Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

EEG bei Autismus

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: EEG bei Autismus

Engelline

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Hallo Herr Dr. Nohr, in einem Monat haben wir einen Termin für ein EEG sowie etwas später einen Termin bei der Humangenetik. Unsere Tochter ist inzwischen 4 Jahre und entwicklungsverzögert. Kann bei normalen Hirnströmen sowie einer einwandfreien humangenetischen Diagnostik Autismus bzw. eine geistige Behinderung ausgeschlossen werden? Vielen Dank für Ihre Hilfe. Grüße, Engelline


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Hallo, die Diagnose Autismus wird mit einem EEG weder bestätigt noch ausgeschlossen. Ein beweisendes EEG für Autismus gibt es m.W. nicht. Auch die geistige Entwicklung ist über ein EEG nicht beurteil- oder vorhersagbar. Das EEG ist eine Aktivitäts- und Verteilungsmessung der Hirnströme und eher für Anfallsleiden aussagekräftig. Sowohl die geistige Entwicklung, als auch Hinweise auf Autismus ergeben sich mehr aus Testungen und Verhaltensentwicklung. Auch die humangenetische Untersuchung, wenn sie nicht ein eindeutiges Syndrom ergibt, gibt nur bedingte Hinweise auf mögliche Entwicklungen. Wichtig ist dabei zu wissen, dass auch bei bestehenden "Befunden" sehr unterschiedliche Entwicklungen möglich sind. Man sollte daher mit Festschreibungen auf Diagnosen in diesem Alter und diesem Bereich zurückhaltend sein, auch wenn man gerne einen "Namen" für das Problem hätte. Die innere Festlegung engt bei der Förderung des einzelnen Kindes oft ein.(Das nur als allgemeiner Hinweis). Dr.Ludger Nohr


Engelline

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Das ist ja das Problem. Wir wissen nicht ob oder was sie hat. Wir sind da nicht festgelegt und denken sie wäre Autistin. Das Gegenteil ist der Fall, auch wenn sie nicht mit anderen Kindern spielt, bzw. auf diese nicht selbst zugeht. Sie kann auch einen wunderschönen Blickkontakt herstellen und ihren Papa damit um den Finger wickeln. Und mich auch. Noch eine Frage zum triangulären Blickkontakt: Wie wichtig ist dieser für die Sprache und wie übt man es diesen aufzubauen? Sie macht es manchmal aber nicht oft. Vielen Dank und viele Grüße, Engelline


Engelline

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Sorry, habe noch was vergessen. Ist es normal wenn ein Baby viel summt? Dient das auch dem Spracherwerb? Sie hat auch gebrabbelt. Aber eben auch viel mmmmmhhh von sich gegeben und teilweise bereits ihre Hände bewegt in Wellen Bewegungen. Jetzt flattert sie ja bei Aufregung und Freude. Danke!


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Hallo, der trianguläre oder referentielle Blickkontakt ist eine Art der nichtsprachlichen Kommunikation, hat aber auch seine Bedeutung bei der Sprachentwicklung. Ich verstehe Ihre Fragen, muß aber aus der Praxis sagen, dass viele Entwicklungsverzögerungen sich nicht in eine Schublade bringen lassen. Entscheidend ist, dass man an den Stellen arbeitet und unterstützt, die noch nicht so entwickelt sind. Wie weit man da kommt, lässt sich am Anfang oft nicht vorhersehen. Aus meiner Sicht ist entscheidend, dass man das Kind zwar als anders, aber nicht als defizitär o.ä. erlebt und behandelt. Sonst rennt man dauernd hinter einer Norm her, ohne das Kind in seiner Individualität und Besonderheit zu sehen (auch nur ein allgemeiner Hinweis). Das ist keineswegs einfach, ist oft ein langer Weg. Hierbei ist die Begleitung von vertrauten und kompetenten Menschen wichtig. Dr.Ludger Nohr


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