Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Emotionale Ausbrüche 1 Jährige

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Frage: Emotionale Ausbrüche 1 Jährige

JessiB

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Hallo Frau Henkes, Wir haben eine fröhliche aber immer öfter auch sehr wütende kleine Tochter, die jetzt genau 1 Jahr alt ist.  Mehrmals täglich kommt es zu starken emotionalen Ausbrüchen, bei denen sie sich über etwas ärgert, kreischt und die Fäustchen ballt...beispielsweise wenn ihr Spielzeugturm umfällt es und es Anstrengung und Geschick benötigen würde ihn wieder aufzustellen. Sie kann es durchaus selber aber ihre erste Reaktion ist "an die Decke gehen", was sie darin behindert es vorher einfach mal zu versuchen. Lässt man sie kurz und es klappt dann doch, ist schlagartig wieder Ruhe und Frieden. Klappt es eben nicht oder hilft man nur bedingt oder versucht sie zu motivieren es selber zu machen, eskaliert es. Sie wirft sich auf den Boden, haut ihren Kopf auf den Boden, zieht sich an den Haaren, schreit, weint und kreischt dabei... Auch wenn ich beispielsweise in der Küche etwas mache und sie um meine Beine herumkrabbelt und sich hochzieht, mir signalisiert, dass sie etwas von mir will und ich ihr sage "Mama wäscht nur noch die Hände, dann komm ich zu dir"  kippt rasch die Stimmung und oben beschriebenes trifft ein. Zwischen "Anfrage" und Eskalation liegen manchmal nur 30 Sekunden. Es gibt kein "bisschen nörgeln" vorher... Wenn sie sich dann so ärgert und tobt, möchte sie nicht angefasst werden, dreht sich weg und drückt mich weg. Flacht der Ärger etwas ab, lässt sie Nähe zu und sucht sie. Kuschelt sich heran,  schmust, schluchzst...manchmal brauch so dann bis zu 20min auf dem Arm. Insgesamt bekommt sie sehr viel Aufmerksamkeit von uns. Wir spielen und beschäftigen uns oft mit ihr gemeinsam oder sitzen dabei wenn sie "werkelt". Sie kann sich auch alleine beschäftigen, wenn es interessant genug ist. In alltägliche Aufgaben (ich kann ja nicht den ganzen Tag nur spielen) binde ich sie ein.  Wäsche zusammenlegen, in der Küche mit "kochen helfen" wobei sie Schränke ausräumt oder mit (kindertauglichem) Küchenwerkzeug hantieren darf. Doch es gibt immer wieder Dinge/Situationen die sie völlig aus der Fassung bringen (z.B. ein Löffel passt einfach nicht in eine Tupperdose) und da kann ich gar nicht schnell genug sein. Oder sie will etwas, was sie nicht darf (Messer, Steckdose, heißer Topf) und ich sage "nein, nein + kurze Erklärung" - zack, sofort in Rage.  Was geht da vor in meiner Tochter? Fällt es ihr schwer sich zu regulieren? Kann ich ihr helfen?  Ist mein Verhalten Auslöser, provoziert und begünstigt diese Ausbrüche?  Was kann ich tun? Wie reagiere ich richtig? Ich möchte es verstehen. Sie tut mir richtig leid, wenn sie sich so reinsteigert und verausgabt.  Viele liebe Grüße und danke für die Antwort! Jessi (PS: Falls Sie passende Literatur empfehlen können, bin ich für Tipps immer offen)


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihre Tochter lernt gerade erst das absichtsvolle Tun kennen (Turm bauen). Da kann sie sich wirklich noch nicht regulieren, wenn dieses Tun durchkreuzt wird (Turm fällt um). Sie gerät in Wut und ist diesem heftigen Gefühl noch hilflos ausgeliefert.  Den Umgang mit Wut und Frustration müssen Kleinkinder erst lernen. Der Affekt ist angeboren, aber der Umgang damit nicht. Ihrer Tochter hilft es sicher sehr, wie Sie sie durch die heftige Wut begleiten und trösten. Damit eröffnen Sie ihr auch Möglichkeiten, die Wut zu mildern und Verhaltensalternativen zu finden (Wir bauen den Turm nochmal auf.). Natürlich kann auch Ihr Verhalten schon mal der Auslöser für die Wut Ihrer Tochter sein, aber deswegen können Sie ihr doch nicht erlauben, mit einem Messer zu spielen. Provozieren werden Sie diese Ausbrüche sicher nicht. Sie gehören - in individueller Ausprägung - zur Entwicklung dazu. Ihrer Tochter hilft es, wenn sie spürt, dass Sie diese Wut ertragen und davon nicht so überfordert sind, wie sie selbst. Wenn Sie es aushalten, ist es aushaltbar und sie kann das auch (allmählich) schaffen. Eine Literaturempfehlung habe ich leider nicht. Mit Ratgeberliteratur tue ich mich immer etwas schwer, weil ich weiß, dass sie Eltern oft Druck macht.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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