Grashüpfer1
Sehr geehrte Frau Henkes, ich hätte eine Frage zu meiner 6 -jährigen Tochter. Sie hat seit sie 2,5 Jahre alt ist (im Rahmen des Sauberwerdens) eine chronische Verstopfung entwickelt. Sie erhält täglich einen Btl Movicol und hat damit auch täglich Stuhlgang meistens ohne Probleme Da sie in den letzten beiden Jahren 2 x einen Harnweginfekt und öfter auch Vulvitiden hatte, waren wir beim Kinderarzt vorstellig um der Ursache für die Verstopfung nochmal auf den Grund zu gehen und nicht kritiklos für Jahre Movicol weitergeben wollten. Eine eindeutige organische Ursache konnte nicht gefunden werden, weswegen eine funktionelle Genese im Raum steht. Um weitere invasive Diagnostik, die das Probleme am Schluss noch fixieren vermeiden zu können würde ich einfach gerne wissen welche psychischen Probleme zu Stuhl-, bzw. Harnentleerungsstörungen führen können und wie ich meiner Tochter helfen kann. Dazu hätte ich eine Frage: Ich helfe ihr weiterhin bei der Intimhygiene um den häufigen Infektionen vorzubeugen. Das ist mit 6 Jahren wahrscheinlich nicht altersgerecht und hemmt sie im Autonomiebestreben, richtig? Ich würde dennoch gerne verhindern dass sie ständig Entzündungen hat. Wie finde ich einen Kompromiss? Sie hält den Toilettengang tatsächlich manchmal lang zurück. Ich muss sie nach 5 h mehr oder weniger drängen aufs Klo zu gehen. Da reagiert sie oft auch genervt. Oder bevor wir einen Termin haben oder länger unterwegs sind würde ich sie auch gern noch oft aufs Klo schicken, und sie jammert dann weil sie ja gar nicht muss. Wenn man sie in Ruhe einfach am WE daheim selbst entscheiden lässt wann sie aufs Klo geht, geht sie bei normaler Trinkmenge auch oft nur 3 x. und in den 5 h Kiga meisten 1x oder gar nicht. Sie ist schon in der " Wackelzahnpubertät" und möchte gerne schon viel selbsständiger sein, ihre Freundinnen sind schon alle letztes Jahr in die Schule gekommen, sie ist recht fit und langweilt sich mittlerweile im KIGA und ohne Geschwisterkind leider auch oft zu Hause. Beim Erziehungsgespräch hieß es sie vermittelt den Eindruck dass sie sich selbst Leistungsdruck macht (von uns Eltern kommt das nicht, im Gegenteil wir lassen sie Kind sein). Wie kann ich ihr den Druck raus nehmen? Uns wurde von Seiten den Kinderartzes eine weitere Abklärung in der Urologie empfohlen, Miktionsprotokoll, Beckenboden, Reflux etc. abklären. Kann man machen, aber ich denke nicht dass sie ein organisches Problem hat und befürchte, dass sie dann denkt sie wäre krank (wenn sie ins Krankenhaus muss) und noch mehr dieses Ausscheidungsthema unterbewusst fixiert. Ich weiß nicht was ich diesbezüglich machen soll. Die Kleine merkt natürlich eh jede Unsicherheit, die ich an den Tag lege, aber mit Überzeugung kann ich sie einfach auch schwierig zu den Untersuchungen überreden, von denen ich eigentlich nicht glaube, dass sie unser Problem wirklich lösen können. Es war schon ein Riesenproblem sie zu Logopädie zu bewegen. Da hatte sie auch gleich ein Schuldbewusstsein, dass sie keine gute Aussprache hat. Zu dem Terminen kommt sie zwar mit, hat aber nicht wirklich Lust zu üben. Insgesamt habe ich das Gefühl, je mehr Diagnostik oder Therapie man mit ihr macht, desto mehr fixiert sie Probleme oder meint sie ist krank oder nicht normal. Können Sie mir vielleicht Tipps für einen besseren Umgang mit der Situation geben? Ich versuche ihr immer ehrlich und kindgerecht zu erklären worum es geht. Das nimmt sie am besten an. Freundliche Grüße
Guten Tag, psychische Ursachen für Stuhl- und Harnverhalt bei Kindern sind selten monokausal. Daher kann ich aus der Distanz nicht einschätzen, welche Gründe bei Ihrer Tochter dazu geführt haben. Dass sie sich unter Leistungsdruck setzt, könnte darauf hinweisen, dass sie sich noch unzulänglich fühlt, "nichts herzugeben hat". Da der Kinderarzt körperliche Ursachen ausgeschlossen hat, scheint es mir sinnvoll, auf weitere Untersuchungen zu verzichten. Sie vermuten wahrscheinlich zu Recht, dass dies eine Fixierung auf das Symptom verstärkt. Nach Ihrer Beschreibung erscheint es mir sinnvoll, wenn Sie dem Thema und diesem gesamten Körperbereich weniger Aufmerksamkeit widmen, um Ihre Tochter zu entlasten. Ihre Tochter braucht für ihre Weiblichkeitsentwicklung die Erfahrung, dass ihr Intimbereich intim ist. Sie können mit ihr besprechen, dass Sie ihr zutrauen, die Körperpflege selbständig durchzuführen. Beim Duschen oder Baden können Sie dann unauffällig darauf achten, ob das klappt. Sie sollten Ihre Tochter nicht mehr an den Toilettengang erinnern. Das nimmt dem Thema die Bedeutung und fördert ihre Selbständigkeit. Eine Zeitlang müssen Sie dann vielleicht unterwegs öfter eine Toilette suchen. Wenn sich die Situation entspannt hat, können Sie - in Verbindung mit verdauungsfördernder Kost - sicher auf das Abführmittel verzichten. Wie Sie schreiben, sollte Ihre Tochter auf keinen Fall von sich denken, dass sie nicht in Ordnung ist oder etwas mit ihr nicht stimmt. Das beeinträchtigt die Entwicklung von Selbstwertgefühl. Entwickeln Sie Zuversicht, dass Ihre Tochter die Probleme mit der Ausscheidung bewältigen wird. Wenn Sie diesbezüglich sicherer sind, strahlen Sie das Ihrer Tochter gegenüber aus. Möglicherweise könnte es auch sinnvoll sein, die Logopädie auszusetzen, wenn Ihre Tochter nicht mitarbeitet. Das könnte Ihrer Tochter vermitteln, dass nicht ständig an ihr gearbeitet werden muss, damit sie "richtig" ist. Wenn sie zu ehrgeizig ist, können Sie ihr vermitteln, dass sie nicht "besser" sein muss. Es genügt, wenn sie mit sich zufrieden ist. Sie finden sie auf alle Fälle gut, so wie sie ist. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
Grashüpfer1
Vielen lieben Dank für Ihre Einschätzung und die aufmunternden Worte! Das war hilfreich! Dankeschön! Viele Grüße
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