EEG-Befund nach "Anfall" / Zusammenhang mit Psyche?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: EEG-Befund nach "Anfall" / Zusammenhang mit Psyche?

Guten Tag Herr Dr. Nohr, mein 5jähriger Sohn hatte letztes Jahr - bisher völlig einmalig - einen Zustand mit Bewusstlosigkeit und etwas gestrecktem Körper sowie zugekniffenen Augen. Ich bin danach aufgrund eigenen Nachlesens nicht von einem epileptischen Anfall ausgegangen (kein Krampf/Zuckungen o.ä., keine offenen Augen). Nach einem ersten auffälligen EEG wurden aber noch weitere neurologische Untersuchungen (MRT, Schlafentzugs-EEG) angeordnet. Eine Epilepsie wurde dabei ausgeschlossen. Das MRT war unauffällig, das EEG zeigte allerdings eine (nicht behandlungsbedürftige) "erhöhte kortikale Erregbarkeit" (ich glaube "multilokal"). Die Neurologin sagte mir, dass eine solche bei ca. 4 % aller Kitakinder vorliege, ohne dass eine Krankheit vorliege. Ist das nun so völlig unbedenklich, oder kann dieses Phänomen Folgen z.B. psychischer Natur haben bzw. sind Ihnen mögliche Ursachen dieser höheren kortikalen Erregbarkeit bekannt? Außerdem war ein Herzultraschall (wg. möglicher Synkope) unauffällig. Kann der Anfall auch bei einem Kind einen psychischen Hintergrund haben (z.B. psychogener Krampfanfall)? Vielen Dank und liebe Grüße LaMa1

von LaMa1 am 01.02.2021, 19:13



Antwort auf: EEG-Befund nach "Anfall" / Zusammenhang mit Psyche?

Hallo, auch wenn so ein anfallsartiges Geschehen sehr eindrucksvoll ist, würde ich nach den genannten Untersuchungsergebnissen Ihr Kind als gesund betrachten. Solche synkopalen Zustände gibt es mit verschiedenen Ursachen, auch psychogen. "Erhöhte kortikale Erregbarkeit" ist ein sehr unspezifisches Phänomen und kommt vor, ohne dass diese Kinder jemals irgendwelche Symptome zeigen müssen. Auf seine Psyche würde eher wirken, wenn Sie ihn jetzt als potentiell Kranken sehen und behandeln würden. Angst, so gut sie auch zu verstehen ist, ist ein schlechter Ratgeber und kann sich auf das Kind übertragen. Versuchen Sie also die guten Untersuchungsergebnisse als Beruhigung zu sehen und danach zu handeln. Auch wenn wir natürlich nie wissen und sicher sein können was passieren wird, ist das die momentan richtige und stärkende Haltung. Und dies würde ich auch so mit Ihrem Sohn kommunizieren ("alle Untersuchungen sind soweit OK, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen" o.ä.), da er ja die Aufregung und die Untersuchungen alle mitbekommen hat. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 02.02.2021



Antwort auf: EEG-Befund nach "Anfall" / Zusammenhang mit Psyche?

Sehr geehrter Dr. Nohr, vielen Dank für Ihre Antwort! Das beruhigt mich tatsächlich - zusätzlich zur ursprünglichen Diagnose-, da die Kinderärztin sich nach Lesen des Befundes nicht so ganz klar geäußert hatte. Ich kann Ihre Hinweise an mich verstehen, da Sie aus der Ferne nicht einschätzen können, wie ich mich als Mutter verhalte. Aber mein Sohn ist da ganz "easy", war auch sehr entspannt bei den Untersuchungen und wurde von mir nicht weiter beunruhigt. Ich bin da selbst eher sachlich und versuche nichts zu übersehen. Aber ich habe das Bedürfnis mich umfassend zu informieren, um mit solchen Fragen innerlich und in Bezug auf meine Verantwortung als Mutter besser abschließen zu können. Danke nochmals! LaMa1

von LaMa1 am 02.02.2021, 14:23



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Kaiserschnitt/ Auswirkungen auf kindliche Psyche?

Sehr geehrter Herr Posth, Zuerst möchte ich mich für Ihre Antwort auf meine Frage" meine Tochter ist momentan so verquer" ganz herzlich bedanken. Durch das Lesen Ihres obrigen Artikels ist mir doch so einiges klar geworden, und ich konnte sofort entspannter mit Ihr umgehen, was ihrerseits natürlich ebenso zu einer Entspannung führt. Wir sind uns w...


ständig krank und Psyche

Werter Dr. Posth, mein Sohn (3J,2M) ist schon seit dem Babyalter sehr viel krank. Er hat frühkindl. Asthma und wir haben schon sehr viel Angst um ihn gehabt. Er war seit dem 1.Lj bei einem Tagesvater, den er sehr gern hatte. Mit 3J.wechselte er in einen KiGa. Seitdem ist er dauerkrank. Er ist seit 8 Wochen zu Hause, da sich eins an andere reiht....


Psyche - trocken werden

Lieber Dr Posth, trotz vieler Hinweise im Suchlauf: Mein Sohn (wird im Mai 4) ist seit letztem Sommer tagsüber trocken (er entschied - es dauerte nur Tage), seit zwei Monaten ist die Windel morgens meist trocken und er wollte sie schon lange los sein. Seit 3 Wochen schläft er ohne: sehr stolz erzählte er es rum, baute mit mir den Wickeltisch ab. So...


Meine Tochter spuckt in der Nacht!Die Psyche?

Guten Tag Herr Dr.Posth! Meine Tochter (4)spuckt seit 2 Tagen nur in der Nacht!Ich war heute mit ihr bei unserer Kinderärztin und sie meinte,das es die Psyche ist ,das sie warscheinlich so schlecht träumt,das sie sich übergeben muss.Ist es wirklich so?Liegt es bei uns?Dazu gesagt hat sie einen kleinen Bruder(5monate).Ich bedanke mich in Vorraus. ...


Vojta-Therapie beim 1 jährigen Kleinkind - Schädlich für die Psyche (Trauma)?

Hallo H. Dr. P., meine T. soll jetzt nach Vojta behandelt werden (auch durch mich zu hause),da sie seit Geburt eine Schiefhaltung bzw. eine Neigung nach rechts mit ihrem Köpfchen hat und auch eine leichte Gesichtsasym.,die sich allerdings etwas gebessert hat.Bisher wurde durch unsere KiÄ immer gesagt,dass sich das mit der Schiefhaltung verwächst,d...


Schade ich der Psyche meines Kindes?

Ich habe selbst Mißbrauch erlebt und bin dadurch sehr zurückhaltend. Auch wenn ich inzwischen gelernt habe damit zu leben und auch mit anderen Menschen "normal" umzugehen, so bleibt natürlich die Vorsicht. Einen wirklichen Freundeskreis habe ich nie aufgebaut, da meine Erfahrung sagt, traue niemanden total, dann wirst auch nicht verletzt. Wir haben...