Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Einschätzung zum PK

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Einschätzung zum PK

sani19

Guten Tag. Pflegekind, 7 1/2 Jahre alt, 7 J bei uns. Sehr junge leibl. Mutter, loser Kontakt zur LM. Unser PK kam mit Mars u. Cola ernährt zu uns. Auch nach 7 Jahren mit guter Ernährung (was nur mit großer Konsequenz "Früchte" trug - inzwischen ausgewogen...) ist es Süß-geprägt, kann nichts zu essen stehen sehen, geht ungefragt an Süßes, das ihm nicht gehört ("klaut" Süßigkeiten anderer Familienmitglieder) Ist nichts im Haus, finde ich am Abend leere Zuckerdosen etc. in seinem Zimmer... Jegliche Hinweise, Erklärungen, dass wir gefragt werden möchten, dass einfach "Nehmen" eben nicht geht, wird ignoriert. Gleiche Schwierigkeiten gibt es aber auch mit allem Eigentum anderer - alles scheint ihm zugehören. Insges. "hört" es überhaupt nicht auf Erwachsene, tut was es will - das meldete schon der Kindergarten zurück, nun auch Schule (2. Schulj), die Trainer im Verein etc. Sich einordnen und auf andere Rücksicht nehmen (soweit das altersbeding möglich ist) funktioniert nicht. Jegliche Versuche, hier zu leiten, enden mit stundenlangem Wutgebrüll- jeden Tag. Wir vermuten eine FAS-Problematik, wissen von stärkstem Nikotinabusus (vermutlich auch Alkohol und Drogen). Wir haben das Sorgerecht, KJP wollen nur Diagnostik machen, wenn die LM zustimmt - trotz Sorgerechtsentzug). JA ist keine Hilfe. Wir sind auf Ideensuche. Danke.


Hallo, mit PK ist das oft eine schwierige Problematik, da man nicht sicher weiß, welche Erfahrungen schon gemacht werden mussten.Bei diesem Kind muß man von früher Deprivation und Bindungsarmut ausgehen. Sie beschreiben ein Verhalten, das mit "haben/besitzen müssen" und einem demonstrativen Autonomiebedürfnis einhergeht. Veränderung erscheint mir bes. darüber möglich, das haben vom Materiellen auf Emotionales verschieben zu können. Das Kind muß ja mit dem "Makel" zurecht kommen, von der Mutter abgegeben, vom leibl. Vater scheinbar gar nicht wahrgenommen worden zu sein. Dies erleben die Kinder oft selbst schuldhaft, können es noch nicht auf die l. Eltern verschieben. Dieser Mangelfrust wird oft oral und mit "Besitz" befriedigt, auch wenn dafür Grenzen überschritten werden müssen. Es bietet sich an, die gute Beziehung zum PV zu nutzen, die eine identifikatorische Veränderung möglich machen könnte. Diese Kinder können leichter für jemanden verändern, als eine allgemeine Regel einzuhalten. Falls eine PT doch nötig erscheint, ist es in der Tat sinnvoll, die leibl. Mutter mit ins Boot zu holen, schon damit sie sich nicht kontraproduktiv und/oder entwertend verhält. Insgesamt sieht es nicht nach einer leichten Lösung aus. Viel Erfolg. Dr.Ludger Nohr


sani19

Nachtrag: Kind 7 1/2, LM gerade 20 Jahre alt geworden... Von Anfang an war dort keine (enge) Bindung, auch heute noch bestehen die ca. 6 wöchentlichen Kontakte aus 20 min "Kuchen essen" in der Bäckerei, dann verabschiedet sich die LM. Besonders enge Bindung an meinen Mann (Pflegevater) - er ist der große "Held".


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