektion zu Hause waren, möchte er nicht mehr in den Kindergarten. Er weint jeden Morgen und manchmal sogar schon am Abend. Er sagt er hat dort immer so ein komisches Gefühl und dann kann er nicht mehr weiter spielen und muss einfach weinen und weiß gar nicht warum.  Wir sprechen darüber und ich habe ihm gesagt, das jeder Mensch gute und schlechte Gefühle hat und die Gefühle unsere Freunde sind. Wir schauen auch Bücher über Gefühle an. Leider weitet sich das auf andere Bereiche aus. Beim Schwimmkurs macht er nicht mehr mit, er sitzt nur noch am Beckenrand, sagt seine Lehrerin.  Auch etwas , was er immer gerne gemacht hat. Er ist zur Zeit generell sehr ängstlich und macht sich viele Gedanken. Im Schwimmbad wollte er letztens nicht mehr bleiben, weil er dort Ameisen gesehen hat und er hat sich dort die ganze Zeit untersucht ob eine auf ihm krabbelt. Wenn er Zuhause mit seinen 2 Geschwistern ist und in der Nachbarschaft mit Kinder spielt, ist alles in Ordnung. Er hat viele Freunde und spielt sehr viel mit anderen Kindern. Ist das eine normale Phase? Wie kann ich ihm helfen? Braucht er eine Pause vom Kindergarten oder sollte ich ihn erstmal eher abholen ? Ich muss dazu sagen, dass der Tag in der Kita dann doch meistens gut verläuft. Er sagt das das Gefühl manchmal da ist aber dann spielt er weiter und dann geht es auch wieder weg. Und manchmal muss er aber auch einfach weinen.  Ich danke Ihnen für Ihre Einschätzung.    

von Ma13 am 04.04.2022, 10:30



Antwort auf: Emotionen 5 Jähriger

Guten Tag, das hat Ihr Sohn wunderbar ausgedrückt. Man kann manchmal schlechte Gefühle überwinden. Manchmal muss aber einfach erstmal weinen. Das ist auch ganz in Ordnung so. Ich denke, dass Ihr Sohn sich in einer ganz normalen Entwicklungsphase befindet. Fünfjährige haben schon ihre eigenen Gedanken und können Vieles in Frage stellen. Gleichzeitig sind sie noch so jung, dass sie sich negativen Gefühlen gegenüber ausgeliefert empfinden können. Ihr Sohn spiegelt wieder, was uns alle derzeit mehr oder weniger beschäftigt. Bereits die Coronapandemie hat massive Ängste in der Bevölkerung ausgelöst. Jetzt müssen wir die Angst vor Krieg ertragen. Selbst wenn Sie nicht mit Ihrem Sohn über diese Dinge sprechen, schnappen Fünfjährige doch schon Vieles auf und erspüren die Ängste der Erwachsenen.  Das kann Kinder verunsichern, ist aber gegenwärtig aus unserem Alltag nicht wegzudenken.So hat Ihr Sohn erst nach Ihrer Corona-Infektion stärkere Ängste entwickelt. Da wirkt eben Vieles aus den Alltagssorgen der Erwachsenen und der gesellschaftlichen Situation auf die kindliche Psyche ein. Das kann Ängste auslösen. Allerdings gehört es zu den Entwicklungsaufgaben von Kindern, Ängste bewältigen zu lernen. Da Ängste zurzeit insgesamt sehr verbreitet sind, gibt das Ihrem Sohn auch die Möglichkeit wie die Erwachsenen, den Umgang damit zu erlernen und sie psychisch zu integrieren. Es geht nicht darum, ihm seine Ängste auszureden ("Du brauchst keine Angst zu haben.") sondern ihn im kompetenten Umgang mit seinen Ängsten zu unterstützen ("Was kannst du machen, wenn die Angst kommt? Du kennst ja da schon ein paar Tricks."). Aus der Ferne scheint es nicht so, als helfe Ihrem Sohn eine Pause vom Kiga. Er hat ja schon gute Bewältigungsstrategien. Darin können Sie ihn immer wieder bestärken. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 04.04.2022